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Vulkanausbruch Verbotene Liebe in Pompeji – Schmuck "von einem Herren für sein Sklaven-Mädchen"

Im 19. Jahrhundert entzündete sich die erotische Fantasie der Maler an den Sklavinnen der Antike hier malte Jean-Léon Gérôme
Im 19. Jahrhundert entzündete sich die erotische Fantasie der Maler an den Sklavinnen der Antike hier malte Jean-Léon Gérôme
© wikimedia
Ein Paar floh vor dem Ausbruch des Vesuvs. Die Frau hatte wertvollen Schmuck bei sich. Ihr Armreif erzählt die Geschichte einer unmöglichen Liebe.

Die Toten von Pompeji gehen uns nahe, weil sie so plötzlich aus dem Leben gerissen wurden und sie über die Jahrtausende hinweg ihre Geschichte erzählen. Wie der hinkende Mann, der von Trümmern erschlagen wurde. Die Liebenden, die sich im Tod noch umarmten. Oder der Bäcker Terentius Neo und seine kluge und selbstbewusste Frau, die an ein modernes, gleichberechtigtes Paar von heute erinnern. Und ein Fund erzählt die Geschichte einer verbotenen Liebe. Ein Mann und eine Frau versuchten vor dem Ausbruch aus einem Hotel für Reisende zu fliehen. Gemeinsam starben sie auf der Straße als das Paar, das sie im Leben so nicht sein konnten. Bei ihnen fand man einen Beutel mit dem wertvollsten Besitz der Frau. Sie hatte Goldschmuck bei sich, darunter ein köstlicher Armreif in Form einer Schlange. Der Reif wiegt fast ein Pfund und die Schlange besitzt Augen aus Diamanten. Zusammen hatten sie fast ein Kilogramm Gold bei sich, die Frau muss sehr reich gewesen sein. Das wirklich Besondere ist aber die Inschrift im Inneren. Dort heißt es: "Dominus suae ancillae" – etwa: von einem Herren für sein Sklaven-Mädchen. Eine verbotene Liebe.

Die Provinz war freier

Das war für Pompeji nicht untypisch. Der Ort und die Nachbarstädte waren eine Sommerfrische der römischen Oberschicht. In Rom selbst wurden rigide Sittengesetze propagiert und auch durchgesetzt. Augustus verbannte seine eigene Tochter Julia wegen ihres unsittlichen Lebenswandels auf eine karge Insel. Ihre Liebhaber wurden hingerichtet. Es nützte Julia nicht einmal, dass ihr Gatte Tiberius sich für sie einsetzte und ihr verzieh. Eine Ehe oder auch nur ein offenes Konkubinat mit einer Sklavin wären in Rom undenkbar gewesen. Auch als Freigelassene hätte der Herr sie nicht heiraten können.

Der wertvolle Armreif
Der wertvolle Armreif
© wikimedia

Welchen Status die Frau mit dem Reif tatsächlich im Moment des Todes hatte, lässt sich nicht sagen. Sie kann freigelassen und freiwillig bei ihrem Herren geblieben sein. Es ist auch möglich, dass sie im Sklavenstatus blieb. Typisch sind auch Varianten, dass im Testament festgelegt wurde, besonders verdienten Sklaven die Freiheit zu schenken. In jedem Fall war sie eine vermögende Frau. Der Wert allein des Schmucks überstieg den Besitz vieler Römer.

Vereint im Tod

In Pompeji wurde eine weitere unmögliche Liebe aufgespürt. Dieses Paar starb aber weit vor dem Vulkanausbruch und wurde in der Nekropole Porta Nocera vor der Stadt beigesetzt. Die Anlage besteht aus dem Grab des Familienoberhauptes, des Patriziers Quintus Verauis. Daneben ist sein Sohn Gaius begraben und es findet sich das Grab von VeraniaQI Ciara. Sie war eine Sklavin, die der Sohn Gaius freigelassen hatte. Schon die Nähe ihrer Ruhestätte neben der ihres ehemaligen Herren deutet auf eine ungewöhnlich nahe Beziehung hin. Doch Ciaras Grab ist leer. Ihre Asche wurde mit der von Gaius beigesetzt. Ein untrügliches Zeichen, dass sie ein Liebespaar waren, das im Tode vereint sein wollte. Hinter ihnen fanden sich die Überreste eines Teenagers. Es ist anzunehmen, dass es sich um ihren Sohn handelt.

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