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Syrien-Krieg Deutscher Islamist in Aleppo: "Die Lage sieht etwas schlecht aus"

Syriens Armee erobert immer mehr Gebiete im Ostteil von Aleppo. Dort ist auch der deutsche Islamist Abdussamad D. eingeschlossen. Einem Internetblog schilderte der Hanauer die Lage in der Stadt.

Die Zahl der Toten und Flüchtlinge im nordsyrischen Aleppo steigt dramatisch. Durch Luftangriffe und Kämpfe in den Rebellenvierteln der Großstadt wurden allein in den vergangenen Tagen fast 70.000 Menschen vertrieben, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete. Mindestens 26 Zivilisten, darunter mehrere Kinder, seien am Mittwoch in Ost-Aleppo durch Artilleriebeschuss gestorben, Dutzende seien verletzt worden. Die Menschenrechtler und Aktivisten machten das Regime für den Angriff verantwortlich.

Deutscher Islamist will sich nicht ergeben

Zu den Eingeschlossenen in Aleppo gehört auch der deutsche Islamist Abdussamad D. Dem Internet-Blog "Erasmus Monitor" bestätigte der Hanauer am Dienstag die bedrohliche Situation. "Ja, das ist leider richtig. [...] Die Lage sieht etwas schlecht aus für die Rebellen", zitiert ihn die auf das Beobachten der islamistischen Szene spezialisierte Webseite. Er habe aber nicht vor, sich in die Hände der Truppen des syrischen Staatschefs Baschar al-Assad zu begeben.

"Für uns Journalisten, die das Verbrechen dieses Regimes aufdecken und der Welt berichten, gibt es kein Stellen, denn keiner vertraut dem Regime [...]", sagte der 23-Jährige. Die Lage sei zudem noch nicht so schlimm, dass man sich den syrischen Behörden stellen sollte. Weiter wollte sich Abdussamad D. dem Blog zufolge nicht mehr äußern.

Der Deutsch-Türke bezeichnet sich als Journalist und Kriegsreporter, und in der Tat berichtet er seit Monaten als Mitglied eines dreiköpfigen Reporterteams in den sozialen Netzwerken für "On the Ground News" aus dem Kriesengebiet in Nordsyrien. Allerdings ist "OGN" keineswegs so harmlos, wie es zu scheinen versucht. Viele westliche Medien seien dem scheinbar unabhängigen Medienteam auf den Leim gegangen, berichtet "Erasmus Monitor". Amerikanische und britische Fernsehsender wie CNN, Channel 4 und Sky News hätten Kontakt zu ihnen aufgenommen und sich mit Bildern und Videos beliefern lassen. Tatsächlich handele es sich bei "OGN" aber um ein salafistisches Propagandanetzwerk.

Aufruf zur Teilnahme am Dschihad

So war Abdussamad D. noch vor einiger Zeit nicht als Journalist sondern als Dschihadist in Nordsyrien unterwegs. Im September 2014 wurde ein Propagandavideo veröffentlicht, in dem ein Mann, bei dem es sich höchstwahrscheinlich um den Hanauer handelt, mit Sturmhaube über dem Kopf und Kalschnikow auf dem Schoß auf Deutsch versucht, neue Kämpfer anzuwerben. "Wir brauchen Euch jetzt", sagt der Maskierte. "Jetzt, in den harten Zeiten, wo die Kuffar uns angreifen. Wo jetzt die ganze Welt sich zusammenschließt gegen uns zu kämpfen. ... Und ihr sitzt in den Ländern und trinkt Milch. Ihr trinkt Milch. Und ihr esst eure Döner."

Abdussamad D. habe sich nach seiner Ausreise aus Deutschland dem syrischen Al-Kaida-Ableger Jabhat al-Nusra angeschlossen, berichtet "Erasmus Monitor". Unter dem Namen "Saifullah al-Almani" habe er eine Kampfausbildung durchlaufen und sich an Kämpfen der islamistischen Terrororganisation in nordsyrischen Provinzen wie Idlib, Latakia und Aleppo beteiligt. Doch als talentierter Mediengestalter, der zudem vier Sprachen beherrscht, habe er sich wohl zu mehr berufen gefühlt als nur zum Kämpfen.

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