Noch ein Milliardär, noch ein Mann, ein noch älterer dazu. Nach Donald Trump, 73, Joe Biden, 76, gesellt sich nun Michael Bloomberg, 77 und Wirtschaftsmedienunternehmer, ins Rennen um die US-Präsidentschaft.
Nicht zum ersten Mal wirft er seinen Hut in den Ring. Bereits im Frühjahr spielte er mit dem Gedanken, den republikanischen Amtsinhaber herauszufordern, verwarf den Plan aber wieder. Er glaube zwar, Präsident Trump besiegen zu können, sich aber "der Schwierigkeit bewusst, die demokratische Nominierung in solch einem großen Bewerberfeld zu gewinnen", sagte er im März. Daran hat bislang zwar nur wenig geändert, dennoch würde er sich für die Wahl registrieren lassen, deren Anmeldefrist jetzt endet.
Geld ist für Michael Bloomberg kein Problem
Wie Donald Trump ist auch Bloomberg New Yorker, geschäftlich allerdings etwas erfolgreicher. Laut dem "Forbes"-Magazin beträgt sein Vermögen mehr als 50 Milliarden Dollar, damit ist er der achtreichste Mensch der Welt. An der Finanzierung des extrem teuren US-Präsidentschaftswahlkampf dürfte er also nicht scheitern. Schwieriger könnte es dagegen mit der nach links driftenden Parteibasis der Demokraten werden, die Kandidaten wie Elizabeth Warren oder Bernie Sanders vor moderaten Leuten wie Joe Biden bevorzugen. Um dem früheren US-Vizepräsident nicht in die Quere zu kommen, soll Bloomberg vor einigen Monaten noch auf seine Kandidatur verzichtet haben. Auch Bloomberg gilt als Vertreter der Mitte.

Doch Biden, der zwar in vielen Umfragen führt, hatte sich zuletzt ein paar Patzer erlaubt. Zudem mag er vielleicht beliebt sein, aber eher beliebt wie der nette, leicht schusselige Onkel von nebenan. "Bloomberg denkt, dass Joe Biden schwach ist und Sanders und Warren nicht gewinnen können", berichtet die "New York Post" aus dem Umfeld Bloombergs. Nach seiner Ansicht stelle Trump eine "noch nie da gewesene Bedrohung" für die USA dar, mit dem es das aktuelle Bewerberfeld nicht aufnehmen könne, sagt sein Berater Howard Wolfson der "New York Times".
Ein Demokrat durch und durch
Inhaltlich ist Bloomberg moderater Demokrat durch und durch. Er setzt sich für strengere Waffengesetze ein, macht sich für den Kampf gegen den Klimawandel stark, befürwortet, im Gegensatz zu Trump und vielen Republikanern, das Recht auf Abtreibung sowie die Homoehe. Damit zielt der Kandidat Bloomberg eindeutig auf liberale Wähler in den großen Küstenregionen und Städten. Für die Bevölkerung auf dem Land dagegen dürfte Bloomberg zu sehr nach "abgehobener Ostküsten-Elite" wirken. In den wenigen Umfragen, in denen bislang nach Bloomberg gefragt wurde, schneidet der Milliardär nur mäßig ab. Nur sechs Prozent der Demokraten würden ihn unterstützen.
Bloomberg ist kein charismatischer Politiker, der die Massen elektrisiert, auch sein Vermögen machte er mit eher soliden Wirtschaftsdaten als mit großem Brimborium. Um Echtzeit-Börseninformationen anbieten zu können, brachte Bloomberg ein System vernetzter Computer auf den Markt, die sogenannten Bloomberg-Terminals. Ab 1989 baute er zudem noch eine Mediensparte auf, zunächst auf Finanznachrichten spezialisiert, dann auch breiter aufgestellt. Heute Arbeiten nach Firmenangaben in 120 Ländern rund 20.000 Menschen für seine Firma Bloomberg LP.
Als Bürgermeister Lob von Donald Trump
Anders als Donald Trump verfügt Bloomberg über politische Erfahrung: Acht Jahre lang war er Bürgermeister von New York City. Um den umständlichen Nominierungsprozess der Demokraten zu umgehen, wechselte er kurzerhand zu den Republikanern, gewann 2001 für sie die Bürgermeisterwahl und machte anschließend mehr oder weniger demokratische Politik. Lob bekam er sogar von Donald Trump, damals noch TV-Star. Bloomberg mache einen super Job, twitterte er im Jahr 2012.
Ganz anders seine Äußerungen wenige Jahre später, als Bloomberg ebenfalls laut mit dem Gedanken spielte, für die Demokraten in den Präsidentschaftswahlkampf zu ziehen: "Der 'kleine' Michael Bloomberg hätte nie die Eier, zu kandidieren. Seine letzte Amtszeit war ein Desaster", so der Wahlkämpfer Trump 2016.
Noch schweigt Bloomberg
Bloomberg selbst schaffte am Sonntag endgültige Klarheit: "Ich steige in das Präsidentschaftsrennen ein, um Donald Trump zu schlagen und Amerika wieder aufzubauen", so die Kampfansage des Milliardärs. Seine Erfolgschancen aber muss der späte Einstieg nicht zwingend mindern. Barack Obama hatte seine Kandidatur rund anderthalb Jahre vor der Abstimmung bekannt gegeben – zu einer Zeit, als seine Gegenkandidatin Hillary Clinton schon als gesetzt galt. Das Ende ist bekannt.
Hinweis: Dieser Artikel wurde erstmals am 8. November 2019 veröffentlicht und anschließend aktualisiert.
Quellen: "New York Post", "Forbes", "New York Times", DPA, AFP, Donald Trump auf Twitter, Fox News, AFP