Anzeige
Anzeige

Amnesty-Bericht Blick in Nordkoreas grausame Straflager

Sechs Straflager unterhält Nordkorea allein für politische Gefangene. 120.000 Menschen leben dort unter fürchterlichen Bedingungen. Wie Amnesty International berichtet, werden die abgelegenen Camps offenbar weiter ausgebaut.

Nordkorea baut offenbar seine Gefangenen-und Arbeitslager aus, berichtet Amnesty International. Die Menschenrechtsorganisation hat neue Satellitenaufnahmen aus dem vergangenen Jahr ausgewertet und ist dabei auf Hinweise gestoßen, dass in zwei Internierungscamps neue Wachtürme errichtet wurden, ein mögliches Krematorium ausgebaut sowie die Zahl der Wärter erhöht wurde. "Die Bilder bestätigen unsere bisherigen Erkenntnisse, dass in einigen nordkoreanischen Einrichtungen politische Häftlinge Zwangsarbeit verrichten müssen", sagte Micah Farfour, ein Fotoanalyst von Amnesty.

Die untersuchten Bilder zeigen die "Kwanliso" 15 und 25. So werden im Koreanischen Straflager für politische Gefangene genannt, von denen es sechs in dem isolierten Land gibt. Daneben existieren noch eine Reihe von Umerziehungslagern. Die von Amnesty untersuchten Aufnahmen zeigen das Lager Nummer 15, mit rund 47.000 Gefangenen das zweitgrößte des Landes, sowie "Kwanliso" 25, das kleinste mit knapp 3000 Insassen. Insgesamt sollen laut der Menschenrechtsorganisation 120.000 Nordkoreaner im gesamten "Kwanliso"-System einsitzen - unter offenbar fürchterlichen Bedingungen.

Stern Logo

Isolierhaft für Kinder, vorsätzlicher Hungertod

Amnesty berichtet von systematischen Vergewaltigungen, Kindstötungen, vorsätzlichem Hungertod, Isolierhaft für Kinder, Zwangsarbeit und Hinrichtungen. "Das Geflecht derartiger Straflager zeigt, wie die nordkoreanische Regierung seine Unterdrückungsinfrastruktur aufrechterhält oder sogar noch ausbaut", heißt es bei der Menschenrechtsorganisation. Vorwürfe von unmenschlichen Verhältnissen in den nordkoreanischen Lagern werden seit sehr vielen Jahren gegen das Regime in Nordkorea erhoben. Vor einen Jahr hatte UN-Menschenrechtskommissar Seid al Hussein in einem Bericht von systematischer Folter der Gefangenen berichtet und sich dabei auf Aussagen von Überläufern und Geflohenen gestützt.

Um in eines der "Kwanlisos" deportiert zu werden, reichen oft schon Kleinigkeiten. Amnesty berichtete vor einigen Monaten davon, dass Nordkoreaner, die ins Ausland geflohene Verwandte anrufen, ein Straflageraufenthalt droht. Genauso wie Angehörigen von in Ungnade gefallenen Bürgern. Nordkorea ist eines der wenigen Länder der Welt, in denen Sippenhaft üblich ist. Bei schweren Vergehen werden manchmal bis zu drei Generationen der "Täterfamilie" inhaftiert.

2012 erregte der Bericht des ehemaligen Gefangenen Shin Dong Hyuk für Aufsehen. Der junge Mann wurde in dem Lager Nummer 14 geboren, in dem seine Mutter gelandet war und geheiratet hatte. Er verbrachte dort seine Kindheit und Jugend, im Alter von 23 Jahren gelang ihm die Flucht. In seinem Buch "Flucht aus Lager 14" beschreibt Shin unter anderem, wie er seine eigene Mutter und seinen Bruder verrät, weil sie flüchten will. Er selbst verspricht sich davon die Erhöhung der Essensration, landet aber im Folterkeller. Seine Mutter und sein Bruder werden später hingerichtet.

Die Lager sind sogar vom All aus zu sehen

Die Regierung in Pjöngjang streitet vehement ab, solche Straflager zu betreiben und die Menschenrechte zu verletzen, lässt aber keine unabhängigen Beobachter und Menschenrechtsbeauftragte ins Land, die die Vorwürfe entkräften könnten. Im Frühling dieses Jahres hatte der Außenminister des Landes verkündet, dass die Vertreter seines Staats nicht länger an den Sitzungen des UN-Menschenrechtsrats teilnehmen würden, wenn dort über Nordkorea gesprochen werde. Organisationen wie Amnesty halten dagegen, dass Einrichtungen, in denen massive Menschenrechtsverletzungen begangen werden, sogar per Satellit vom All aus zu sehen sind.

nik

Mehr zum Thema

Newsticker

VG-Wort Pixel