Der Beginn der neuen Woche in Europa steht unter dem Eindruck der alten: Donald Trump ist schon vor Stunden abgereist, als Angela Merkel in einem Bierzelt in München zur CSU spricht. "Wir Europäer müssen unser Schicksal wirklich in die eigene Hand nehmen", sagt die Kanzlerin. "Die Zeiten, in denen wir uns auf andere völlig verlassen konnten, die sind ein Stück weit vorbei."
Wen genau sie mit "den anderen" meint, sagt die Kanzlerin nicht. Und doch sind ihre schwammigen Worte in diesen Tagen deutlich genug, um nur einen Schluss ziehen zu können: Angela Merkel spricht von Donald Trump. Der US-Präsident hatte die westlichen Partner auf seiner ersten Auslandsreise in Saudi-Arabien, Israel, Rom, Brüssel und Taormina hingehalten, düpiert, gescholten. Nach Nato- und G7-Gipfel bleiben in Europa Enttäuschung, Frustration und Verbitterung zurück. Einmal über den großen Teich geblickt, zeigt sich ein anderes Bild.
Trump jubelt nach seiner Reise - und nicht nur er
In den USA gibt es einen Mann, der die erste Auslandsreise von US-Präsident Donald Trump richtig toll fand: Donald Trump. Auf Twitter jubelte der US-Präsident am Sonntag: "Gerade aus Europa zurück. Trip war ein großer Erfolg für Amerika. Harte Arbeit, aber große Ergebnisse!" Während Meldungen wie diese in Europa für Kopfschütteln sorgen mögen, gibt es in den USA durchaus einige, die die Meinung von Donald Trump teilen.
Es sind dies vorwiegend Exponenten der republikanischen Partei sowie Medien, die den Republikanern nahe stehen. "Der Trip verlief ohne größeren Fehltritt", berichtete beispielsweise Fox News. "Trump bemüht sich, die internationalen Bündnisse aufzubauen und zu stärken, mit dem Ziel islamistischen Terror und den Bau von Atomwaffen in Iran und Nordkorea zu bekämpfen."
Trumps Trip: Für Republikaner top, für Demokraten flop
Ein weiteres als konservativ geltendes US-Medium ist die "Washington Times". Dort sagt Senator Bob Corker, ein Republikaner aus Tennessee: "Der Trip wurde nahezu in Perfektion ausgeführt." Corker merkt an, er könne mit dem Neun-Tage-Trip nicht glücklicher sein. Lindsey Graham, ein republikanischer Senator aus South Carolina, schlägt in dieselbe Kerbe. "Insgesamt ein guter Trip", befindet er, sagt allerdings auch, dass die Kulisse für die harten Worte an die Nato wohl die falsche war: Wie berichtet, hatte Donald Trump den Nato-Verbündeten vor dem Hauptquartier in Brüssel eine regelrechte Standpauke gehalten: Sie sollten mehr Geld in Verteidigung investieren, forderte Trump. Dabei stand er vor einem Denkmal zu Ehren der Opfer des Terroranschlags in New York am 11. September 2001.
Um einiges deutlicher als die zaghafte Kritik mancher Republikaner fällt naturgemäß die Kritik demokratischer Politiker aus. In der "Washington Times" kommen zwei Vertreter zu Wort: Sie kritisieren Trumps Rüstungsdeals mit Saudi-Arabien, er hätte eigentlich auf die Einhaltung der Menschenrechte pochen sollen. Zudem habe er "die engsten Verbündeten" mit seiner Nato-Schelte vor den Kopf gestoßen.
"Erfolgreicher Trip", schreibt Breitbart
Ganz rechts im Nachrichtenspektrum wird "Breitbart" eingeordnet. Ganz rechts und ganz im Sinne von Donald Trump. Ein Artikel, der noch am Samstag auf dem Portal erschien, lobt gleich im Titel Trumps Auslandsreise als "erfolgreichen Trip". Diesen Erfolg habe er, wohl in alter Business-Deal-Manier, mit den amerikanischen Truppen am Militärflugplatz Sigonella auf Sizilien "gefeiert". Wie man sich so eine Feier vorzustellen hat, erklärt Breitbart ein paar Absätze später: "Der Präsident wurde am Stützpunkt von einer johlenden Menge und "USA! USA! USA!-Rufen empfangen. Im Hintergrund spielte der Air-Force-One-Movie-Soundtrack."
"Präsident Donald Trumps erster Ausflug auf die internationale Bühne sollte man als Erfolg werten", heißt es auch überraschenderweise auf CNN: "Die Verbündeten im Mittleren Osten werden sich versichert fühlen, dass die USA an ihrer Seite stehen." Und in Europa? Trumps Rede zur Nato hätte noch stärker ausfallen können und sollen, heißt es in dem Stück, der Präsident hätte sich klar zum Beistands-Artikel 5 bekennen sollen und so eine klare Warnung in Richtung Russland abgeben können, sich aus den baltischen Staaten rauszuhalten. Doch: "Alles in allem war die Tour eine entschiedene Ablehnung der Isolation und eine Wiederbehauptung amerikanischer Führung – das kann nur gut sein für diese Welt." Passt nicht zu CNN? Stimmt. Dort kommentierte Nile Gardiner Trumps Neun-Tage-Trip in einem Meinungsstück. Gardiner gilt als konservativer Kommentator, arbeitete einst für Margaret Thatcher und ist nun für eine Stiftung tätig, die die amerikanische Regierung in außen- wie innenpolitischen Fragen berät.
