Es ist ein Post, der selbst für Donald Trumps Verhältnisse extrem aufgebracht wirkte. Er werde am Dienstag verhaftet, prophezeite Trump am Samstag durchgehend in Großbuchstaben geschrieben auf dem Netzwerk Truth Social. Und forderte seine Anhänger unverhohlen zu Protesten auf. Für seinen ehemaligen Anwalt Michael Cohen gibt es keinen Zweifel, was der Ex-Präsident damit bezweckt.
"Er will einen erneuten gewaltsamen Zusammenstoß in seinem Namen", gibt sich Cohen in einem Interview mit MSNBC"gewiss. "Es wäre schlau gewesen, wenn er zu friedlichen Protesten aufgerufen hätte. Aber er will keine friedlichen Proteste", ist er überzeugt.
Klassische Trump-Reaktion
Die Behauptung der anstehenden Verhaftung nimmt Cohen durchaus ernst. "Er denkt sich so etwas nicht aus, weil er gelangweilt in Mar A Lago herumsitzt", ist er sicher. "So wie ich Donald kenne, reagiert er damit darauf, dass die Staatsanwaltschaft sich bei ihm gemeldet hat." Es sei eine klassische Reaktion des Ex-Präsidenten auf Informationen, die ihm vorlägen. "Aber nicht aus Leaks, wie er gerne behauptet. Solche Leaks aus einer Oberstaatsanwaltschaft gibt es schlicht nicht."
Die Staatsanwaltschaft, auf die er sich hier bezieht, ist die in New York. Sie ermittelt wegen Schweigegeld-Zahlungen, die Trump 2016 an die ehemalige Pornodarstellerin Stormy Daniels gezahlt haben soll, um eine Affäre zu vertuschen. Cohen, der jahrelang als Trumps "Fixer" galt, ist so nah an den aktuellen Vorwürfen, wie man es nur sein kann: Er saß wegen seiner Rolle in der Vertuschungsaffäre selbst bereits im Gefängnis.

Cohen: "Er will keinen friedlichen Protest"
Aus seiner Sicht habe Trump zwei Gründe dafür, seine Anhänger aufzuwiegeln. Zum einen schienen Trump und seine Anhänger überzeugt, dass ihn eine erneute Ausschreitung im Stile des Sturms auf das Kapitol am 6. Januar 2021 diesmal endgültig ins Weiße Haus bringen könnte, glaubt Cohen. "Noch wichtiger ist für Donald aber die große Abzocke", ist er überzeugt. "Er wird versuchen, davon zu profitieren, dass seine Anhänger ihm Geld spenden, um ihn vor der Staatsanwaltschaft und der bösen Linken zu beschützen."
Auf die Strategie seines aktuellen Rechtsbeistandes sollte sich Trump lieber nicht verlassen, glaubt Cohen. "Wenn man sich seine Anwälte anschaut – das ist eine Clown-Show", erklärt er in einer anderen Sendung bei MSNBC. "Man erwartet fast, dass alle 14 von ihnen mit zu großen Schuhen und roten Nasen aus einem Mini Cooper aussteigen. Was sie behaupten, ergibt einfach keinen Sinn."
Ohnehin scheint er es mittlerweile zu bereuen, damals für Trump gelogen zu haben. "Donald ist es sein ganzes Leben gelungen, der Verantwortung für sein Handeln zu entfliehen", klagt er. "Während wir aus seinem Umfeld zu den Sündenböcken gemacht wurden." Entsprechend klar ist sein Tipp an die neuen Kollegen: "Den Rat, den ich allen Anwälten geben kann, wenn sie nach Donald sie um Hilfe in diesem Albtraum bittet, ist: Rennt. Rennt, so schnell ihr könnt."