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ISW-Bericht Putin soll Stopp der ukrainischen Gegenoffensive bis Anfang Oktober befohlen haben

Gegenoffensive Ukraine
Ukrainische Soldaten, wie in der Region Donezk, holen sich Stück für Stück ihr Land zurück. 
© Roman Pilipey / AFP
Die Gegenoffensive der Ukraine kommt langsam aber stetig voran. Nach Willen von Wladimir Putin soll damit bald Schluss sein – angeblich hat er seinem Verteidigungsminister ein entsprechendes Ultimatum gestellt.

Der zweite Kriegsseptember war noch nicht einmal zur Hälfte vorbei, da verkündete Aggressor Wladimir Putin gewohnt breitbeinig, dass die Ukraine eine "sogenannte Gegenoffensive" durchführe, dabei aber "natürlich keine" Ergebnisse erziele. Wenige Tage später befreiten die Truppen Kiews das wichtige Robotyne, dann durchbrachen sie einige russische Verteidigungslinien und legten das Hauptquartier der Schwarzmeerflotte in Schutt und Asche. Alles bemerkenswerte Erfolge, die dem Kreml Sorge bereiten dürften – und möglicherweise auch an dessen unrealistischen Kriegszielen liegen könnten.

"Verbessern Sie die Situation an der Front"

Laut der US-Denkfabrik "Institute for the Study of War" (ISW) soll der russische Präsident seinen Verteidigungsminister Sergei Schoigu angewiesen haben, bis Anfang Oktober "die Situation an der Front zu verbessern", die ukrainische "Gegenoffensive zu stoppen" und die russischen Streitkräfte in die Lage zu versetzen, "eine Offensive gegen eine größere Stadt zu starten." Das ISW beruft sich dabei auf Aussagen eines Kreml-Insiders auf Telegram. Wie glaubhaft die sind, lässt das Institut zwar offen, führt aber an, dass sie zum aktuellen Vorgehen der russischen Armee passen würden.

Angeblich soll Schoigu, ein enger Vertrauter Putins, zugesagt haben die Anweisungen unverzüglich auszuführen – obwohl seine Soldaten aktuell wie schon im gesamten Kriegsverlauf immer wieder erhebliche Probleme haben. Das ISW schreibt, dass das Verteidigungsministerium bereits in der Vergangenheit "unerreichbare militärische Ziele auf Kosten der russischen Streitkräfte verfolgte". Grund sei die "Angst, Putins Gunst zu verlieren", weswegen es negative, aber ehrliche Einschätzungen zurückhalte.

Putin: Schlecht informiert oder Lügner?

Die Moskauer Führung fällt öffentlich immer wieder mit zum Teil drastischen Falschaussagen auf. Wobei unklar ist, ob Wladimir Putin oder auch sein Außenminister Sergei Lawrow schlecht informiert werden oder sie aus Propagandagründen schlicht lügen. Vor wenigen Wochen behauptete der russische Präsident etwa, dass seine Truppen seit Juni 543 Panzer und 18.000 gepanzerte Fahrzeuge der Ukrainer zerstört habe. Das aber sei deutlich mehr, als die Ukraine nach eigenen Angaben überhaupt jemals besessen habe, berichtete das unabhängige russische Portal "Medusa".

Im Juli war Generalmajor Iwan Popow, Kommandeur der 58. Armee, entlassen worden. Nach eigenen Angaben, weil er Probleme klar benannt habe: fehlende Artillerieaufklärung und -bekämpfung, zu viele Tote und Verletzte. "Aus diesem Grund sahen die Oberbefehlshaber offenbar eine Art Gefahr in mir", so Popow in einer Sprachnachricht.

Soldat aus der Ukraine: "Geben erst auf, wenn man sie erschießt"

Manches deutet daraufhin, dass es das Ultimatum tatsächlich gibt und das russische Militärkommando "unerbittliche Gegenangriffe anordnet, selbst wenn dies hohe Kosten für die militärischen Fähigkeiten mit sich bringt“, wie es in ISW-Bericht heißt. Ukrainische Soldaten etwa erzählten der deutschen Nachrichtenagentur DPA jüngst, wie sie das Vorgehen der Russen erleben: So habe der Feind sehr gut ausgerüstete Einheiten, "die erst aufgeben, wenn man sie erschießt", wie Roman, 24, von der 3. Sturmbrigade sagt. Und: "Wir haben beobachtet, wie russische Offiziere ihre Leute ins Feuer gezwungen haben, obwohl die Situation ausweglos war und sie sich hätten ergeben können."

Die aktuellen massiven Drohnen-Attacken auf die größeren Städte Odessa und Cherson, sowie einer wichtigen Bahnverbindung  könnten ebenfalls ein Indiz dafür sein, dass die militärische Führung in Moskau gewillt ist, die Anordnungen aus dem Kreml widerstandslos zu befolgen. Nach Ansicht des ISW könnten diese, teilweise erfolgreichen Angriffe, "auf Putins Mikromanagement zurückzuführen sein".

Quellen: "Institute for the Study of War", DPA, Newsweek, "The Independent"

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