Eine Woche vor dem G20-Gipfel in Hamburg gibt "Rote Flora"-Anwalt Andreas Beuth ein Versprechen. Er sagt: "Wir nehmen uns unsere Stadt zurück." Acht Tage später reißen Radikale in einer Nacht die Sternschanze an sich, zünden Barrikaden an, verwüsten Läden. Stundenlang sind die Schanzen-Bewohner allein mit den Randalierern, mit den Feuern, mit dem Chaos, den Schaulustigen und mit der Angst. Dann kommt die Polizei mit Wasserwerfern und löst den Block auf.
Am Morgen danach steht Andreas Beuth vor der Kamera des Norddeutschen Rundfunks. Er trägt die obligatorische Ledermütze, seine Brille sitzt etwas zu weit vorn auf der Nase, als er sagt: "Wir als Autonome, und ich als Sprecher der Autonomen, haben gewisse Sympathien für solche Aktionen. Aber doch bitte nicht im eigenen Viertel, wo wir wohnen. Also, warum nicht in Pöseldorf oder Blankenese?" Beuth sagt: "Da gibt's auch bei uns großes Unverständnis, dass man im Schanzenviertel die eigenen Geschäfte zerlegt. Die Geschäfte, wo wir selbst einkaufen." Pöseldorf und Blankenese gelten als Hamburgs Nobelviertel, es sind nicht die Viertel von Andreas Beuth.
NDR stellt Interview ins Netz - die Reaktionen sind vernichtend

Der NDR stellt den Ausschnitt gegen Mittag ins Netz. In den sozialen Netzwerken bekommt Beuth danach Gegenwind. Er habe wohl "einen Stein zu viel auf die Rübe" bekommen, meint ein Nutzer bei Twitter. Gewalt ist Gewalt, egal wo, schreibt eine Nutzerin. An anderer Stelle distanzierte sich Beuth zwar klar - gegenüber der DPA sprach er von "sinnfreier Gewalt. Das wollen wir nicht, das muss unterbleiben". Aber seine Worte gegenüber dem NDR sind in der Welt.
Beuth hat sich schon vor vielen Jahren klar politisch positioniert. Der 64-Jährige gilt als Hamburger Urgestein der linken Szene, fungierte als ihr Anwalt, meldete ihre Demonstrationen an, vertrat die Linksextremisten bei Prozessen. Beuth ist rechtlicher Vertreter der Hamburger "Roten Flora". Die "Rote Flora" ist ein Gebäude im linksorientierten Hamburger Stadtteil Sternschanze. Seit fast 30 Jahren gilt das ehemalige Theatergebäude als besetzt, es zählt zu den wichtigsten Zentren der autonomen Szene in ganz Deutschland.
