Vor etwa einem Jahr haben die Taliban die Macht über Afghanistan übernommen und regieren seitdem das Land. Die RTL-Reporterin Liv von Boetticher war 60 Tage lang vor Ort, um sich selbst ein Bild der Situation der Frauen in Afghanistan zu machen. Mit Michel Abdollahi spricht sie in der 345. Folge des Podcast "heute wichtig" über ihre Erfahrungen und sagt: "Man kann sich nicht aus Deutschland oder Europa auf das vorbereiten, was man dort antrifft."
Die Unterdrückung der Frauen in Afghanistan: Erfahrungen einer Journalistin
Das Leben von Frauen war in Afghanistan schon vor der Übernahme der Taliban eingeschränkt. Doch seit letztem Jahr hat sich die Situation deutlich verschlechtert, Liv von Boetticher spricht davon, dass Frauen dort Menschen zweiter Klasse seien. Die Reporterin war verantwortlich für ihr Kamerateam und musste sich mit ihren männlichen Kollegen immer wieder absprechen, doch: "Ich war die Chefin. Und Chefin in einem Land zu sein, wo Frauen nichts zu sagen haben, das ist ganz schön schwierig." Hinzu kommt, dass die Taliban Reporter:innen nicht gerne in ihrem Land haben. Deshalb sind sie Liv von Boetticher und ihrem männlichen Kamerateam "mit Misstrauen begegnet." Einziger "Vorteil" der Unterdrückung der Frauen im Land ist jedoch, dass es gesonderte Räume gibt, in denen sich nur Frauen aufhalten dürfen. So konnte Liv von Boetticher in einem geschützten Ort, wie zum Beispiel einer Frauenklinik, ohne Männereinfluss mit den Frauen sprechen und ihre Geschichten anhören.
Wie mutige Frauen das System umgehen, um anderen zu helfen
Eine Revolte gegen die Taliban gibt es nicht. "Nicht-akzeptieren, im Sinne, dass man sich wirklich öffentlich auflehnt, gibt es so gut wie gar nicht mehr in Afghanistan, denn das würde ja lebensgefährlich sein." Stattdessen haben Frauen andere Wege gefunden, sich gegen die Gesetze aufzulehnen. In einem Raum, der nicht für Männer zugänglich ist, hilft eine Frauenärztin so gut sie kann. "Diese Frau zum Beispiel, die gibt dann Verhütungstipps im Geheimen […] und das hat mich wirklich beeindruckt, dass da Frauen viel riskieren, um wirklich Frauen zu helfen." Neben den mutigen Frauen gibt es leider wenig Stimmen der Männer, die sich gegen das Regime und für Frauenrechte aussprechen. "Und das ist etwas, das hat mich persönlich wütend gemacht", sagt Liv von Boetticher.
Ihr Abo für "heute wichtig"
Verpassen Sie auch sonst keine Folge von "heute wichtig" und abonnieren Sie unseren Podcast bei: Audio Now,Spotify, Apple Podcasts, Deezer, Castbox oder in ihrer Lieblings-Podcast-App. Bei inhaltlichen Fragen oder Anregungen schreiben Sie uns an heutewichtig@stern.de.