Je nach Fächerkombination und Klasse kann es sein, dass eine Lehrkraft 60 Stunden pro Woche arbeitet. In den vielzitierten, ‘entspannten’ Ferien müssen dann nicht selten Klausuren korrigiert oder andere Arbeiten erledigt werden. Und der Druck wird immer größer. Denn Schule soll heutzutage nicht nur Wissen, sondern auch soziale Kompetenz und am besten noch mehr vermitteln, was zu Hause auf der Strecke bleibt. Gleichzeitig sind die Strukturen im System "Schule" seit Jahrzehnten festgefahren, die Technik veraltet, Klassenräume marode. Kein Wunder also, dass in den letzten zehn Jahren auch die Zahl der Lehramts-Absolvent:innen zurückgegangen ist – laut Statistischem Bundesamt um 13,8 Prozent. Dass der Lehrberuf attraktiver gestaltet werden muss, weiß auch die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Bettina Stark-Watzinger, von der FDP. In der 451. Ausgabe des Podcasts "heute wichtig" sagt sie: "Wir unterstützen von Bundesebene mit Kompetenzzentren die digitale Lehre für Lehrerinnen und Lehrer. Wir werden ein Start-Chancen-Programm auflegen, das auch die selbstständige Schule hat. Wir unterstützen von Bundesseite, hier aufzubrechen, damit sich etwas verändert."
Bildungsministerin Stark-Watzinger: "Die Klassenzimmer sind noch sehr analog"
Schulen müssen digitaler werden, um im internationalen Vergleich mithalten zu können. Doch auch hier gibt es eine große Diskrepanz. Während die einen schon mit iPads lernen und nur noch am digitalen Board arbeiten, stehen in anderen Schulen immer noch die guten alten Overheadprojektoren. Hier will die Bildungsministerin weg von der Floskel "Bildung ist Ländersache" und hin zu einer gebündelten Kompetenz im Ministerium in Berlin: "Meine Vorstellung ist, […] dass der Bund bei übergeordneten Themen wie der Digitalisierung […] mehr Verantwortung übernimmt, die Aufgabenteilung klärt und dann die Rollen zuweist, um die Mittel effizient einzusetzen", so Stark-Watzinger im Gespräch mit "heute wichtig"-Host Michel Abdollahi. Deshalb fordert die Ministerin auch eine Bildungs-Milliarde: "Wir haben ein Klimaschutz-Sofortprogramm. [...] In der Bildung haben wir das nicht. Wo ist das Bildungs-Sofortprogramm?"
Besondere Förderung der sozial schwachen Kinder
Einem Fünftel der Grundschüler:innen fehlen wesentliche Grundkenntnisse im Lesen, Rechnen und Schreiben. Das wirkt sich später auch noch im Beruf und bei der Ausbildungssuche aus und beschäftigt auch die Ministerin. Hier will ihr Ministerium noch gezielter fördern, auch durch ihre persönliche Erfahrung. Denn als ihre Kinder in der Grundschule waren, hat sie sich als Elternbeirätin für Kinder eingesetzt, die mit unterschiedlichen Voraussetzungen und Hilfsmöglichkeiten kämpfen mussten: "Natürlich würde ich am liebsten jedem Kind mehr geben an Möglichkeiten, an Bildung. Aber wir müssen weg von der ‘Gießkanne’ und hin zu denjenigen, die wenig Unterstützung haben." Eine Entbürokratisierung auf allen Ebenen könnte im ersten Schritt helfen. Sowohl bei der Förderung der Schüler:innen, als auch bei der Gestaltung des Lehrberufs. Doch die meisten Entscheidungen werden immer noch in den Bundesländern getroffen, die Bundesministerin für Bildung und Forschung kann hier nur Vorschläge einbringen.
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