In den Sommermonaten des letzten Jahres waren weniger als 60 Prozent aller ICEs pünktlich. Und das, obwohl Züge, die weniger als sechs Minuten Verspätung haben, in der Statistik sogar als pünktlich aufgeführt werden. In einem Interview für die 461. Folge des Podcasts "heute wichtig" spricht Dimitri Blinski mit dem Konzernsprecher der Deutschen Bahn, Achim Stauß. Der sagt: "Die Pünktlichkeit war weit entfernt von unseren Ansprüchen".
Wie die Deutsche Bahn wieder pünktlicher werden will
Achim Stauß weiß, warum die Züge der Deutschen Bahn immer wieder zu spät kommen. "Erklärbar ist das damit, dass unsere Infrastruktur, unser Schienennetz überlastet ist. Es ist einfach zu alt und zu stör-anfällig." Und um das zu verändern, brauche es eine Erneuerung des Schienennetzes.
"Korridorsanierungen" sollen dabei helfen. "Ab 2024 werden einzelne Korridore komplett gesperrt", sagt der Konzernsprecher. Diese Korridore sollen gründlich aufgearbeitet werden, sodass sie möglichst lange und von einer höheren Kapazität an Zügen befahren werden können.
Gleichzeitig spricht er auch die Bahnreform an, die 1994 in Kraft getreten und die deute Bahn privatisiert hat. Seitdem sei das Schienennetz geschrumpft, der Schienengüterverkehr aber habe sich fast verdoppelt. Und auch das Angebot im Nah- und Fernverkehr sei um 40 Prozent gestiegen. Die Leistungsfähigkeit des Schienennetzes habe also seit 1994 zugenommen. Achim Stauß sagt: Mehr Zugverkehr auf den Schienen sei "eigentlich gut für Fahrgäste, Kunden und Umwelt, es gibt aber nicht genug Infrastruktur, um den Zugverkehr zuverlässig abzuwickeln." Mit den Korridorsanierungen will die DB das bis Ende der 2020er-Jahre ändern.
"Ich glaube, was die Preise betrifft, müssen wir uns nicht verstecken"
Neben Verspätungen werden auch die hohen Preise der Deutschen Bahn am meisten kritisiert. Während Achim Straß Ersteres noch verstehen kann, widerspricht er im Podcast deutlich, dass die Preise zu hoch seien.
Normalpreise würden in der Regel sowieso nicht von den Kund:innen bezahlt werden. Denn mit frühen Buchungen, der Bahncard50 oder Rabatten für Geschäftsreisen, könnten vor allem Pendler:innen und Menschen, die viel mit der Bahn fahren, einiges an Geld bei ihren Ticketkäufen sparen. Außerdem bezieht sich der Bahn-Sprecher auf Kund:innenbefragungen, die zeigen, dass das Preisniveau die Kund:innen nicht davon abhalte, mit der Bahn zu fahren.
Wem die Ticket-Preise zu teuer sind, kann nun zumindest auf das 49-Euro-Ticket hoffen, das ab Mai kommen soll. Das Deutschlandticket sei laut Stauß zwar eine Chance, Menschen für den klimafreundlichen Nahverkehr zu gewinnen, "aber wir werden nicht den Ansturm an Menschen haben, wie wir das beim 9-Euro-Ticket gemerkt haben." Trotzdem blickt Stauß der Zukunft zuversichtlich entgegen und sagt: "Generell stehen die Zeichen ganz klar in Richtung Bahnfahrt."
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