"Schlaf ist wie ein Vogel am Fensterbrett, und er ist wunderschön, aber wenn du dich ihm näherst und nach ihm greifen willst, fliegt er davon", so beschreibt stern-Redakteur Bernhard Albrecht das verkrampfte Verhältnis, das wir zum Schlaf entwickeln, sobald dieser zum Problem wird.
Laut einer Studie leidet jede zehnte erwerbstätige Person in Deutschland an Schlafstörungen. Nur wann beginnt eigentlich eine Schlafstörung? Möglichst früh zu Bett gehen, bei einer Raumtemperatur von maximal 18 Grad, mindestens acht Stunden schlafen – und das unbedingt am Stück – das ist die Vorstellung vom perfekten Schlafen. Nur: Die setzt auch ziemlich unter Druck. "Dabei sind Schlafverhalten und Schlafbedürfnis sehr individuell, sagt stern-Wissenschaftsredakteur Bernhard Albrecht in der 442. Folge "heute wichtig".
Schlaf-Mythos "Acht-Stunden-Minimum": "Entscheidend ist die Tagesmüdigkeit"
Wer zum Beispiel nur drei bis vier Stunden schläft, leide nicht automatisch an einer Schlafstörung. "Dass wir sieben bis acht Stunden Schlaf brauchen, ist ein Mythos." Die Frage ist laut Bernhard Albrecht: Wie kommt man damit zurecht? Problematisch werde es dann, wenn jemand ohne drei Nickerchen gar nicht mehr durch den Tag kommt. "Entscheidend ist die Tagesmüdigkeit." Dann werde auch der Powernap, das 20-Minuten-Nickerchen, zum Problem. "Wenn man ein 'Normalo'’ ist, hilft einem der Powernap auf die Beine", sagt Bernhard Albrecht, "Aber, wenn man nachts nicht zum Schlafen kommt und den Schlaf dann noch tagsüber durch einen Powernap nachholt, erniedrigt man den Schlafdruck." Wer Schlafstörungen hat, müsse – so schwer es fällt – so lange aufbleiben wie möglich, um dann hoffentlich wieder auf ein gesundes Verhältnis zum Schlafen hinzuarbeiten.
Essensmythen
Was Sie abends essen sollten - und was besser nicht
Burger und Spaghetti Bolognese sind abends Tabu: Die Mischung aus Kohlenhydraten und Fleisch setzt direkt an. Besser ist Trennkost, also den Burger ohne Brötchen essen. Nudeln am Abend sollten Sie sich verkneifen. Oder: Machen Sie Nudeln aus Gemüse. Das geht schnell (Hier finden Sie ein Gemüse-Pasta-Rezept).
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Schlafstörungen sind wie "eine chronische Krankheit"
Es gebe die verschiedensten Schlafstörungen. Wer sie nicht losbekommt, leide grausam. "Das ist dann wie eine chronische Krankheit", sagt Bernhard Albrecht im Podcast. Und die sei dann oft nicht mehr zu therapieren. "Es gibt eine kleine Gruppe an Menschen, denen ist anders nicht mehr geholfen als mit Schlafmitteln." Die aber sind ein Problem in Deutschland: Über eine Million Menschen sind von Schlafmitteln abhängig. "Generell gilt: Vorsicht mit Schlafmitteln – aber man sollte sie auch nicht verteufeln", sagt der Wissenschaftsredakteur. Denn: "Schlafmittel ist nicht gleich Schlafmittel."
Benzodiazepine, Z-Substanzen und Melatonin: "Schlafmittel ist nicht gleich Schlafmittel"
Zwar machten die sogenannten Benzodiazepine stark abhängig, aber daneben gebe es die Gruppe der Z-Substanzen oder die auf dem Markt recht neuen Hoffnungsträger, sogenannte Orexin-Hemmer, die wohl ein deutlich geringeres Abhängigkeitspotenzial hätten. Was parallel zu diesen Schlafmitteln vielfach beworben wird und Abhilfe bei Einschlafproblemen schaffen soll, sind Melatonin-Präparate. Das Hormon, werde auch vom Gehirn selbst hergestellt und es habe einen "anschiebenden Effekt", wie Bernhard Albrecht sagt. Allerdings ist der Wissenschaftsredakteur zwiegespalten. Denn wenn man Melatonin zu unterschiedlichen oder falschen Zeiten einnehme, könne man seinen Biorhythmus völlig durcheinanderbringen. Bei zu geringer Dosis habe Melatonin auf der anderen Seite maximal einen Placebo-Effekt. "Bei Selbstmedikation und Präparaten aus der Drogerie sind Schlafexperten sehr kritisch."
Klar, meinungsstark, auf die 12: "heute wichtig" ist nicht nur ein Nachrichten-Podcast. Wir setzen Themen und stoßen Debatten an – mit Haltung und auch mal unbequem. Dafür sprechen Host Michel Abdollahi und sein Team aus stern- und RTL-Reporter:innen mit den spannendsten Menschen aus Politik, Gesellschaft und Unterhaltung. Sie lassen alle Stimmen zu Wort kommen, die leisen und die lauten. Wer "heute wichtig" hört, startet informiert in den Tag und kann fundiert mitreden.
Grundsätzlich glaubt Bernhard Albrecht, dass "wir das natürliche Verhältnis zu Schlaf verloren haben". Wir sind nachts zu lange auf und auch Nachrichten, die Tag und Nacht entlangflimmern, seien "keine gute Methode, um mit dem Schlaf ein entspanntes Verhältnis zu bekommen." Für die allermeisten Menschen helfen bei Schlafproblemen aber einfache Maßnahmen: Hausmittelchen wie Baldrian oder Meditation zum Beispiel. Denn: "Es ist völlig normal, vorübergehend mal schlecht zu schlafen."
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