2021 waren etwa 40 Prozent der Ausbildungsstellen nicht besetzt – fast die Hälfte der verfügbaren und dringend benötigten Arbeitsplätze. Das liegt häufig daran, dass viele Menschen erst Abitur machen und dann studieren wollen, anstatt nach ihrer Schulzeit eine Ausbildung anzufangen. Besonders verpönt ist die Ausbildung im Handwerk. Dabei haben viele junge Leute ein völlig falsches Bild des Berufs, findet Sandra Hunke. Sie ist Klempnerin und teilt ihren Alltag auf Social Media, um das Handwerk besonders unter jungen Leuten beliebter zu machen. In der 356. Folge des Podcast "heute wichtig" berichtet sie begeistert von der Vielfältigkeit ihres Berufs: "Es muss einfach erzählt werden, was genau wir machen und dass es nicht nur etwas mit Dreck und Staub zu tun hat."
Aufklärung: Was alles hinter dem Handwerk steckt
"Irgendwie ist Ausbildung total verrufen, weil man studieren soll. Auch im Handwerk zu arbeiten ist total out", ärgert sich Sandra Hunke zu Beginn des Gesprächs. "Da muss aufgeklärt werden, welche Möglichkeiten man in einer Ausbildung oder im Handwerk hat." Aufklären möchte die 30-Jährige unter anderem mit ihrer Social Media-Präsenz. Denn auch wenn es immer wieder Kampagnen der Handwerkskammer gibt, die Handwerk für Jugendliche attraktiver machen wollen, glaubt die Klempnerin, mit ihrer Internetpräsenz deutlich mehr zu erreichen.
Besonders gut gefällt es ihr, aus dem Nichts etwas Neues zu erschaffen: "Ich liebe es, was mit meinen Händen zu schaffen. Ich liebe es aus einer Ruine eine Wellnessoase zu bauen." Dabei ist die Klimakrise auch hier präsent: "Wir sind zum Beispiel Klimaschützer, wir machen so viel für das Klima momentan." All die Solaranlagen und energiesparenden Heizungen werden schließlich von Handwerkerinnen und Handwerkern angebracht.
Trotz der Schattenseiten sagt Klempnerin Sandra Hunke: "Ich kann nicht ohne mein Handwerk!"
Sandra Hunke beschreibt ihren Weg ins Handwerk als verhältnismäßig leicht und unbeschwerlich. Trotzdem erzählt sie im Podcast auch von den Schattenseiten einer Ausbildung: "Ich beobachte sehr häufig auf Baustellen, wie Azubis leider behandelt werden und da muss sich von unserer Seite dringend, dringend was ändern." Besonders für Frauen, die heute noch deutlich in der Minderheit sind, ist eine Ausbildung im Handwerk ein schwieriger Schritt. Als Hunke 2012 in der Berufsschule war, war sie sogar die einzige Frau und wurde vor allem von Lehrkräften ausgegrenzt. Das bleibt hoffentlich nicht so, sagt sie: "Ich merke aber, wenn ich wirklich in den Berufsschulen bin oder auf Veranstaltungen, wo Azubis sind, dass schon ein Wandel da ist."
Mittlerweile könnte Sandra Hunke von ihrem Einkommen als Influencerin und Model finanziell gut leben. Ihren Beruf aufzugeben, käme für sie aber nicht in Frage, sagt sie: "Ich kann nicht ohne mein Handwerk!"
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