Endlose Gänge, zerschlagene Fenster, leere Büroräume und ein Trakt mit gekachelten Zellen, in denen gefasste Verbrecher auf ihr Verhör warten mussten. Das alte Polizeipräsidium in Frankfurt gehört zu den schaurigen Lost Places in Deutschland.
Oft befinden sich die Orte, die dem Verfall preisgegeben sind, auf dem Land. Doch das von 1911 bis 1914 noch in der Kaiserzeit vollendete Polizeipräsidium liegt dagegen zentral im Gallusviertel der Bankenstadt, auf halbem Wege zwischen Hauptbahnhof und Messegelände.
In den Anfangsjahren heiß der Monomentalbau im neobarocken Stil "Neues königliches Polizeipräsidium am Hohenzollernhof", heute nennt sich die Straße Friedrich-Ebert-Anlage und ist bei "Urbexern" ein beliebtes Fotomotiv. Dieser Begriff steht für "Urban Exploration" – gemeint ist das Entdecken und fotografische Dokumentieren sogenannter Lost Places.
Nach dem Auszug des Polizeipräsidiums in neue Räumlichkeiten im Jahre 2002 stritt die Stadt Frankfurt um ein neues Nutzungskonzept und das Land Hessen suchte nach einem Investor. Doch der hohe Verkaufspreis für den denkmalgeschützten Bau schreckte potenzielle Investoren ab.
Feiern in der Ruine: "Club Präsidium 19/11"
Zwischenzeitlich diente das verlassene Gebäude als Filmkulisse, unter anderem für den Tatort 609 mit dem Titel "Leerstand". Auch durfte gefeiert werden, als der "Club Präsidium 19/11" einzogen war.
Erst 2018 gingen Grundstück und Immobilie für 212 Millionen Euro an die Düsseldorfer Gerchgroup, die 800 Millionen Euro in das Projekt "Das Präsidium" investieren wird. Das Unternehmen hat sich auf "wohnwirtschaftliche und gewerbliche Immobilien" spezialisiert und sieht in dem alten Polizeipräsidium "eines der letzten großen Entwicklungsareale in der Frankfurter Innenstadt."
Ein Realisierungswettbewerb ist längst abgeschlossen. Ab dem nächsten Jahr soll der Abriss der hässlichen Anbauten beginnen und bis 2026 auch ein Hochhaus auf dem Grundstück in die Höhe schießen. Das historische Gebäude wird "revitalisiert", es sollen dort Büros und frei- als auch geförderte Wohnungen untergebracht werden.
Klicken Sie sich auch durch folgende Fotostrecken:
- Verfallen, verwittert, verloren – eine Reise zu 15 unbekannten Gruselorten
- Jahrzehnte nach dem Abzug: So bizarr sehen die Geisterstätten der Sowjets heute aus
- Canfranc in den Pyrenäen: Dieser spanische Geisterbahnhof erwacht aus dem Dornröschenschlaf