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Wie tickt eigentlich... Österreich: Warum die Alpenrepublik das beliebteste Nachbarland der Deutschen ist

Österreicher sind besonders stolz auf ihre Gelassenheit. 
Österreicher sind besonders stolz auf ihre Gelassenheit. 
© wernerimages / Getty Images
Wir Deutschen mögen Österreich. Das liegt vor allem daran, dass wir unsere Nachbarn in der Regel für ein ur-sympathisches Volk halten. Aber was macht das Land eigentlich wirklich aus? 

Was kommt Ihnen als erstes in den Sinn, wenn Sie an Österreich denken? Vielleicht ein leckeres Wiener Schnitzel? Die idyllische Berglandschaft der Alpen? Oder doch eher ein jodelnder Skifahrer, der freundlich grüßt? Ja, wir denken gerne in Schubladen – auch beim Reisen. Nur sollten wir uns auf die Bilder in unserem Kopf nicht verlassen, wenn wir aufbrechen, um neue Länder zu erkunden. Denn oftmals entgeht uns dann, wie die Menschen im Land wirklich ticken.

Wenn es um Österreicher geht, dann sind sich die meisten Menschen in Deutschland einig: die sind sympathisch! Laut einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presseagentur ist Österreich sogar das beliebteste unserer Nachbarländer. Nicht umsonst reisen jedes Jahr mehr als drei Millionen Menschen in die Alpenrepublik im Süden.

Und wenn wir schonmal bei Statistiken sind: Österreich gehört seit Jahren zu den beliebtesten Reisezielen in Europa, landet im "World Happiness Report" auf Platz 11 – und damit drei Plätze vor Deutschland – und beherbergt mit Wien die "lebenswerteste Stadt der Welt", laut dem "The Global Liveability Index 2022".

Den Wiener Schmäh verstehen

So viel zu den Fakten. Aber was macht das Land mit seinen knapp neun Millionen Einwohnern, aufgeteilt auf neun Bundesländer, eigentlich aus? Fragt man die Österreicher, was typisch für sie ist, dann bekommt man häufig ähnliche Antworten. Das Lebensgefühl ist an vielen Orten geprägt von Gelassenheit und einem gut platzierten Humor.

Wer die österreichische Hauptstadt Wien besucht, der wird früher oder später mit dem voller Stolz gelebten "Wiener Schmäh" in Berührung kommen. Zugegeben: Nicht jeder Piefke, wie Deutsche in Österreich gerne scherzhaft – und ja, auch ein wenig abwertend – genannt werden, versteht den raffinierten und trockenen Wortwitz mit sarkastischem Unterton.

Denn: Die Wiener sind auch für ihren Grant bekannt – also ihren Drang, zu meckern. Nur tun sie das eben äußerst charmant und nur selten mit wirklich negativen Hintergedanken. Wer den Wiener Schmäh zu nehmen weiß, der wird schnell Gefallen an der trockenen Art und Weise der Wiener finden – und kann vielleicht noch den ein oder anderen rotzigen Satz mit zurück nach Hause nehmen, falls mal nur noch Sarkasmus hilft.

Gelassenheit statt Leistungsdruck

Und wenn es nicht funkt mit den Wienern? Der Österreicher würde sagen: "Das geht sich schon aus". Das ist einer dieser Sätze, die Österreichern quasi in die Wiege gelegt werden. Er bedeutet so viel wie: Das wird schon. Es ist die Art Gelassenheit, die in dem Land so verbreitet ist – und auf die die Österreicher zu Recht stolz sind.

Es herrscht ein Lebensgefühl der Selbstgenügsamkeit und der Bodenständigkeit – zumindest an vielen Orten im Land. Während wir in Deutschland gerne immer schneller, höher und weiter streben und die Leistungsgesellschaft kultiviert haben, sind die Österreicher oft zufrieden mit dem, was sie haben. Vielleicht ist das der Grund, warum Österreich uns in Sachen Glück einen Katzensprung Voraus ist.

Kaum überraschend, dass viele Urlauber vor allem zum Abschalten nach Österreich reisen. Zu den Hauptgründen für eine Reise in die Alpenrepublik zählen Entspannung und Natur. Klar spielen dabei vor allem die Berge eine Rolle. Mehr als 40 Prozent des Landes liegt auf über 1000 Metern, vor allem im Westen bilden die Alpen beeindruckende Berglandschaften. Der höchste Berg Österreichs ist der Großglockner mit stolzen 3798 Metern.

Guter Durst und Gastfreundschaft

Und was kann man auf Bergen hervorragend machen? Richtig – Skifahren. Neben vielen anderen Dingen, natürlich. Aber das Bild des Österreichers, der bereits auf Skiern steht, bevor er überhaupt richtig laufen kann, hält sich in Deutschland hartnäckig. Und ja, die Österreicher fahren in der Regel gerne Ski. Aber das machen sie am liebsten dort, wo sich nicht das ganze Jahr über hunderte Touristen tummeln, zum Beispiel in Ischgl oder Kitzbühel.

Das soll nicht heißen, dass Österreicher keine Lust auf Gäste haben – im Gegenteil. Das Land wurde im Jahr 2012 sogar mal zum gastfreundlichsten Urlaubsland Europas gewählt. Aber bei so mancher Aktivität ist der Österreicher lieber unter sich. Denn, und auch das gehört zur Wahrheit, die deutsch-österreichische Sympathie ist vielerorts recht einseitig. Deutsche Gäste fallen in Österreich schnell auf, vor allem durch das klare Hochdeutsch – oder den unglücklichen Versuch, den Dialekt nachzuahmen.

Zum Beispiel in einer der vielen Heurigen. Die landestypischen Weinschenken sind vor allem in Weinanbaugebieten fester Bestandteil der Kultur und werden gerne von Einheimischen für einen entspannten und ausgelassenen Abend besucht. Generell sind die Österreicher ein sehr trinkfreudiges Volk – der jährliche pro Kopf Konsum liegt bei rund zwölf Litern. Zum Vergleich: der Deutsche trinkt durchschnittlich zehn Liter Alkohol im Jahr. Am liebsten wird ein "Krügerl"(kleines Bier) oder ein "G'spritzter" (Weinschorle) aufgetischt.

Was Wien so l(i)ebenswert macht

Aber nicht für Alkohol hat man in Österreich eine Ambition, auch für guten Kaffee. Vor allem die Wiener Kaffeehauskultur ist international bekannt und prägt das Stadtbild der Millionenmetropole wesentlich. Und zwar so sehr, dass sie als 2011 als UNESCO-Kulturerbe gilt. Der "kleine Braune" oder "Melange", der in gemütlichen Kaffeestuben, oft auf traditionellen Marmortischen, serviert wird ist also ein Stück Geschichte, das noch immer gelebt und geliebt wird.

Zur Geschichte Österreichs gehört natürlich auch Kaiserin Sissi und ihr geliebter Franz. Nicht nur Schloss Schönbrunn erzählt die Geschichte des berüchtigten Liebespaares eindrücklich, sondern auch viele architektonisch wertvolle Gebäude in ganz Wien. Viele Österreicher sind sehr stolz auf die Geschichte ihres Landes und zeigen nur zu gerne, welch kulturelle Vielfalt sich hinter ihrem Lebensgefühl verbirgt.

Ein Lebensgefühl, das von einem fairen Gesundheitssystem, einem guten Sicherheitsgefühl und einer stabilen Wirtschaft geprägt ist. Nicht umsonst wurde Wien im Jahr 2022 erneut zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürt. Das Ranking des britischen "Economist" analysiert das Gesundheitssystem, die Bildung, Kultur und Infrastruktur, Sicherheit, politische Stabilität und die Kriminalitätsrate einer Stadt. Und man könnte sagen: Läuft in Wien.

Es gibt also viele gute Gründe für einen Urlaub in Österreich. Während Deutsche sich über jede Begegnung mit einem lustigen und entspannten Österreicher freuen, hält sich die Freude auf der anderen Seite nicht selten in Grenzen. Das Klischee von Deutschen, das in Österreich vorherrscht: spießig, kleinkariert, humorlos. Nicht unbedingt die beste Basis für eine echte Freundschaft zwischen Nachbarn, oder? Wie wir aber alle wissen: Nicht jedes Klischee trifft auch zu. Also gilt es, uns selbst und unser Gegenüber vom Gegenteil zu überzeugen. In diesem Sinne: Auf gute (Länder)Nachbarschaft.  

Quellen: World Happiness ReportGlobal Liveability Index 2022

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