Die ersten Minuten des Fluges mit dem Kürzel 5Y8585 von Hawaii nach Guam im Pazifik verliefen fast wie geplant. Mit 20 Minuten Verspätung rollte die Boeing 767-300 der Atlas Air am Wochenende zur Startbahn in Honolulu und hob kurz vor 21 Uhr Ortszeit ab.
Doch schon wenige Augenblicke später, der zweistrahlige Jet war mitten im Steigflug und noch keine 1000 Meter über dem Meer, waren mehrere explosionsähnliche Geräusche zu hören, und aus dem rechten Triebwerk schossen rhythmische Flammenstrahlen.
"Ich dachte, das Flugzeug würde explodieren," sagte später ein Passagier einem TV-Sender, "wir würden alle in einem Feuer sterben." Die Cockpit-Crew brach daraufhin den Steigflug in westliche Richtung ab, erklärte die Luftnotlage und blieb auf einer Flughöhe von knapp einem Kilometer.
"Die Besatzung arbeitete die Checkliste für schwere Motorschäden ab", berichtet der "Aviation Herald". Dann schaltete die Crew das defekte Triebwerk aus. Eine Video-Aufnahme aus dem Inneren des Flugzeuges zeigt den orangenen Feuerschein, der durch die Fenster in die Kabine drang. Auch auf Social Media veröffentlichte Clips, die von Land aus aufgenommen wurden, dokumentieren die Feuerblitze am Nachthimmel.
Mit 212 Passagieren an Bord
Nach einer 180-Grad-Kurve über dem Meer kehrte die Boeing zu einer Notlandung nach Honolulu zurück, wo die Maschine nach einer halben Stunde mit nur einem laufenden Triebwerk sicher auf der Landebahn 08 des Daniel K. Inouye International Airport aufsetzte. Nach Angaben der Federal Aviation Administration kam niemand zu Schaden.
An Bord des vom US-Militär gecharterten Flugzeuges befanden sich 212 Passagiere. Auf der Pazifikinsel Guam betreiben die Vereinigten Staaten drei Militärbasen. Die Boeing sollte ursprünglich zur Andersen Air Force Base in Guam fliegen.
Air Atlas bestätigte den Zwischenfall, sprach von einem "mechanischen Problem in einem Triebwerk" und leitete inzwischen eine Untersuchung nach der Ursache ein. Die US-amerikanische Charterfluggesellschaft betreibt eine große Flotte von Fracht- und Passagierflugzeugen, meist vom Typ Boeing 747 und Boeing 767.
Der vom Triebwerksschaden betroffene Jet mit der Kennung N649GT ist 28 Jahre alt und wurde bereits im März 1992 an die ungarische Fluglinie Malev ausgeliefert und wechselte mehrfach die Besitzer.
Eine weitere Boeing 767-300 von Atlas Air, die im Auftrag vom Amazon Prima Air unterwegs war, stürzte im Februar 2019 auf dem Flug von Miami nach Houston kurz vor Landung in der Nähe der texanischen Stadt Anahuac in die Trinity Bay. Alle drei Besatzungsmitglieder kamen dabei ums Leben.
Quellen: avherald.com und www.staradvertiser.com
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