Was für ein Prachtexemplar! Der Bildband "Tokio 1900" aus dem Taschen Verlag wiegt schwer: 5,8 Kilogramm bringt das großformatige Buch mit seinen 536 Seiten auf die Waage.
Der Bildband versammelt 700 Vintage-Aufnahmen aus der Frühzeit der Fotografie. Diese fällt genau in die Herrschaft des japanischen Kaiser Meiji, der 1868 die 200-jährige Isolation seines Landes aufgegeben hatte, sich dem Westen annäherte und in den folgenden vier Jahrzehnten Japan modernisierte.
Im selben Zeitraum wurde der Ferne Osten auch für Reisende attraktiv. Reedereien sorgten für schnellere Reisewege. So benötigten die Dampfer des Norddeutschen Lloyds mit ihrer Fahrt durch den Suezkanal nur noch 40 Tage von Bremerhaven bis Yokohama. Ab 1900 konnten Reisende per Schlafwagen von Paris aus über Moskau und die fertiggestellte Transsibirische Eisenbahn mit der Schiffsüberfahrt von Wladiwostok bereits in 17 Tagen von Europa nach Japan gelangen.
Jene Zeit wird auch gerne als das "Goldene Zeitalter des Reisens" bezeichnet. Die Fotografie war damals noch in Schwarz-Weiß gehalten. Aber der XXL- Band "Japan 1900" zeigt ausschließlich colorierte Aufnahmen dieser Epoche, die ihren ganz besonderen Reiz haben.
Zeitreise zu den Wurzeln japanischer Kultur
Die beiden Autoren Sebastian Dobson und Sabine Arqué haben nicht nur die Fotografien aus dem vorindustriellen Japan zusammengetragen, sondern auch alte Plakate, Koffer- und Hotelaufkleber gesammelt, die das Layout auflockern und um ein Kapitel der Tourismusgeschichte bereichern.
Der Betrachter reist mit diesem Buch durch die verschiedenen Regionen des Landes, von der Insel Kyushu im Süden bis nach Hokkaido im Norden, erfährt in den thematischen Abhandlungen viel über in Japan zentrale Begriffe wie Tee, Seide, Buddhismus und Ainu, den Ureinwohnern des Landes, und reist mit diesem Wissen auch zu den Wurzeln der japanischen Kultur.
"Japan 1900" ist ein Buch für mehr als nur einen Abend, eher sollte man sich eine ganze Woche Zeit zum Vertiefen nehmen. Und aufgeschlagen auf dem Wohnzimmertisch lässt sich Tag für Tag in dem bibliophilen Werk blättern – jede großformatige Doppelseite bringt einem Japan näher.
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