Die Gattung der Sport Utility Vehicle, kurz SUV, ist nicht erst seit gestern auf dem Vormarsch in die Großstädte. Viele wollen sie, einige hassen sie, immer mehr kaufen sie: SUVs. Vom Mini- bis zum Luxus-SUV stehen den solventen oder auch weniger solventen Kunden zahllose Modelle zur Wahl.
Wenn der Look allein nicht glücklich macht
Dass nicht jeder SUV auch gleich mit Allrad und einer Seilwinde an Front und Heck bestückt ist, überrascht mit Blick auf den tatsächlichen Einsatzort und die Spritersparnis bei Zweiradantrieb nun wirklich niemand mehr. Und dass trotz wilder Plastikbeplankungen, Unterfahrschützen und optionalen Schnorcheln so manchem SUV-Kunden ein Bordstein zu steil und der wild bewachsene Grünstreifen zu unsicher ist, spielt auch keine Rolle. Doch zwischen all den Möchtegern-Offroadern und "eigentlich nur gern etwas höher-Sitzern" gibt es sie noch: Diejenigen, die selbst mal erfahren wollen, was denn ihr teuer erstandenes Großstadt-Offroad-Monster so auf dem Kasten hat. Denn Begriffe wie Wattiefe, Böschungswinkel und Differenzialsperre machen zwar am Stammtisch so einiges her, doch wenn die ersten Nachfragen kommen, wird lieber eine Runde spendiert als sein Nichtwissen zu offenbaren.
Parcour ums Eck
Damit diese Wissenslücken nicht zu sehr am Geldbeutel nagen, dafür kann ein Besuch bei einer der zahlreichen Offroadfahrschulen sorgen. Einmal abgesehen, von den unzähligen herstellerunabhängigen Angeboten, gibt es auch den einen oder anderen Hersteller, der sich seit jeher ob seiner Offroadkompetenz rühmt. Die Rede ist von Volkswagen, Land Rover, Mercedes und sogar Porsche. Letzterer macht gleicht klar, worum es bei seinem Sport Driving School Offroad-Training geht: "Wer mit dem Fahrzeug im Gelände unterwegs ist, sollte wissen, was er tut. Oder eine Schaufel im Gepäck haben." Wer sich zum ersten Mal vor und wenige Momente später in einem Porsche Cayenne oder seinem kleinen Bruder Macan befindet, würde wahrscheinlich nicht im Traum daran denken, durch tiefe Pfützen oder über Schlagloch-Straßen zu fahren. Doch der Schein trügt. Auf dem 120 Hektar großen Areal in Leipzig öffnet eine sechs Kilometer lange Offroad-Strecke den Ungläubigen schnell die Augen. Hier warten eine Extremrampe mit 80 Prozent Steigung, eine Schräghangbahn mit bis zu 35 Grad Neigung, eine 100 Meter lange Wasserdurchfahrt und vieles mehr auf die Teilnehmer, die stets unter der Aufsicht und Anleitung eines Profifahrers durch den Parcours geführt werden. Das Pilot Offroad intensiv mit dem Cayenne kostet 280 Euro und die eigentliche Fahrtzeit beträgt knapp 45 Minuten.
Das Land Rover Offroad-Abenteuer
Wesentlich länger, weiter weg und unvergessen sind die Land Rover Experience-Touren rund um den Globus. Ob Australien, Botswana, Namibia, Island, Großbritannien oder Wülfrath – die erfahrenen Teamleiter sorgen für unfassbare Erlebnisse. Das spiegelt sich selbstverständlich in den Preisen, die zwischen 210 Euro und weit über 5000 Euro pro Abenteuer liegen. Doch allein die außergewöhnlichen Touren, die sensationell herausgearbeiteten Routen und die sympathischen aber stets konsequent auf die Sicherheit bedachten Tourguides sind diese Investition wert. Welcher Range Rover-Fahrer hat sich nicht schon mal dabei ertappt, wie er kurz überlegt, ob er nun die Abkürzung direkt über den Golfplatz oder die nervige und vor allem asphaltierte Straße nehmen soll? Auch wenn der Einstieg in die Offraod-Welt mit einem "Landi" deutlich günstiger sein kann als bei anderen Herstellern: Kaum ein Land Rover-Besitzer würde sich unter normalen Umständen in solche Neigungswinkel, Steigungen oder Wasserdurchfahrten wagen. Dafür liebt man sein Auto ja doch irgendwie zu sehr. "Wir haben Wassereinbruch im Cockpit – macht aber nichts. Läuft ja gleich wieder ab", sind oft gehörte Sätze während solch einer Tour. Die Anzahl dieser Art von Sätzen nimmt rapide ab, wenn sich Land Rover-Kunden zum Spezialisten Training einfinden. Hier geht es um Konvoiführung, Off-Road-Reisevorbereitung und Co., sprich die Speerspitze der Offroadfahrer, die bereits mit weitaus größeren Problemen zu kämpfen hatten.
Mercedes mit individuellem Gelände-Coach
Diese SUV-Kundengattung findet sich auch bei den Offroadschulen-Angeboten der Marke Mercedes wieder. Genauer gesagt beim Einzelcoaching Summer mit dem ganz persönlichen Instruktor. Von zehn Uhr morgens bis fünf Uhr nachmittags geht es für 1380 Euro durch Sand, Erde, Schlamm und Wasser. Wem ein Tag nicht reicht, der findet sicherlich im Extreme G-Class Training seine Erfüllung. Für 1.030 Euro inklusive Verpflegung und einer Übernachtung werden die Teilnehmer fit für jedes Gelände abseits der Zivilisation gemacht. Neben den Schräg-, Wasser- und Steilfahrten gehört hier auch die Selbsthilfe zum Training dazu. Hat das Fahrzeug also einen Seitenspiegelschaden, da es gerade auf der Seite liegt, zeigen die Profis aus dem Hause Mercedes, wie das Auto wieder zurück auf die Räder gestellt wird.
Extrem mit VW
Unter dem Motto "Geht nicht, gibt es nicht – oder doch?" empfängt Volkswagen seine Offroad-Gäste. Zu den Höhepunkten der einzelnen Fahrprogramme zählt das neue Exklusivtraining Offroad Pro mit dem VW Touareg. Extremes Gelände, auf dem ein unbedarfter SUV-Besitzer vielleicht nur Kettenfahrzeuge vermuten würde, sorgt für neue Eindrücke und Erfahrungen. Die Grenzen des Machbaren stehen hier im Vordergrund. Dass zum Offroadfahren auch ein paar Meter Fußmarsch gehören, finden die Teilnehmer beim Fahrspuren-Suchen ziemlich rasch heraus. Wenn am Ende dann aber ein Fahrzeug weniger im Morast stecken bleibt und wieder geborgen werden muss, lohnt sich dieser kleine Ausflug jedoch schnell wieder. Und wenn dann noch am Stammtisch auf die Frage "Wie befestige ich am besten mein Nummernschild" die Antwort kommt "Mit einer Bohrmaschine direkt an die Karosserie, damit bei der nächsten Flussdurchfahrt das Ding nicht wegschwimmt", hat sich die Investition doch schon fast wieder refinanziert.