Der Corona-Shutdown hat den Immobilienmarkt für einige Wochen eingefroren. Nun taut er wieder auf. So liegt die Zahl neuer Kaufinserate aktuell nur noch rund 20 Prozent unter Normalniveau, berichtet das Maklerunternehmen Homeday, das die Daten von Immobilienportalen und Zeitungen auswertet. Bei Besichtigungen und Kaufanfragen verzeichnet Homeday für die eigenen Objekte aktuell sogar mehr Nachfrage als vor der Krise. Nach dem drastischen Einbruch im März gibt es da offenbar einiges nachzuholen.
Die spannende Frage, die nun Käufer wie Verkäufer gleichermaßen bewegt: Zu welchen Preisen werden Immobilien im Corona-Zeitalter gehandelt? Wird Wohneigentum nun krisenbedingt günstiger oder geht die Preisspirale munter weiter nach oben wie zuvor?
Angebotspreise insgesamt konstant
Erste Antworten auf diese Frage liefert das Hamburger Institut F+B. Das Forschungs- und Beratungsunternehmen untersucht im Wochenrhythmus, zu welchen Preisen deutschlandweit Immobilien angeboten werden. Bei einer ersten Auswertung Mitte April lautete das Fazit noch: "kein Corona-Discount". Im Schnitt lagen die Preise in Kalenderwoche 16 deutschlandweit etwa auf dem Niveau der Zeit vor dem Corona-Shutdown in KW10.
Nun hat F+B auch die Daten für KW17 und KW18, also bis einschließlich 3. Mai, analysiert und ein Update zur Lage gegeben. So liegen deutschlandweit die durchschnittlichen Kaufpreise unverändert auf einem konstanten Niveau. "Das ist nach Ansicht von F+B ein Ausdruck dafür, dass die Anbieter offenbar keine Notwendigkeit sehen, mit verringerten Angebotspreisen die Kaufnachfrage zu stimulieren", kommentiert F+B-Chef Bernd Leutner die Zahlen.
Sinken die Preise in den Metropolen?
Interessant ist aber der Detailblick auf die sieben größten Metropolen, in denen sich die Preisspirale in den letzten Jahren besonders heftig drehte. "Seit der 16. KW ist im Städtedurchschnitt ein kontinuierlicher Abfall der Preise zu beobachten", schreibt F+B über Eigentumswohnungen in den Top-7-Städten. So weist die Statistik für Berlin, Hamburg, Frankfurt, Düsseldorf und Köln in KW18 (Ende April/Anfang Mai) niedrigere Preise aus als in KW10 Anfang März. In Hamburg lagen die Preise für neu eingestellte Wohnungen fast zehn Prozent niedriger, in Frankfurt sogar 20 Prozent niedriger als noch acht Wochen zuvor. Nur in Stuttgart sind die Preise deutlich höher, in München sind sie fast exakt auf dem Vorkrisenniveau (siehe Tabelle).
Tabelle: Entwicklung Angebotspreise von Eigentumswohnungen
Stadt | KW10 | KW16 | KW17 | KW18 |
Berlin | 100 | 99,5 | 98,1 | 94,3 |
Düsseldorf | 100 | 97,3 | 100,6 | 86,1 |
Frankfurt | 100 | 105,1 | 89,2 | 80,4 |
Hamburg | 100 | 112,4 | 96,3 | 90,6 |
Köln | 100 | 98,5 | 103,7 | 96,0 |
München | 100 | 112,7 | 114,4 | 100,2 |
Stuttgart | 100 | 133,9 | 114,4 | 129,0 |
Quelle: F+B; eigene Darstellung
Momentaufnahme oder Trend?
Der Blick auf die Daten der letzten drei Wochen zeigt aber auch, wie stark die Schwankungen bei einer derart kleinteiligen Betrachtung ausfallen können. Das liegt daran, dass bei einer wochenweisen Betrachtung der Durchschnitt je Stadt nur aus vergleichsweise wenigen neu eingestellten Wohnungsinseraten gebildet wird. Ein Beleg für dauerhaft niedrigere Preise in den Großstädten ist die F+B-Auswertung daher noch nicht.
Umgekehrt ist die bisherige Konstanz der Preise für Gesamtdeutschland aber auch noch kein Beweis dafür, dass nicht doch noch ein Rückgang der Preise kommt. Denn F+B erfasst zunächst einmal nur die Angebotspreise. Ob das Objekt wirklich zu diesem Preis verkauft wird, oder noch Preisnachlässe fällig werden, zeigen sie nicht.
Unterschiedliche Prognosen
Welche Trends sich am Immobilienmarkt in den kommenden Wochen und Monaten verfestigen, bleibt also spannend. Zumal die bisherigen Prognosen der Immobilienexperten stark voneinander abweichen. So rechnete das Institut der deutschen Wirtschaft in einer Analyse vom 19. April mit einem krisenbedingten Rückgang der Preise von maximal 12 Prozent. Das Forschungsinstitut Empirica erwartet ein Minus von zehn bis 25 Prozent. Und eine Umfrage des Immobilienverbands IVD unter 6000 Maklern, Immobilienverwaltern, Sachverständigen und Projektentwicklern ergab wieder ein komplett anderes Ergebnis: Für das Gesamtjahr 2020 rechneten die Befragten sogar mit Preissteigerungen um vier bis fünf Prozent.