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Gebühren, Guthaben, Tilgung Für wen sich Bausparen noch lohnt

Nichts für Spontane: Bausparverträge eignen sich vor allem dann, wenn Kauf oder Bauvorhaben in ferner Zukunft liegen
Nichts für Spontane: Bausparverträge eignen sich vor allem dann, wenn Kauf oder Bauvorhaben in ferner Zukunft liegen
© Colourbox
Einen Teil ansparen, den Rest gibt’s als zinsgünstigen Kredit - Bausparen klingt so einfach. Doch die Finanzierungsform ist tatsächlich hoch kompliziert. Wir erklären, für wen sich Bausparen lohnt.
Von Martin Hintze

Bausparkassen bieten nach eigener Aussage den Königsweg jeder Hausfinanzierung. Das war vor Jahrzehnten auch korrekt. Aber längst kommt man auch ohne Bausparvertrag zum eigenen Heim - und oft sogar günstiger. Die Faustregel: Bausparen lohnt sich nur, wenn Sie erst in ferner Zukunft bauen oder kaufen wollen.

Wer entschlossen ist, möglichst bald ein Haus zu erwerben, und noch keinen Bausparvertrag hat, sollte auch keinen abschließen. Er kann in einem solchen Fall nämlich die teuerste Finanzierungsform sein - sogar dann, wenn der Zinssatz niedriger ist als für einen Bankkredit.

Wie funktioniert Bausparen? Die angeblich einfache Finanzierungsform fürs Volk ist in Wirklichkeit hoch kompliziert. Das merken Sie spätestens, wenn Sie in Einzelheiten der Tarife einsteigen und Begriffe wie Mindest- und Zielbewertungszahl hören, Abschluss- und Darlehensgebühr, Bausparsumme, Wahltarife, Schnellspartarife und Standardtarife.

So funktioniert Bausparen

Das Grundprinzip des Bausparens besteht darin, dass zunächst viele in die Kasse Geld einzahlen. Diejenigen, die am meisten oder am schnellsten eingezahlt haben, erhalten als Erste ein Darlehen - und bekommen außerdem das von ihnen selbst Angesparte zurück. Sie tilgen nun ihr Darlehen nach und nach, und die nächsten erhalten eines. Das endet theoretisch nie, weil immer neue Sparer nachrücken.

Praktisch kann jedoch jede Bauspar-Kette einmal reißen. Dann sind die letzten Sparer die Dummen: Sie bekommen zwar ihre Einlage zurück, das Bausparguthaben. Doch sie erhalten kein Bauspardarlehen mehr. Dieser Fall dürfte aber in absehbarer Zeit nicht eintreten. Wenn der "Sparer-Nachschub" jedoch nur noch tröpfelnd kommt, müssen Bausparer unter Umständen lange auf ihr Bauspardarlehen warten.

Bedingung für ein Darlehen ist stets, dass der Kunde ein Mindestguthaben erreicht hat. Dieses macht in den meisten Tarifen 40 oder 50 Prozent der Bausparsumme aus. Ein Beispiel: Für eine Bausparsumme von 50.000 Euro müssten Sparer 8,5 Jahre lang monatlich 200 Euro zurücklegen, bevor sie an das Darlehen herankommen.

Die Reihenfolge, in der die Kunden ihr Darlehen erhalten, richtet sich nach ihrer jeweiligen "Bewertungszahl". Die errechnet jede Kasse nach einer anderen Formel. Mal fließt das Guthaben ein, mal der bisher kassierte Zins. Wenn ein Kunde an der Reihe ist, dann ist sein Vertrag im Kassendeutsch "zuteilungsreif".

Die Darlehenshöhe ist einfach zu errechnen: Bausparsumme minus Bausparguthaben. In einzelnen Verträgen gibt es aber die Möglichkeit, das Darlehen aufzustocken. Dies wird allerdings mit höheren Zins- und Tilgungsraten erkauft.

Hohe Monatsraten trotz niedriger Zinsen

Wenn das Darlehen ausgezahlt wird, verlangen manche Kassen ein zweites Mal Gebühren: Die Darlehensgebühr beträgt ein bis drei Prozent des Darlehens. Anschließend zahlen Sie das Geliehene nebst Zinsen zurück. Diese Zinsen sind oft niedriger als bei der Bank; Ihre Monatsrate ist trotzdem meist höher.

Niedrige Zinsen, trotzdem höhere Raten? Das klingt seltsam. Es erklärt sich dadurch, dass Bausparkassen von ihren Darlehensnehmern jeden Monat immens hohe Tilgungen verlangen. Denn ihr Interesse ist ein anderes als das der Banken. Letztere freuen sich über eine langsame Tilgung und eine längere Kreditlaufzeit - sie verdienen am Zins.

Dagegen wollen Bausparkassen das geliehene Geld möglichst schnell zurück, damit sie es den nächsten Kunden leihen können. Für den Kreditnehmer bedeutet das hohe Monatsraten. Wer diese jedoch stemmen kann, hat einen Vorteil: Man tilgt viel schneller als bei der Bank.

Wer vor der Wahl zwischen einem Bausparvertrag und einem Bankdarlehen steht, sollte von beiden Seiten verschiedene Angebote einholen. Was im Einzelfall günstiger ist, hängt von einer Vielzahl von Variablen ab - maßgeblich von der Entwicklung der Bauzinsen. "Stiftung Warentest" bietet einen kostenlosen Rechner, der Bausparverträge mit und ohne Riesterförderung mit einer Kombination aus Banksparplan und Darlehen vergleicht.

Von Martin Hintze

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