Viele Betriebe suchen händeringend nach Azubis: Rund 63.000 Ausbildungsplätze blieben 2021 unbesetzt – das ist ein neuer Rekordwert. Allerdings haben die Arbeitgeber auf der Gehaltsseite zuletzt auch nicht sonderlich viel getan, um junge Kräfte anzulocken, wie eine Auswertung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zeigt.
Die tariflichen Ausbildungsvergütungen sind demnach 2021 im Schnitt lediglich um 2,5 Prozent gestiegen, nach 2,6 Prozent im Vorjahr. Zuvor hatte das jährliche Plus seit 2012 laut BIBB meist deutlich über drei Prozent gelegen.
Doch in der Corona-Pandemie agieren die Unternehmen zurückhaltend. "Ursächlich für die geringen Anstiege sind Verschiebungen von Tarifabschlüssen und eine Konzentration auf Beschäftigungsabsicherung bzw. auf die Abmilderung von Folgen der wirtschaftlichen Einschränkungen", analysieren die BIBB-Autoren Gudrun Schönfeld und Felix Wenzelmann. Zur fehlenden Planungssicherheit vieler Betriebe komme, das Jugendlichen die Berufsorientierung erschwert wird, weil Praktika und ähnliche Angebote wegfallen.
Große Unterschiede im Handwerk
Am stärksten stiegen die Tariflöhne 2021 für Azubis im Handwerk (+3,8 Prozent) und in der Landwirtschaft (+4,2 Prozent). Dennoch wird in den beiden Bereichen im Schnitt weiterhin weniger gezahlt als in Industrie und Handel sowie im Öffentlichen Dienst.
Jeder zweite Azubi verdient mehr als 1000 Euro im Monat. Allerdings sind die Lohn-Unterschiede zwischen den 173 verglichenen Berufen selbst innerhalb eines Bereichs teils enorm. So stammen sowohl die bestbezahlten Ausbildungsberufe als auch die am schlechtesten bezahlten aus dem Handwerk. An der Spitze der Liste stehen Zimmerleute, die über alle Ausbildungsjahre hinweg im Schnitt 1251 Euro im Monat verdienen. Auch Fliesenleger (1198 Euro), Maurer (1196 Euro) und Straßenbauer (1177 Euro) verdienen sehr gut.
Weniger als 800 Euro im Monat verdienen dagegen Tischler, Glaser und Bäcker. Die niedrigsten Tariflöhne erhalten Friseure (650 Euro) und Orthopädieschuhmacher (637 Euro). Ausgewertet wurden nur tarifliche Vergütungen. Davon abweichende individuelle Lohn-Vereinbarungen sowie Branchen, in denen es gar keinen Tarifvertrag gibt, sind daher nicht berücksichtigt.
Die folgende Tabelle zeigt die monatlichen Bruttoverdienste in ausgewählten Ausbildungsberufen. Es handelt sich um den bundesweiten Durchschnitt über alle Ausbildungsjahre. Tatsächlich sind die Tarifgehälter im Westen etwas höher als im Osten und sie steigen von Jahr zu Jahr.
Tabelle: Die höchsten und niedrigsten tariflichen Ausbildungsvergütungen 2021
Beruf | Monatsverdienst |
Zimmerer/Zimmerin | 1251 Euro |
Fliesen-/Platten-/Mosaikleger*in | 1198 Euro |
Maurer*in | 1196 Euro |
Stuckateur*in | 1190 Euro |
Straßenbauer*in | 1177 Euro |
Rohrleitungsbauer*in | 1172 Euro |
Beton- und Stahlbetonbauer*in | 1142 Euro |
Bankkaufmann/-frau | 1138 Euro |
Lacklaborant | 1137 Euro |
Kaufmann/-frau Versicherungen und Finanzen | 1135 Euro |
Gerüstbauer*in | 1121 Euro |
Chemikant*in | 1115 Euro |
Sozialversicherungsfachangestellte | 1115 Euro |
… | |
Tischler*in | 786 Euro |
Glaser*in | 777 Euro |
Fachverkäufer*in Lebensmittelhandwerk | 776 Euro |
Augenoptiker*in | 769 Euro |
Bäcker*in | 744 Euro |
Tiermedizinische Fachangestellte | 744 Euro |
Schilder- und Lichtreklamehersteller*in | 720 Euro |
Schornsteinfeger*in | 719 Euro |
Raumausstatter | 703 Euro |
Parkettleger*in | 688 Euro |
Bodenleger*in | 686 Euro |
Friseur*in | 650 Euro |
Orthopädieschuhmacher*in | 637 Euro |
eigene Darstellung; Quelle: BIPP