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Diakonie fordert wegen Inflation 5,4 Milliarden Euro Entlastung für Ärmere
STORY: Die Schlangen vor den Tafeln, wo bedürftige Menschen kostenlos Lebensmittel bekommen können, werden in diesen Tagen immer länger. Schuld daran ist auch die Inflation. Viele Menschen drohten wegen der gestiegenen Preise für Energie und Lebensmittel in Armut zu rutschen, sagte Diakonie-Präsident Ulrich Lilie am Mittwoch in Berlin. Nach einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung DIW leiden ärmere Haushalte überproportional stark unter der rasanten Teuerung, was in vielen Fällen zu existenzbedrohenden Krisen führt. "Ohne eine zielgenaue und eine sehr effektive Unterstützung der Ärmsten in unserer Gesellschaft werden deshalb spätestens im Herbst viele Menschen vor einer bitteren Alternative stehen. Entweder weniger zu essen oder tatsächlich zu frieren." Lilie plädiert deshalb für einen auf sechs Monate befristeten Krisenzuschlag von mindestens 100 Euro pro Monat für einkommensschwache Haushalte, die bereits staatliche Hilfen wie Wohngeld, Kinderzuschlag oder Grundsicherung erhalten. Der Vorschlag sei pragmatisch, zeitlich begrenzt und mit Kosten von etwa 5,4 Milliarden Euro auch bezahlbar, sagte Lilie. Die Politik müsse einen Weg finden, die Härten insbesondere für einkommensschwache Haushalte abzufedern, fordert auch DIW-Präsident Marcel Fratzscher: "Die Wahrnehmung häufig ist, wenn die Inflation runtergeht, dann ist doch alles wieder gut. Aber runtergehende Inflation heißt nicht, dass die Preise runtergehen. Sondern wir werden mit permanent höheren Preisen für Energie und für Lebensmittel in den kommenden Jahren rechnen müssen. Wir werden also mit hoher Wahrscheinlichkeit nie wieder das Vorkrisenniveau erreichen. Das heißt auch, dass jegliche Maßnahmen sich letztlich daran orientieren müssen, ob sie permanent die Einkommen der Menschen erhöhen." Die Inflation in Deutschland ist wegen staatlicher Entlastungen durch Tankrabatt und Neun-Euro-Ticket im Juni zwar leicht auf 7,6 Prozent gesunken. Die Teuerung bleibt damit wegen der gestiegenen Preise für Energie und Lebensmittel aber nahe von Rekordwerten.