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Klimaschutz unter Wasser
STORY: "Hi, I'm Dr. Angela Stevenson, I work at the Geomar in Kiel." Ihr Interesse an Meeresökologie und Klimaschutz hat die Forscherin Angela Stevenson früh entdeckt. In ihrer Heimat Quebec konnte die Frankokanadierin bereits als Teenager sehen, wie sich das Ökosystem veränderte: "Fische wurden angeschwemmt und Frösche aus den Nebenflüssen. Das hat mich sehr interessiert und ich habe mich an der Universität weiter mit der Artenvielfalt und ihrer Erhaltung beschäftigt." Am Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel untersucht Stevenson, welchen Beitrag Seegras im Kampf gegen die Erderhitzung liefern könnte. Die Unterwasserpflanzen haben ein enormes Potenzial, Kohlendioxid aufzunehmen. Durch ihr dichtes Wurzelsystem speichern sie das Treibhausgas dauerhaft im Meeresboden. Sedimentproben des Geomar-Forschungsteams zeigen, dass das Carbon mancherorts bereits vor Jahrhunderten bis Jahrtausenden eingelagert wurde. Umso wichtiger sei es, diese Speichersysteme zu erhalten, sagt Stevenson. "Um dafür zu sorgen, dass das CO2 nicht wieder freigesetzt wird und die Emissionen weiter ansteigen." In der Kieler Förde versuchen Stevenson und ihr Team, Seegraswiesen wieder aufzuforsten. Dazu untersuchen sie, welche Anbaumethoden oder welches Saatgut am vielversprechendsten sind. Denn die Untersee-Wiesen sind weltweit bedroht - durch schlechte Wasserqualität, intensive Düngemittelnutzung oder die Erderwärmung. "Wir können die Flächen wieder aufforsten, aber wenn die Temperaturen monatelang auf 26 Grad Celsius und mehr ansteigen, was angesichts des Klimawandels in Zukunft der Fall sein könnte, dann könnte das für das gesamte System ein Problem darstellen. Es könnte komplett absterben. Und deswegen ist einer der Aspekte, mit denen wir uns jetzt beschäftigen, die Suche nach einer Möglichkeit, diese Pflanzen anzupassen." Dazu setzen Stevenson und ihre Kollegen am Geomar das Seegras unter anderem Hitzewellen aus, um zu sehen, ob die Pflanzen widerstandsfähiger werden und auch in Zukunft als CO2-Speicher dienen können. Als Allheilmittel für die Senkung von Treibhausgasemissionen eignen sich die Pflanzen aber wohl trotz ihrer Speicherfähigkeit nicht. "Wenn Sie morgen Seegras pflanzen, wird es sofort damit beginnen, CO2 aufzunehmen und zu binden. Aber es wird nicht genug speichern, um uns auf Netto-Null zu bringen." - SCHNITT - "Selbst wenn Deutschland alle Gebiete, auf denen Seegras verloren gegangen ist, wieder aufforsten würde, könnten sie nur bis zu 100 Kilotonnen Kohlendioxid pro Jahr binden - ein sehr kleiner Prozentsatz des deutschen Budgets." Um die von der Bundesregierung bis zum Jahr 2045 angestrebte Klimaneutralität zu erreichen, müsse man auch weniger populäre Methoden zur Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre in Betracht ziehen, sagt Stevenson. Und vor allem, den Ausstoß weiter senken.