"Wir haben an einer Eisscholle geankert. Ein toller Tag. Helles Sonnenlicht, Temperaturen zwischen 21° und 25°", so lässt es der Kapitän frohen Mutes am 9. September 1879 im Schiffstagebuch notieren. Nur einen Tag später steckt die USS "Jeannette", eine zum Expeditionsschiff umgebaute Dreimastbark, im Packeis zwischen Russland und Alaska fest, nördlich der Beringstraße. Ihr Ziel war der Nordpol gewesen. Den hatte noch niemand erreicht.
Weitere zwei Jahre später ging die Expedition ganz verloren, als die "Jeannette" vom Packeis zerquetscht wurde und sank. Über all die Monate war sie durch die Ostsibirische See gedriftet, gefangen im Packeis, nur 13 der ursprünglich 33 Besatzungsmitglieder konnten sich über das zugefrorene Meer auf das Festland nach Sibirien retten. Den Pol sollten sie nie sehen.
Die Logbücher der "Jeannette" aber wurden geborgen, das US-Nationalarchiv in Washington hütet sie. Dabei haben die Forscher den vielleicht kostbarsten Schatz der historischen Dokumente erst jüngst für ihre Zwecke entdeckt: Die Wetteraufzeichnungen von einst.
Eine Fundgrube für Historiker, Meteorologen und Klimaforscher
Global wurden regelmäßige Temperaturmessungen bereits Mitte des 19. Jahrhunderts durchgeführt, doch erst Wettersatelliten machten seit den 60er-Jahren anspruchsvolle Wetter- und Klimaprognosen möglich. Wie viel präziser könnten die Vorhersagen sein, wenn Forschern nicht nur eine Datenbasis seit Mitte des 20. Jahrhunderts zur Verfügung stünde, sondern bis ins 19. Jahrhundert hinein?