In den meisten Fällen sind es zwei Personen, die sich zu einem Interview verabreden. Doch beim Telefonat mit der Schauspielerin Cynthia Micas ("A Better Place", "Maxton Hall – Die Welt zwischen uns") schaltete sich immer wieder mal eine dritte, deutlich jüngere Stimme dazwischen: Die 35-Jährige ist vor wenigen Monaten Mutter geworden. Der kleine Sohn brabbelt im Interview schon fleißig mit. Anlass für das Gespräch war "Der Bremerhaven-Krimi: Geschäft mit dem Tod" (Donnerstag, 13. November, 20.15 Uhr, das Erste). Micas, die als Teenager in der KiKA-Serie "Schloss Einstein" (2004 bis 2006) zu sehen war, spielt die Zollermittlerin Lisa Cunningham. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Katta Strüwer (Elena Uhlig) und den Kollegen Gero von Bernbeck (Bernd Hölscher) und Sven-Erik Dröse (Lukas Zumbrock) möchte Cunningham in diesem zweiten Film der Reihe illegalen Waffenschmuggel verhindern. Worauf man bei Dreharbeiten im Containerhafen alles achten muss, verrät Micas im Interview. Auch erklärt sie, warum zwischen dem ersten Film und diesem zweiten rund zwei Jahre vergangen sind.
teleschau: Den Zoll kennen die meisten Menschen höchstens vom Flughafen. Hatten Sie schon einmal Probleme mit dem Zoll?
Cynthia Micas: Ich werde ständig am Flughafen rausgezogen. Aber Probleme hatte ich dabei zum Glück so gut wie noch nie. Auf dem Rückflug von Mauritius musste ich einmal zwischenlanden. Und bei dieser Zwischenlandung hat mir eine Frau vom Zoll meine Kosmetik unbegründet abgenommen. Ich hoffe mal, dass die Tasche, in die sie diese dann gesteckt hat, nicht ihre eigene war. Das ist eine merkwürdige Geschichte, die ich mir vom Zoll gemerkt habe.
teleschau: Was wussten Sie vor Beginn der Dreharbeiten über die Arbeit vom Zoll?
Micas: Ich war erstaunt, welchen erheblichen Gefahren sich die Einheiten beim Zoll oft aussetzen. Vielfach geht es beim Zoll nicht nur um illegale Zigaretten, sondern um schwere Kriminalität – wie in unserem zweiten Film, um illegale Waffenlieferungen.
teleschau: Wäre ein Job beim Zoll oder bei der Polizei auch etwas für Sie gewesen?
Micas: Auf keinen Fall! Sie haben da mit bestimmten Lobbys zu tun, wo dann auch mal Waffen zum Einsatz kommen können. Ich bin schon eher ein kreativer Mensch und liebe den Schauspielberuf, bei dem ich mit anderen Menschen direkt zusammenarbeiten kann.
"Ich hoffe, dass der dritte Teil mal im Sommer gedreht wird"
teleschau: Der erste "Bremerhaven-Krimi" lief bereits Ende 2023. Warum hat die Fortsetzung so lange auf sich warten lassen?
Micas: Das ist eine gute Frage! Ich glaube, es wurde einfach sehr lange an den Büchern gefeilt. Ich freue mich, dass es jetzt zu einer Fortsetzung kam und hoffe, dass der dritte Teil mal im Sommer gedreht wird, weil Bremerhaven ist im Winter schon sehr eisig!
teleschau: Gibt es denn schon Anzeichen, ob und wann die Reihe fortgesetzt wird?
Micas: Noch nichts Spruchreifes.
teleschau: Wie ist das, nach so langer Pause und zahlreichen anderen Projekten wieder in eine Rolle einzusteigen?
Micas: Ich fand es total schön! Meine Kolleginnen und Kollegen haben sich auch über das gegenseitige Wiedersehen gefreut. Im ersten Teil lag der Fokus vor allem auf der Figur von Bernd Hölscher und auf meiner Figur. Jetzt werden die Figuren von Elena Uhlig und Lukas Zumbrock näher beleuchtet. Dadurch wird das Ermittlerteam immer mehr zu einer vertrauten Einheit. Auch die Arbeit mit unserem Regisseur Nicolai Rohde macht ganz viel Spaß. Außerdem habe ich mich gefreut, Bremerhaven noch mal ein Stück weit besser kennenzulernen.
teleschau: Kannten Sie die Stadt schon vor den Dreharbeiten?
Micas: Nein, gar nicht. Mich hatte es da bisher nie hin verschlagen. Ich war ganz begeistert vor allem von dem Auswandererhaus. Das wäre definitiv auch für Berliner Schulklassen mal einen Ausflug wert. Die Auswanderergeschichten, die man da erfährt, haben mich sehr beeindruckt und berührt.
"Ich kam mir immer vor wie eine kleine Ameise"
teleschau: Der Film spielt hauptsächlich im Containerhafen. Wie darf man sich die Dreharbeiten an diesem besonderen Ort vorstellen?
Micas: Wir mussten wirklich aufpassen, dass wir nur in dem genau abgegrenzten Bereich drehen und auch nur, wenn uns das Signal gegeben wird: "Jetzt dürft ihr!" Das ganze Ausmaß der Container kann man sich erst vorstellen, wenn man mal da gewesen ist. Ich kam mir da immer vor wie eine kleine Ameise. Um uns herum standen überall riesige Container. Einmal mussten wir den Dreh auch abbrechen, weil es so windig war. Denn wenn die Container leer sind, kann es sein, dass so ein Ding auch mal kippt und runterfällt. Diese Container werden von riesigen Kränen verlagert. Das sieht aus wie in "Star Wars": Das sind ganz große Maschinen, die hier alles steuern. Allein die Räder sind größer als ein Mensch. Man muss also noch viel achtsamer sein als im Straßenverkehr.
teleschau: Gewöhnt man sich mit der Zeit an die Gefahr oder befindet man sich ununterbrochen in Hab-Acht-Stellung?
Micas: Hm, wenn man sich den ganzen Tag auf dem Gelände bewegt, kann man die Gefahr auch schon mal unterschätzen: In unserem ersten Film gibt es eine Szene, in der genau das passiert.
teleschau: An welchem besonderen Ort würden Sie in Zukunft gerne einmal drehen?
Micas: Das ist eine gute Frage ... Da muss ich mal drüber nachdenken. Mein Herz schlägt total für Mosambik: Mein Vater kommt aus Mosambik und ein Teil meiner Familie lebt noch immer dort. Dort mal ein Projekt zu haben, wäre ein Traum. Ich stell mir die Arbeit dort auch total aufregend vor, und wir würden nicht so frieren, wie wir es in Bremerhaven mussten.
"Haare sind ein ganz großes Thema für Frauen"
teleschau: Neben dem eigentlichen Fall lernt das Publikum auch die Figur Katta Strüwer näher kennen: Sie leidet unter krankheitsbedingtem Haarausfall und klagt im Film: "Ich bin doch überhaupt keine Frau mehr." Können Sie das nachvollziehen?
Micas: Ja, total. Haare sind ja ein ganz großes Thema für Frauen und waren es, glaub ich, auch schon immer. Als Afro-Deutsche spielt das Thema Haare für mich auch schon mein ganzes Leben lang eine große Rolle. Das ist zwar eine andere Thematik als bei der Figur von Elena Uhlig im Film, aber ich kann mir das gut vorstellen, wie das sein muss, wenn man nicht der gesellschaftlichen Norm entspricht. Bei Frauen ist das ja nicht so üblich wie bei Männern, zu sagen: "Okay, dann trag ich halt eine Glatze."
teleschau: Wird der allgemeine Druck auf Frauen, einem bestimmten Schönheitsideal entsprechen zu müssen, derzeit wieder größer?
Micas: Oh, das fällt mir schwer zu sagen. Ich bin jetzt 35 Jahre alt und merke, dass mein innerer Druck immer kleiner wird. Ich selbst lege immer weniger Wert darauf, was andere von mir denken. Aber ich kann mir vorstellen, dass es durch Social Media heutzutage noch mal einen anderen Druck auf junge Frauen gibt. Obwohl das Frauenbild in den 90-ern, in denen ich aufgewachsen bin, weniger modern war als heutzutage. Damals verursachten die perfekten Frauenbilder in Magazinen auch einen enormen Druck.
teleschau: Werden wir dieses Problem als Gesellschaft jemals lösen?
Micas: Das wäre wunderschön, wenn das irgendwann passiert! Wobei Modeerscheinungen natürlich immer in Wellen kommen. Die Zeit wird zeigen, wohin wir uns langfristig entwickeln werden. Das hat ja auch immer viel mit Popkultur zu tun.
"Krimis machen auch Spaß"
teleschau: "Der Bremerhaven-Krimi" ist nicht Ihre erste Krimi-Reihe: Als Gerichtsmedizinerin Jamila Marques sind Sie regelmäßig im Berliner "Tatort" zu sehen. Ist der Krimi Ihr Lieblingsgenre?
Micas: Nein, aber die Zuschauerinnen und Zuschauer stehen total auf Krimi. Das hat sicher etwas mit der Faszination zu tun, sich selbst in die jeweilige Situation zu versetzen und sich zu denken: "Oh Gott, was wäre, wenn mir sowas widerfahren würde?" Ich liebe die Abwechslung. Ich hatte bislang das Glück, in ganz verschiedenen Genres zu spielen. Die Hochzeitskomödie "Ein Fest fürs Leben" mit Christoph Maria Herbst war da zum Beispiel auch eine sehr schöne Abwechslung für mich. Aber Krimis machen auch Spaß!
teleschau: Auf welches Genre hätten Sie als Schauspielerin mal Lust?
Micas: Auf Fantasy! Das habe ich noch nie gemacht. So eine unrealistische, verspielte Welt fände ich mal total spannend. Aber das liegt vielleicht auch daran, dass ich gerade Mutter geworden bin. (lacht)