Auch nach fast 50-jähriger Partnerschaft zeigt sich das Künstlerpaar Christo und Jeanne-Claude eng Schulter an Schulter, nimmt sich in unbemerkten Augenblicken am liebsten fest an die Hand. Natürlich ebenso gemeinsam plant und arbeitet das Duo ("Wir sind 1935 am selben Tag zur selben Stunde geboren, aber von verschiedenen Müttern!") derzeit intensiv am Projekt einer Fluss-Verhüllung im US-Bundesstaat Colorado. Am Ende wollen sie auf einer Strecke von 60 Kilometern den Arkansas-River in Abschnitten von insgesamt elf Kilometern mit Stoffbahnen überspannen. Erste Versuche seien in Windkanal und Wirklichkeit bereits geglückt.
Der Triumph über die Technik ist den beiden bei der Präsentation ihres jüngsten spektakulären Kunst-Projektes "Over the River" im Museum Schloss Oberhausen anzusehen: Nun wartet der Papierkrieg mit US-Bürokratie und Bürgeranhörungen ("Hier leben viele Hippies, die in Rente gegangen sind") in der touristisch beliebten Region. Allein das notwendige Umweltgutachten sei "mittlerweile dicker als das Telefonbuch von New York". Wahrscheinlich lasse sich die aufwendige Kunstaktion daher frühestens im Jahr 2010 oder 2011 realisieren, sagte Wolfgang Volz als langjähriger Vertrauter und ständiger Fotograf der Christo-Aktionen.
2000 Anker in den Fluss-Ufern
Das Künstlerpaar, das in Deutschland vor allem mit seiner Berliner Reichstagsverhüllung vor einem Jahrzehnt populär geworden war, plant die Fluss-Aktion seit 1992. Die Arbeiten seien aber für Berlin und die spektakulären Stoff-Tore ("The Gates") im vergangenen Jahr im New Yorker Central Park unterbrochen worden.
Allein zum Verspannen der bis zu 45 Meter breiten, halb transparenten silbrigen Stoffbahnen müssten 2000 Anker in den beiden Fluss-Ufern befestigt werden, damit sich der von vielen Touristen-Schlauchbooten befahrene Arkansas-River für vier Sommerwochen als glänzendes Band in karger Gebirgslandschaft präsentieren kann. Zu den Kosten der Kunstaktion, die wie stets durch den Verkauf von Bildern und Skizzen Christos finanziert wird, äußerte sich das prominente Paar philosophisch: "Es ist dieselbe Summe wie immer - es kostet uns alles, was wir haben und das, was die Bank leiht!"
Dass auch der routinierte Vortrag in Oberhausen, wo beide vor fünf Jahren im ehemaligem Gasometer eine monumentale Wand aus 13.000 Ölfässern ("The Wall") errichtet haben, noch Überraschungen bereit hielt, bewies die temperamentvolle Französin Jeanne-Claude bei der Vorführung eines gut zehn Jahre alten Dias aus den frühen Tagen des River-Projektes: "Christo, Du hast ja heute Abend dieselbe Jacke an wie damals!"