Dass Bernd, 34, sich das teure Hobby einer Jolle leistet, war Anne, 28, der schon beim Anblick eines Segelbootes schlecht wird, immer egal. Jetzt wollen die beiden heiraten, womöglich Kinder haben. Er ist Chemielaborant, sie Chefsekretärin, ihre Gehälter sind etwa gleich. Sollen Sie sich ein gemeinsames Konto zulegen?
Es ist gut, schon zu Beginn einer Beziehung gegenseitig auszuloten, wie der Partner mit Geld umgeht. Ist er der Typ, der seinen Dispo ausreizt oder lieber ein Polster auf dem Konto hat? In der Regel ist das Drei-Konten-System das konfliktärmste. Ein Konto für Sie, eins für ihn und eins, auf das jeder nach seinen finanziellen Möglichkeiten einzahlt. Daraus werden dann gemeinsame Ausgaben für Haushalt oder Urlaub bestritten. Hat ein Partner dennoch den Verdacht, der andere neigt zur Verschwendung: Bloß keine Vorschriften machen, sondern über die Einstellungen und Ziele beim Geldausgeben reden.
Rüdiger, 39, Abteilungsleiter bei einem Elektronikkonzern, arbeitet nicht selten zwölf Stunden am Tag. Seine Frau Monika, 35, ist Bibliothekarin und im dritten Monat schwanger. Sie hat Angst, dass sie mit dem Kind allein zu Hause sitzt und er noch mehr arbeitet.
Man kann schon mal eine Abmachung darüber treffen, dass ein Partner für den Zeitraum von ein, zwei Jahren fast nur für die Firma da ist. Aber bei dieser Abmachung muss es dann auch bleiben. Wenn es schon so weit gekommen ist, dass ein Partner kaum noch Zeit hat, rate ich, einen Stundenplan auszuarbeiten, der feste Zeiten für Gemeinsamkeit vorsieht.
Torsten, 28, ist Polizist, sein Einkommen eher durchschnittlich. Seine Frau Nicole, 29, macht als Juristin in einer Steuerkanzlei Karriere und wird ab kommendem Monat doppelt so viel wie er verdienen. Das nagt an seinem Selbstbewusstsein.
Ich kann vor allem den Tipp geben, offen mit der Situation umzugehen. Er hat doch als Polizist allen Grund, selbstbewusst aufzutreten. Und er kann stolz auf seine Frau sein. Der Status bemisst sich doch nicht am Einkommen. Er hat einen auch gesellschaftlich relevanten Beruf. Gefährlich ist es, die Realität zu verdrängen. Ich kenne ein Paar, da lenkt die beruflich erfolgreiche Frau jedes Gespräch über ihre Karriere darauf, dass er ein großartiger Sportler sei und sein Tennisclub seinetwegen den Aufstieg in die nächste Liga geschafft habe. Stehen aber wichtige Entscheidungen an, etwa, dass ihr Job einen Wohnortwechsel erfordert, kommen die Karten plötzlich auf den Tisch: "Dein Tennisclub, der ist doch unwichtig."
Gertrud, 43, ist Hausfrau und Mutter zweier Kinder. Sie hat sich ein Leben lang darauf verlassen, dass ihr Mann Achim, 44, Geld nach Hause bringt. Dass er seinen Job als Elektriker verloren hat, erfuhr sie erst an seinem letzten Arbeitstag. Von heute auf morgen herrscht Geldnot.
Männern ist es viel peinlicher als Frauen, darüber zu reden, wenn sie ihren Job verlieren. Dabei deuten sich solche Schicksalsschläge häufig vorher an. Wer sofort darüber spricht, hat einen Zeitvorteil. Denn gute Lösungen sind oft kreative Lösungen, die einem nicht auf Anhieb einfallen: Wie kann sie dazuverdienen? Was könnte man unter Umständen zusammen aufziehen? Wo lässt sich am besten sparen? Schon allein solche Diskussionen sind wichtig, um nicht in der Perspektivlosigkeit zu versinken.
Marie, 28, muss für ihre Firma, einen Reifenhersteller, nach Wien ziehen. Mindestens ein Jahr. Ihr Mann Mirko, 33, ist Zahnarzt und wird in München bleiben. Sie haben Angst, dass ihre Beziehung die Distanz nicht übersteht.
Für eine gewisse Zeit kann eine räumliche Distanz eine Beziehung sogar verbessern. Der Alltagstrott stellt sich nicht so schnell ein, man freut sich aufeinander. Paare, deren Sexualleben abgeflacht ist, spüren wieder dieses gewisse Prickeln. Aber man muss aufpassen, dass man sich nicht auseinander lebt. Wichtig hierbei, dass man feste Rituale s chafft, wie den Anruf jeden Abend und jeden morgen. Manche Paare können nur schwer akzeptieren, dass es in der kurzen Zeit, die sie miteinander verbringen, dann aber auch mal heftig krachen kann. Das gehört dazu - auch zu Wochenendbeziehungen.
Beratung: Dr. David Wilchfort. Der 1946 geborene Deutsch-Kanadier ist Mediziner und Psychotherapeut, er praktiziert seit 1973 in München.