SEXGEFLÜSTER Nur für Windelfetischisten ein echter Antörner

Erotik-Kolumnistin Hannah Garbaty interpretiert einen bekannten TV-Werbespot und stellt fest, dass Slipeinlagen in jeglicher Form und Farbe eigentlich nur für Windelfetischisten zu empfehlen sind.

Ein Mann und eine Frau betreten eine Wohnung. Beide sehen sehr sinnlich aus und wollen augenscheinlich eine heiße Nacht miteinander verbringen. Liebevoll schubst die Frau den Mann auf ein Sofa und beginnt, sich auszuziehen. Der Mann genießt sichtlich den Anblick dessen, was seine zukünftige Geliebte im verführerischen Licht einer UV-Lampe enthüllt. Dann passiert es: Unter dem aufregenden schwarzen Spitzenslip blitzt schneeweiß eine Slipeinlage hervor. Irritiert nimmt die Strippende das völlig unpassende kreischende Weiß zwischen ihren Beinen zur Kenntnis, dann zuckt sie mit den Achseln und grinst schelmisch in die Kamera, bevor wir erfahren, dass es manchmal eben schwarz sein muss. Ende.

Fassungslos starre ich auf die Mattscheibe und kann kaum glauben, was ich da eben zu sehen bekommen habe. Ist es also schon normal geworden, den Mann seines Herzens mit angelegter Slipeinlage verführen zu wollen? Denn ob weiß oder schwarz ? durch den Spitzenslip hätte er das Teil ja doch gesehen.

Nun muss ich zugeben, dass ich sowieso ein sehr gespaltenes Verhältnis zur Slipeinlage habe. Natürlich trage ich sie auch, allerdings nur, wenn die Regel in ihren allerletzten Zuckungen liegt und eine dicke Binde oder ein Tampon eigentlich nicht mehr nötig sind. Und genau dafür war die Slipeinlage ja ursprünglich auch gedacht: Für die schwachen Tage der Periode.

Doch mittlerweile macht sich ja, unter anderem dank der Werbung eine ganz andere öffentliche Meinung breit: Wir Frauen produzieren zwischen unseren Beinen ganz fürchterliches Zeug, das in hygienische kleine Windeln aufgefangen gehört, damit wir nicht sinnlos herumstinken - und zwar nicht nur während unserer eh schon unappetitlichen Periode, sondern überhaupt. Pfui Teufel! Und deshalb macht man uns weiß, dass jedes Weib nur dann als duftend und gepflegt wahrgenommen wird, wenn sie die »Slipeinlage als festen Bestandteil der täglichen Hygiene« betrachtet. Erst dann kann sie sich »rundum frisch fühlen«.

Da wächst mir soooo ein Hals!! Zumal meine Geschlechtsgenossinnen dieser Ansicht ja völlig zuzustimmen scheinen, denn soviel, wie Slipeinlagen verkauft werden ? luftdurchlässig oder nicht, in verschiedenen Duftnoten, für Tangas und nun eben farbecht - kann keine Frau jemals menstruieren. Also pappt sich die Frauenwelt jeden Morgen ein Stück Windel in den Slip, um das teure Wäscheteil, sich selbst und die Mitmenschen diskret vor ihren ekelhaften Natursekreten zu schützen... Na Klasse!

Aber gut ? üben wir uns in Toleranz: Wenn eine Frau die Slipeinlage braucht, um sich wohl zu fühlen, dann ist es eben so. Schließlich sind wir freie Bürger in einem freien Land und es steht uns völkerrechtlich zu, uns so zu verpacken wie wir es möchten.

Bleibt die Frage der Erotik. Was geht in Männern vor, wenn sie im heißen Liebesspiel an den Zellstoff geraten? Ist nicht allein der Anblick schon abtörnend? Und wie gelingt es der Slipeinlagenträgerin, ihr Windelchen bei spontanen Lustanfällen diskret zu entsorgen?

Wenden wir uns zunächst dem Werbespot zu, der ja das Vorspiel mit Slipeinlage schon zur Selbstverständlichkeit erhoben hat. Da wir Zuschauer um das Happy End betrogen werden, beginnt natürlich die Phantasie zu sprießen und ich kann mir nicht vorstellen, dass die Frau sich wieder anzieht und Arm in Arm mit ihrem Liebsten in die nächste Drogerie schlendert, um schwarze Slipeinlagen zu kaufen. Also wie geht es mit dem Pärchen weiter? Da gäbe es schon einige Szenarien:

Die Frau grinst schelmisch in die Kamera. Dann zieht sie sich weiter aus, ungeachtet der Tatsache, dass der Mann weder Bauch noch Busen oder gar den sanften Schwung ihrer Hüften bewundert, sondern seinen Blick magnetisch auf das durchschimmernde weiße Teil geheftet hält. Endlich ist es soweit: Der Slip fällt und mit ihm die Einlage. Der Mann stürzt sich jedoch nicht auf das nackte Weib, sondern auf das Höschen. Aufgeregt reißt er die Slipeinlage an sich und onaniert in den Zellstoff. Klarer Fall: Er ist ein Windelfetischist.

Oder so: Die Frau grinst schelmisch, dann zieht sie sich mit sanftem Hüftkreisen ins Badezimmer zurück. Während der Mann auf sie wartet, entsorgt sie ihre Slipeinlage, wäscht sich mit Intimlotion sorgsam zwischen den Beinen, greift sich ein frisches Handtuch und tänzelt zu ihrem Geliebten zurück. Sie breitet das Handtuch auf der Couch aus, drapiert ihren Unterleib darauf und ist nun bereit für die Dinge, die da kommen. Nach vollzogenem Akt greift sie zur Kleenex-Schachtel und trocknet sich akkurat zwischen den Beinen ab. Mit spitzen Fingern wirft sie das Kleenex in den Müll und das befleckte Handtuch in den Wäschekorb. Nach einer weiteren ausgiebigen Waschung und dem Anlegen einer neuen Slipeinlage kehrt sie ins Wohnzimmer zurück ? froh, dass sowohl sie selbst, als auch die Couch rundum einen frischen Eindruck machen.

Dann gibt es noch die Möglichkeit, dass der Mann die Slipeinlage noch gar nicht gesehen hat. Also tut sie so, als wäre nichts geschehen, verdeckt mit einer Hand den Anblick des unpassenden weißen Teils, greift mit der anderen zum Lichtschalter und würgt schnell das entlarvende UV-Licht ab. Verführerisch bewegt sie sich auf den Geliebten zu und bleibt vor ihm stehen ? immer noch die Hand auf dem Venushügel. Der Mann ist voller Erwartung. Er greift zu ihren Brüsten, küsst sie liebevoll auf den Bauch, zieht ihre Hand weg und lässt seine Finger zwischen ihre Beine gleiten. Nun gibt es wieder mehrere Varianten: A) Er stößt an die Slipeinlage, ekelt sich und verliert die Lust. Schrecklich. B) Er bemerkt das Vorhandensein des Windelchens nicht, streichelt und streichelt, doch sie kann nichts spüren, denn zwischen Klitoris und Hand befindet sich ja die Slipeinlage. Frustrierend. C) Er hat sich schon lange an slipeinlagetragende Frauen gewöhnt, zieht ihr das Höschen aus und beide stürzen sich aufeinander. Phantastisch.

Phantastisch? - Variante C ließ mir keine Ruhe. Sollte es wirklich so unkompliziert sein? Also unterzog ich meinen männlichen Freundeskreis einer peinlichen Befragung. Das Ergebnis war eindeutig: Alle wussten, dass es Slipeinlagen gibt. Allen war egal, ob sie getragen werden oder nicht. Aber niemand wollte sie an einer Frau sehen oder gar spüren - und schon gar nicht, wenn es um die schönste Nebensache der Welt geht. Fazit: Slipeinlagen törnen gnadenlos ab ? ob nun weiß, schwarz oder chidcheringrün mit gelben Punkten.

Also liebe Frauen: Wenn Ihr Euch schon tagtäglich verpacken müsst, um euch sauber und frisch zu fühlen, dann seht zu, wie Ihr das Teil rechtzeitig und unauffällig wieder los werdet, bevor es erotisch wird. Und keine Sorge: Der Geruch, der unseren gepflegten Muschis entströmt, wird von der Männerwelt ebenso genossen wie die verheißungsvolle Feuchtigkeit zwischen unseren Beinen.

Wenn Ihr mir nicht glaubt, dann hört Euch mal Frank Zappas Musikstück »Black Napkens« (= Schwarze Windeln) an und versucht, den Charakter der Musik zu übersetzen. Dazu fällt Euch bestimmt nur ein Wort ein: grausam. Also!

In freudiger Erwartung auf Ihre Meinungen und Abenteuer verbleibt bis zur nächsten Woche

Ihre Hannah Garbaty

Mehr zum Thema