Ausstellung "Nackt!" - Frankfurter Städel zeigt moderne Aktmalerei

Mitte des 19. Jahrhunderts haben Künstler begonnen, statt einer biblischen Eva oder mythologischen Venus die "Frau von heute - aus Fleisch und Blut" darzustellen. Zu sehen in der Ausstellung "Nackt! Frauenansichten. Malerabsichten. Aufbruch zur Moderne" vermitteln.

In einer Sonderschau widmet sich das Frankfurter Museum Städel dem Wandel der Aktmalerei in der Zeit von 1880 bis 1940. "Nackte Frauen waren schon immer das Lieblingsmotiv der Maler - nur sahen sie in früheren Zeiten nie so aus wie die Frau, der man auf der Straße begegnet", erklärte die Kuratorin Sabine Schulze. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts hätten die Künstler begonnen, statt einer biblischen Eva oder mythologischen Venus die "Frau von heute - aus Fleisch und Blut" darzustellen. Diese Veränderung der Sicht auf den weiblichen Körper solle die Ausstellung "Nackt! Frauenansichten. Malerabsichten. Aufbruch zur Moderne" vermitteln. Sie ist von diesem Donnerstag bis 11. Januar zu sehen und umfasst rund 80 weibliche Akt-Darstellungen, darunter Leihgaben aus aller Welt. Die Veranstalter rechnen mit 400 000 Besuchern.

Selbstbewusste, sinnliche Frauen ohne mythologische Idealisierung

Gezeigt werden unter anderem Frauenakte von Renoir, Degas, Kirchner, Matisse, Gauguin und Picasso. Mittelpunkt der Ausstellung ist ein lebensgroßer Akt von Ernst Ludwig Kirchner aus dem Jahr 1910, der als ein Hauptwerk des deutschen Expressionismus gilt. Dort zeigt der Künstler seine Geliebte Dodo - nur bekleidet mit großem Hut und roten Schuhen. Nach Ansicht der Kuratorin wird sie damit zur selbstbewussten, sinnlichen Frau ohne mythologische Idealisierung. Mit einem Ausblick auf die Kunst der Gegenwart endet die Ausstellung: Es ist eine Fotoarbeit von Sophie Ristelhuber und eine Videoinstallation von Katarzyna Kozyra mit Szenen aus einem Budapester Frauenbad zu sehen.

Weder Voyeurismus noch Anzüglichkeit

Bei der Konzeption der Sonderschau war Schulze wichtig, Voyeurismus und jegliche Anzüglichkeit zu vermeiden: "Die Frauen werden bei uns von Auge zu Auge gereicht und nicht von Brust zu Brust." Die Veranstalter hätten bewusst nur Werke ausgewählt, die Frauen als Individuen zeigten, indem sie nicht nur ihren Körper entblößten, sondern auch ihre Ängste, Hoffnungen und Sehnsüchte enthüllten. "Nackt heißt in dieser Ausstellung nicht nur Fleisch und Haut, sondern vor allem Gefühl."

Mehr zum Thema