Die Dresdner Frauenkirche wurde zwischen 1726 und 1743 nach Plänen des Dresdner Ratszimmermeisters George Bähr (1666-1738) erbaut. Bereits zuvor hatte es an gleicher Stelle in der Altstadt eine "Kirche zu unserer Lieben Frauen" gegeben. Sie war über die Jahrhunderte baufällig geworden und bei Gottesdiensten dem Andrang der Gläubigen nicht mehr gewachsen. Die Stadt beschloss einen Neubau, für den am 26. August 1726 der Grundstein gelegt wurde. Der noch unvollendete Kuppelbau wurde bereits am 28. Februar 1734 geweiht. Erst im Mai 1743 war die Kirche fertig.
Mit ihrer steinernen Kuppel dominierte die protestantische Kirche das Stadtbild und bildete einen Gegenpol zur katholischen Hofkirche in unmittelbarer Nähe. Das Bild der über der Stadt thronenden "Steinernen Glocke" prägte sich Besuchern bis 1945 ein. Auch die Bombennacht vom 13./14. Februar 1945 änderte daran zunächst nichts. Am Morgen danach schien das Gotteshaus unversehrt. Erst am Vormittag des 15. Februar stürzte das monumentale Bauwerk in sich zusammen.
Lange blieb der Trümmerberg ein Mahnmal
Feuer war über die zersprungenen Glasfenster ins Innere gedrungen, fand im hölzernen Gestühl reichlich Nahrung und machte den Sandstein mürbe. Die Innenpfeiler brachen unter der Last der tonnenschweren Kuppel zusammen. Von Anfang an wurde ein Wiederaufbau in Betracht gezogen. Schon kurz nach der Zerstörung begann die Stadt mit Aufräumarbeiten, die aber bald erlahmten. Bis zur Wende blieb der Trümmerberg ein Mahnmal für sinnlose Zerstörung.
Nach der Wende bildete sich eine Bürgerinitiative für den Wiederaufbau, aus der Fördergesellschaft und Stiftung hervorgingen. Seit 1994 wurde das Gotteshaus unter Verwendung geborgener Trümmersteine wiedererrichtet. Die reinen Baukosten liegen bei 132 Millionen Euro. Weltweit spendeten mehr als 600.000 Menschen, Institutionen und Firmen rund 100 Millionen Euro und damit rund zwei Drittel der Summe für das Versöhnungsprojekt.
Zu 43 Prozent historisch
Die wiedererrichtete Kirche besteht zu etwa 43 Prozent aus historischem Steinmaterial. Von 7110 aus dem Trümmerberg geborgenen Fundstücken konnten nach der Rekonstruktion 3539 Stücke wieder in die Außenfassade eingebaut werden, sagte der Projektleiter Frauenkirche bei der Planungs- und Ingenieurgesellschaft IPRO Dresden, Karl-Heinz Schützhold. Zudem wurden rund 9500 Kubikmeter stehen gebliebene Ruinenteile integriert, was allein 34 Prozent der Gesamtmasse entspreche.
Nach der archäologischen Enttrümmerung der Ruine 1993/94 waren 8425 Steine der Außenhaut sowie den Innenbereichen geborgen, erfasst und eingelagert worden. Sie wurden später authentisch der alten Kirche der künftigen Fassade oder einer Verwendung in der Hintermauerung zugeordnet, berichtete Schützhold. Zu jedem Altstück wurden die Ergebnisse der Begutachtung dokumentiert und ein Datenblatt angelegt.
60.000 Tonnen Steine
Die meisten Fundstücke sind im Erdgeschoss und der aufgehenden Wand zu finden, die wenigsten in der Kuppel, für die im Innern rund 30 Prozent Altsteinmaterial verwandt wurden. Insgesamt besteht das Kirchenbauwerk nach IPRO-Angaben aus rund 60.000 Tonnen Steinen. Es umfasst einen Raum von 85.760 Kubikmetern. Das Gotteshaus hat bis zur Spitze des Turmkreuzes eine Gesamthöhe von 91,23 Metern, eine Breite von 41,96 Metern und eine Länge von 50,02 Metern.
Mit einem maximalen Außendurchmesser von 26,15 Meter ist die imposante, massiv aus Sandstein gemauerte "Steinerne Glocke" die Steinkuppel mit der größten Spannweite nördlich der Alpen, sagte Schützhold. Sie bestehe aus einer dicken Außenschale mit einer Wandstärke zwischen 1,75 Meter und 1,19 Meter sowie einer Innenschale von 25 Zentimeter Dicke. Dazwischen verläuft spiralförmig ein Wandelgang. Das Sandsteinmauerwerk der Kuppel samt darüber liegendem Turmaufsatz (Laterne) wiegt 13.000 Tonnen.
Im gesamten Bauwerk wurden 85 Kilometer Elektroleitungen und - kabel verlegt sowie 7,7 Kilometer Heizleitungen. Die Klimaanlage kann bei der Nutzung der Kirche 40.000 Kubikmeter pro Stunde Lüftungsmenge bewältigen. Im gesamten Kirchraum sind laut Schützhold 1835 Plätze.