Wie halten Tukane ihren Schnabel?
Die große Klappe eines Riesentukan-Männchens misst durchschnittlich satte 20 Zentimeter! Anders gesagt: Zu rund einem Drittel besteht der komische Vogel aus Schnabel! Wie also kann er sich auf dem Ast halten, ohne vornüberzukippen und Zinken voran auf den Regenwaldboden zu donnern?
Die Antwort ist leicht – im doppelten Wortsinn: Der Schnabel wiegt nicht viel. Er besteht im Inneren aus einem Geflecht aus Knochenfasern, die von Häutchen umspannt sind. So entsteht eine Art fester Schaum, leichter als Kork, der ihn stabil macht. Darauf schichten sich winzige Hornplättchen wie Schindeln auf einem Hausdach. Diese Mini-Kacheln bestehen aus Keratin, einem Eiweiß, das auch in unseren Fingernägeln steckt.

Steckbrief: Tukane
Allgemein: Vögel der Gattung Tukane, wissenschaftlich Ramphastos, gehören zu den Spechtvögeln. Es gibt acht Arten. Sie leben in den tropischen Regionen Mittel- und Südamerikas.
Größe und Gewicht: Die Tiere sind je nach Art bis zu 62 Zentimeter lang. Die größten Exemplare wiegen knapp 900 Gramm. Weibchen sind stets kleiner und leichter.
Nahrung: Tukane mögen es fruchtig, schnabulieren manchmal aber auch Insekten, Spinnen, kleine Reptilien und Säugetiere.
Nachwuchs: Riesentukan-Weibchen etwa legen zwei bis vier Eier, die 17 bis 18 Tage bebrütet werden. Haben sich die Jungvögel aus dem Ei gepellt, lassen sie sich noch sechs bis acht Wochen im Nest bemuttern und bevatern. Dann werden sie flügge.
Dank dieser Leichtbauweise bringt der Riesenzinken des Riesentukans gerade mal so viel Gewicht auf die Waage wie anderthalb Tafeln Schokolade. Und ist dennoch stabil genug, um Stöße abzufedern. Übrigens: In Brasilien und Costa Rica wurden für schnabelverletzte Tukane anderer Arten mithilfe von 3-D-Druckern schon Prothesen gebaut. Lange mussten die Spezialistinnen und Spezialisten tüfteln, um die künstlichen Klappen so stabil und leicht hinzubekommen wie die natürlichen Originale.
Was fressen die Vögel mit ihren Schnäbeln?

Darüber haben Forschende lange gerätselt. Alexander von Humboldt (1769–1859) glaubte einst, die Vögel würden mit ihrer Klappe Fische fangen. Aber die fressen sie gar nicht. Tukane schnabulieren zwar gern ein paar Heuschrecken, Spinnen und Ameisen, auch mal eine Eidechse, Vogeleier oder Jungvögel. Ansonsten verspeisen sie aber lieber Früchte. Kleinkram stecken sie sich komplett in den Schnabel. Für größere Früchte nutzen die Tiere selbigen wie eine Saftpresse: Sie pflücken die Früchte, quetschen sie zwischen den beiden Schnabelhälften aus – und schlürfen den Saft.
Für was ist der lange Schnabel sonst noch gut?
Das haben Forschende der kanadischen Brock-Universität in St. Catharines herausgefunden: Riesentukanen dient der Schnabel als Klimaanlage, etwa so wie Elefanten ihre Ohren. Die Tiere können nämlich genauso wenig schwitzen wie alle anderen Vögel. Wird es ihnen unter ihrem dichten, größtenteils schwarzen Gefieder zu heiß, kühlt sie der gut durchblutete Schnabel runter: Er gibt Wärme an die Luft ab. Das so gekühlte Blut fließt zurück in den Körper und verhindert, dass der Tukan überhitzt. Binnen Minuten kann die Schnabeltemperatur auf diese Weise um zehn Grad Celsius sinken!
Mithilfe von Wärmebildkameras beobachteten die Forschenden außerdem, dass die Schnabeltemperatur steigt oder fällt, je nachdem, wie aktiv ein Tukan gerade ist. Will er ruhen oder schlafen, bleibt der Schnabel kühler, damit die Wärme im Körper gehalten wird. Flattert oder hüpft er herum, erhitzt sich auch der Schnabel.
Welche unterschiedlichen Tukanschnäbel gibt es?
Zur Gattung der Tukane, wissenschaftlich Ramphastos, zählen acht Arten und dazu noch eine Reihe von Unterarten. Der Riesentukan trägt den größten Schnabel mit sich herum, der Bunttukan mit seinem rund Zehn-Zentimeter-Zinken den kleinsten. Der Fischertukan wird nicht umsonst auch Regenbogentukan genannt: Seine große Klappe leuchtet in Grün, Blau, Rot, Orange. Der Dottertukan fliegt hingegen mit einem fast schwarzen Mundwerkzeug durch Südamerika.

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Einziger Nachteil der XXL-Schnäbel: Im Gegensatz zu ihren Verwandten, den Spechten, können Tukane keine Löcher in Baumstämme hacken. Als Bruthöhlen müssen sie natürliche Astlöcher nutzen. Oder andere Vögel – Schnabel voran – aus ihren Höhlen vertreiben.