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Wegen Kaliningrad droht der Konflikt zwischen Russland und Litauen zu eskalieren: Panzer-Symbolbild

Güter-Blockade Greift Putin das Nato-Land Litauen an? stern-Experte bewertet die Kaliningrad-Krise

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Gernot Kramper (stern) Es kann ja schlecht sein, dass Länder wie Estland und Litauen versuchen, den USA, Frankreich, Deutschland und Großbritannien den Kurs aufzuzwingen. // Das würde ja auch den Bündnisfall, den direkten Bündnisfall auslösen und würde dazu führen, dass NATO Staaten direkt in Kämpfe eingreifen würden. Und nicht nur im Baltikum, sondern vermutlich dann auch in der Ukraine.


Hendrik Holdmann (stern) Litauen sagt selbst, dass es die EU-Sanktionen nur umsetzt und schneidet damit quasi Kaliningrad von wichtigen Gütern ab. Wie wahrscheinlich ist es deiner Meinung nach, dass Russland auch andere Länder angreift – wie in diesem Beispiel Litauen?


Gernot Kramper (stern) Ich halte es für ganz unwahrscheinlich, dass Putin die baltischen Staaten angreift. Das wird nicht passieren, so stark ist das russische Militär nicht. Das würde ja auch den Bündnisfall, den direkten Bündnisfall auslösen und würde dazu führen, dass NATO Staaten direkt in Kämpfe eingreifen würden. Und nicht nur im Baltikum, sondern vermutlich dann auch in der Ukraine. Das ist ja ein Dammbruch. Deshalb halte ich das für abwegig. Eine andere Frage ist aber natürlich: Wie soll man das jetzt bewerten? Viele Leute sagen ja: Wir sind zu zögerlich, die Franzosen sind zu zögerlich. Aber die Polen und die Balten, die wissen, wo es langgeht, die geben die Richtung vor, und die drängen uns. Das kann man so sehen. Aber grundsätzlich muss man sagen: Die Ukraine wird ja von einem Verbund an Staaten oder einem losen Verbund von Staaten unterstützt. Und wenn jetzt ein Teil dieser Staaten glaubt, den Takt für alle anderen angeben zu können. Wird es natürlich schwierig, weil das keine gemeinsame Aktion ist – insbesondere wenn das Partner sind, die zwar sehr entschlossen sind, aber letzten Endes auch sehr klein sind. Also das muss man ja auch mal so sagen. Also es kann ja schlecht sein, dass Länder wie Estland oder Litauen versuchen, den USA, Frankreich, Deutschland und Großbritannien den Kurs aufzuzwingen. Deshalb sehe ich das persönlich kritisch, ob diese Verschärfungen wirklich so gut sind. Das ist aber nicht nur eine militärische Frage, ist auch eine politische Frage. Es ist auch die Frage: unsere Bundesregierung ist ja auch darauf angewiesen, dass die Bevölkerung den Kurs unterstützt, insbesondere wenn er doch sehr mit wirtschaftlichen Kosten unterfüttert sind. Wir leben eben nicht in China oder in Russland, wo man praktisch die öffentliche Meinung manipulieren kann oder da auch mal so was aussitzen kann. Und es gibt viel Kritik an unserer Bundesregierung. Aber der Kanzler hat eben auch die Aufgabe, die Mehrheit der Bevölkerung in so einer Frage hinter seiner Politik zu versammeln. Und das, glaube ich, gelingt eben mehr. Auch wenn man in Talkshows manchmal den Eindruck hat, wir würden uns alle ein stärkeres Engagement in der Ukraine wünschen, würde ich, wenn ich da auf die Straße gehe, höre ich das so nicht. Also es ist aber mehr eine politische Frage. Aber zurück zu deiner Antwort. Eine direkte militärische Antwort darauf wird es nicht geben. Also der marschiert ja jetzt nicht im Baltikum ein. Das können Sie auch gar nicht.
Kaliningrad: Künstlerin Olga Dmitriewa

Russische Ostsee-Exklave Stimmen aus Kaliningrad: "Wir haben ein gutes Verhältnis zu unseren Nachbarn. Die Spannungen werden von Moskau ausgenutzt"

Der Kreml läuft Sturm gegen die angebliche "Blockade" Kaliningrads, seit das Nachbarland Litauen im Rahmen der EU-Sanktionen den Güterverkehr zwischen der Exklave und Russland eingeschränkt hat. Manche Bewohner des isolierten Gebiets wittern hinter dem Zwist allerdings eher innenpolitische Motive.
Wegen Sanktionen: Konflikt zwischen Russland und EU um Kaliningrad eskaliert

Wegen Sanktionen Konflikt zwischen Russland und EU um Kaliningrad eskaliert

Sehen Sie im Video: EU-Sanktionen gegen Russland führen wegen Kaliningrad zu Streit.




Im Ukraine-Krieg ist nun auch ein Konflikt zwischen Russland und der Europäischen Union um die Exklave Kaliningrad entbrannt. Denn seit einigen Tagen dürfen wegen der jüngsten EU-Sanktionen gegen Russland bestimmte Waren nicht mehr durch Litauen nach Kaliningrad transportiert werden. Russland spricht von feindlichen Handlungen und droht mit entsprechenden Gegenmaßnahmen. Die Bevölkerung in Litauen nimmt das relativ gelassen, wie diese Einwohner bestätigen: "Ich bin nur leicht besorgt. Es finden Militärmanöver statt. Wir arbeiten in der Nähe der Grenze und die Schießerei und die Manöver beunruhigen uns schon etwas." "Ich habe keine Panik und bleibe optimistisch. Ich denke, es wird nichts Schlimmes passieren. Denn Litauen ist in der Nato und in der Europäischen Union. Daher glaube ich nicht, dass sie uns angreifen werden." "Was als nächstes passiert, das weiß niemand. Wir werden nicht wegzulaufen. Ich bin hier geboren. Das ist mein Zuhause. Wir bleiben, solange wir können." Zu den betroffenen Gütern zählen Baumaterialien, Metalle und Kohle. Der Transitverkehr findet vor allem auf der einzigen Zugstrecke zwischen Russland und Kaliningrad statt. Das frühere ostpreußische Königsberg liegt an der Ostsee zwischen den EU- und Nato-Staaten Litauen und Polen. Litauen weist den Vorwurf Moskaus zurück, mit dem Transitverbot neue Sanktionen gegen Russland verhängt zu haben. Und man betont zudem, dass nicht sanktionierte Waren weiter frei nach Kaliningrad transportiert würden.