Projekt in Indien "Die Menschen verlassen sich auf mich" – der Schneider aus Delhi, der sich um die Kinder sorgt

In Zeiten des Lockdowns organisierte das Sunshine Project eine Essensausgabe an bedürftige Kinder
In Zeiten des Lockdowns organisierte das Sunshine Project eine Essensausgabe an bedürftige Kinder
Kuku Arora kümmert sich um die Schwächsten der indischen Gesellschaft: die Kinder. Der Schneider versorgt die Jungen und Mädchen eines Slums in seiner Heimatstadt Delhi mit Essen oder Kleidung. Und wenn es sein muss, dann organisiert er auch schon mal die Nachhilfelehrer. 

In den schlimmsten Tagen der Pandemie konnte der Schneider Kuku Aurora den Rauch der Verbrennungen sehen, der über seine Heimatstadt Delhi zog: Das Coronavirus tötete so viele Menschen, dass die Krematorien überfüllt waren. In ihrer Not schichteten die Bewohner von Delhi Holzscheite auf Parkplätzen auf, um die Opfer dort nach indischem Brauch zu verbrennen. „Sie können sich nicht vorstellen, wie beängstigend das war“, erzählte der Schneider stern-Reporterin Bettina Sengling bei ihrem Besuch in Indien. In der Pandemie sorgte er sich nicht nur um seine Familie. Seit 20 Jahren kümmern er und seine Frau Priti sich um Kinder, die im Slum unweit seines Ateliers aufwachsen. 265 Schüler bekommen im „Sunshine Project“ Essen, Kleider, Schuluniformen, Ranzen, Bücher und Stifte. Nachhilfelehrer unterstützen sie auf dem Weg zum Schulabschluss. Die Stiftung stern förderte das Sunshine-Projekt im vergangenen Jahr mit 10.000 Euro.

Kuku Arora und seine Frau Priti
Kuku Arora und seine Frau Priti
© Privat

Die Aroras haben Räume angemietet, in denen die Kinder nachmittags lernen können. Nebenbei erfüllen sie ihre Wünsche, ermöglichen Boxtraining, Fußballspiele oder Deutschstunden. Einige von ihnen haben die Schule längst beendet, verdienen Geld, unterstützen ihre Eltern und zogen mit den Familien aus dem Slum in eine Wohnung. Den Eltern helfen die Aroras bei der Suche nach Arbeit.

Leicht war das nie, die Pandemie machte alles noch schwerer. Im Lockdown durften die Eltern nicht mehr arbeiten, hatten nicht einmal mehr Geld für Essen. Kuku Arora versorgte alle Familien mit Lebensmitteln, kaufte Reis, Linsen, Salz, Öl, aber auch Seife und Masken. „Die Menschen verließen sich auf mich“, sagt er. „Es war eine riesige Verantwortung.“ Er ließ Gassen und Häuser im Slum desinfizieren, damit sich das Virus dort nicht ausbreitete. Auf Umwegen sicherte er sogar Sauerstoffbehälter, die in Delhi zu dieser Zeit ein kleines Vermögen kosteten. Den Kindern kauften die Aroras Computer und Tablets, damit sie auch auf Distanz am Unterricht teilnehmen konnten. 

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