GELDANLAGE Verluste verschwiegen

Jetzt verschicken die Banken die Depotauszüge 2001: Informationen über die oft negative Wertentwicklung fehlen. Anleger müssen selbst zum Stift greifen um auszurechnen, was ihre Papiere wert sind.

Mit Beginn eines jeden neuen Jahres landet Post von der Bank in Millionen Briefkästen - Anleger erhalten mit dem Schreiben ihren Jahresdepotauszug. Wer darin eine Bilanz erwartet, wie es ums eigene Kapital steht, wird aber enttäuscht. Meist findet sich lediglich eine schlichte Auflistung der Wertpapiere, mit Anzahl und Kurswert zum Stichtag 31. Dezember. Die entscheidenden Fragen bleiben offen: Wie viel haben die T-Aktien im Bestand 2001 verloren? Hat wenigstens der Rentenfonds ein Plus erwirtschaftet?

Die Auskunft über die Wertentwicklung

des Depots - bei den meisten Banken Fehlanzeige. Ein ärgerliches Versäumnis, das Folgen haben kann: Wer nicht selbst in seinen alten Unterlagen kramt und die Wertentwicklung mit dem Taschenrechner nachvollzieht oder in der Bankfiliale mit seinem Berater spricht, wo nichtvermögende Kunden allerdings immer weniger gern gesehen sind, kann nur hoffen, dass das Depot 2001 trotz der Börsenkrise nicht in sich zusammengesackt ist.

Die Banken finden viele Ausreden für ihren schlechten Service. »Der Depotauszug ist ein offizielles Dokument und gibt allein eine Bestandsübersicht zum Stichtag«, sagt ein Commerzbank-Sprecher. Zu mehr sei man nicht verpflichtet. Bei der Investmentfirma DIT, einer Tochter der Dresdner Bank, heißt es dreist: Für eine Spalte Wertentwicklung sei auf dem Kontoauszug kein Platz mehr. »Wenn wir die Performance für alle drei Millionen Kundendepots ausrechnen würden, erhielten sie die Endabrechnung erst Ende März«, behauptet Wolfgang Straub von der Union Investment, der Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken. Dass dies schneller gehen kann, zeigt sich bei den Online-Kunden. Die können sich laut Auskunft der Banken ihren Depotwert jederzeit im Internet ausrechnen lassen.

Es gibt einen Ausweg

aus dem miesen Service der Banken: Wer eine detaillierte und aussagekräftige Aufstellung schwarz auf weiß erhalten möchte, muss nur die private Vermögensverwaltung der Geldhäuser in Anspruch nehmen. Kleiner Haken: Der Zutritt ist in der Regel erst ab 500.000 Euro möglich.

Joachim Reuter