Wenn die Liebe zu Ende ist, die Fotos aus den gemeinsamen Tagen entfernt sind und alles, was an den Ex erinnert, weg ist, dann bleiben oft nur noch zwei Dinge: der Schmerz - und der überflüssig gewordene Verlobungs- oder Ehering. 8000 US-Dollar hatte Steven Sherman einst für das Schmuckstück ausgegeben, mit dem er um die Hand seiner Freundin angehalten hatte. Und jetzt, wo alles aus war und sie ihm den Ring zurückgegeben hatte, bot ihm der Juwelier gerade noch 2800 US-Dollar für den 1,7-karätigen Diamantring. "Ich war schockiert", sagt der 35-jährige Hypothekenmakler.
Sherman machte sich auf die Suche nach Alternativen und stieß auf die amerikanische Website idonowidont.com ("I Do, Now I Don't" - "Ja, ich will ... ach nein, jetzt will ich doch nicht"). Das New Yorker Unternehmen richtet sich, genauso wie exboyfriendjewelry.com und divorceyourdiamond.com, an ehemals Verliebte, die ihre Schmuckerinnerungen loswerden wollen. Sherman verhökerte seinen Ring dort für immerhin noch 5800 US-Dollar.
Jedes Jahr werden in den USA rund 1,7 Millionen gebrauchte Verlobungs- und Eheringe verfügbar, schätzt David Becker, Chef von Idonowidont. "Wir haben einen Markt aufgetan, der bisher zu wenig abgedeckt ist", sagt Becker. "Für den Verkäufer ist es ein guter Abschluss der Geschichte, und es gibt Menschen, die etwas Altes und Gebrauchtes wollen."
Idee aus leidvoller Erfahrung
Bisher trugen frisch Getrennte ihr unerwünschtes Geschmeide meist zum Juwelier oder versuchten es bei nicht spezialisierten Auktionshäusern wie Ebay zu verhökern. Wer bekannt ist, ging gleich zu Christie's: Die Schauspielerin Ellen Barkin etwa ließ dort den gesamten Schmuck versteigern, den ihr Ex-Ehemann Ron Perelman ihr während der Ehe geschenkt hatte. Gesamtwert: rund 20 Millionen US-Dollar. Es war die eigene, leidvolle Erfahrung, die Joshua Opperman auf die Idee brachte, Idonowidont zu gründen. Seine Freundin hatte ihn verlassen, die Verlobung aufgelöst, und er wusste nicht, wo er den Ring verkaufen sollte.
Seit Anfang 2007 ist die Website online, auf der man auch Artikel über Beziehungen lesen oder sich Musikvideos aus der Kategorie "Beste Trennungslieder" ansehen kann. Rund 250 Ringe für 1000 bis 3000 US-Dollar das Stück seien bisher über die Website verkauft worden, so Opperman. Nachdem sich Anbieter und Käufer auf einen Preis geeinigt haben, lässt Idonowidont das Schmuckstück auf Echtheit prüfen und kassiert eine fünfprozentige Vermittlungsgebühr. Für seinen eigenen Verlobungsring habe er über die Website immerhin noch 70 Prozent des Kaufpreises bekommen, sagt der 31-jährige Opperman. Der Händler habe ihm nicht einmal die Hälfte geboten, dabei habe der 2,7-karätige Diamantring "gut über 10.000 US-Dollar" gekostet.
Brustimplantate statt Verlobungsring
Das Konkurrenzangebot Exboyfriendjewelry wurde von Megahn Perry und ihrer Stiefmutter Marie aus Los Angeles gegründet. Es sei als Online-Anlaufstelle für Frauen gedacht gewesen, die Geschenke ihrer Ex-Partner loswerden wollten, sagen sie. Ihr Slogan: "Du willst es nicht, und er bekommt es nicht zurück." Das Einstellen von Schmuckstücken ist kostenlos, eine Vermittlungsgebühr fällt, wie auch bei Divorceyourdiamond, nicht an. Besucher der Website können sich außerdem ihren Trennungsschmerz von der Seele schreiben. "Ich dachte, ich hätte jemand Wunderbares gefunden, aber er war ein Lügner und Betrüger", schreibt die Verkäuferin eines 1000-Dollar-Verlobungsrings.
Wohin mit den ungeplanten Einnahmen? Das wird unter anderem auf der Website divorce360.com diskutiert, einer Plattform für Scheidungswillige und bereits Geschiedene. Sie habe sich von dem Geld Brustimplantate gekauft, schreibt eine Besucherin und fügt hinzu: "Vielen Dank, mein lieber Ex-Mann!"