Hans Königsmann Das ist der Deutsche, der bald ins All fliegt

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  • von Katja Michel
Raumfahrtingenieur Hans Königsmann
Raumfahrtingenieur Hans Königsmann
© Horst Galuschka / Picture Alliance
Hans Königsmann ist ein großer Name in der Raumfahrt – und einer von zwei Deutschen, die bald mit einer Rakete von Amazon-Gründer Jeff Bezos in den Weltraum starten. Capital traf ihn im Dezember 2023.

Sein ganzes Berufsleben drehte sich um Raketen, nun wird er demnächst selbst mit einer fliegen: Hans Königsmann war einer der ersten Mitarbeiter von Elon Musks SpaceX und baute das Raumfahrtunternehmen des Tech-Milliardärs mit auf. Demnächst wird der Ingenieur mit einer Rakete der Konkurrenz ins All fliegen, mit einer "New Shepard" von Blue Origin des Amazon-Gründers Jeff Bezos. Als einer von zwei Deutschen, die erstmals dabei sind.

Capital hat den Raumfahringenieur im Dezember 2023 zu einem Interview getroffen. An einem verschneiten Wintermittag saß er in einem Café in Berlin-Mitte, löffelte Frittatensuppe und erzählte von seinen Anfängen bei SpaceX, seiner Sicht auf die europäische und die amerikanische Weltraumindustrie. Königsmann, heute 62, lebt seit drei Jahrzehnten in Kalifornien, ist aber auch häufiger in seiner alten Heimat zu Gast.

Königsmann und "Elon", wie er ihn nennt, lernten sich 2002 bei einer Amateur-Raketenshow in der kalifornischen Wüste kennen. Musk hatte damals gerade seine Paypal-Aktien verkauft, doch in der Öffentlichkeit bekannt war er noch nicht. Auch Königsmann sagte der Name zunächst nichts. Einige Wochen später rief Musk Königsmann an und bot dem deutschen Ingenieur einen Job in seiner jungen Firma SpaceX an. Deren Ziel: Raketen zu bauen und schlussendlich den Mars zu besiedeln. Königsmann sagte zu – und wurde technischer Mitarbeiter Nummer vier von Space X. Dort war er viele Jahre verantwortlicher Ingenieur für die Raketenstarts und Vizepräsident, bis er 2021 ausschied. Die Tatsache, dass man Dinge nicht in ihrer eigentlichen Umgebung testen könne, habe ihn an der Raumfahrt immer fasziniert, erzählte Königsmann Capital.

Hans Königsmann: "No risk, no fun"

Königsmann ist in Berlin geboren, wuchs bei Frankfurt am Main auf und kehrte zum Studium der Luft- und Raumfahrttechnik nach Berlin zurück. Später promovierte er in Bremen und entwickelte dort als junger Ingenieur ein Satellitenprojekt mit. Als Mitte der 90er-Jahre ein Jobangebot aus den USA kam, nahm er es an, auch weil er die deutsche Raumfahrt als langsam und schwerfällig empfand und den Ehrgeiz vermisste. "Es stimmt nicht, dass Deutschland Amerika in der Raumfahrt zehn Jahre hinterherhinkt", sagte Königsmann im Gespräch mit Capital. Tatsächlich sei es viel, viel schlimmer. "Amerika hatte damals ein Milliardenbudget. Aber Deutschland ist ein Raumfahrtzwerg." Nun will er helfen, das zu ändern. Seit 2022 sitzt Königsmann im Aufsichtsrat des Bremer Raumfahrtkonzerns OHB, dessen verstorbener Gründer Manfred Fuchs war Königsmanns Mentor. 

An Bord der Blue-Origin-Rakete "New Shepard" wird außer Hans Königsmann als zweite Deutsche Michaela Benthaus sein. Sie ist Ingenieurin bei der europäischen Raumfahrtbehörde Esa und seit einem Mountainbikeunfall querschnittsgelähmt. Nach eigenen Angaben ist sie die erste Rollstuhlfahrerin auf einer sogenannten suborbitalen Mission – also einem Flug ins All, bei dem die Erde nicht vollständig umrundet wird. Einen festen Termin für den Weltraumflug ins All gibt es noch nicht. Er wird rund zehn Minuten dauern und auf eine Höhe von 100 Kilometern gehen. 

Man kann davon ausgehen, dass für Hans Königsmann, wenn er demnächst in der texanischen Wüste in die Rakete steigt, ein Traum in Erfüllung geht. "Dies ist nicht nur ein persönlicher Meilenstein, sondern auch eine Erinnerung daran, wie weit die kommerzielle Raumfahrt bereits gekommen ist – und wohin sie als Nächstes gehen wird", schreibt der Ingenieur auf dem Karrierenetzwerk LinkedIn. "No risk, no fun", sagte er im Interview mit Capital. 

Mit Material von dpa.

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