Von den Einladungen der letzten Zeit zu Pressekonferenzen, Kamingesprächen oder Tagungen hat mich eine elektrisiert. Absender ist der einstige Berliner Partykönig Manfred Schmidt.
Den ins Gerede gekommenen Netzwerker hatte ich nach den peinlichen Enthüllungen um „Schnulligate“ eigentlich im sonnigen Sabbatjahr auf seiner spanischen Finca, in seinem Domizil in Südfrankreich oder seiner Luxuswohnung in Barcelona vermutet. Zur Erinnerung: Schmidt, genannt „Oberschnulli“, hatte Christian Wulffs Pressesprecher Olaf Glaeseker, genannt „Schnulli“, den Job gekostet, als der sternenthüllte, dass Glaeseker gratis in Schmidts Finca urlauben durfte. Glaeseker hatte im Gegenzug für lukrative Schmidt-Events V.I.P.-Gäste und Sponsoren besorgt. Und der Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir ließ sich von Manfred Schmidt zu einem FC Barcelona-Spiel einladen und zahlte den vollen Preis für die Tickets erst, nachdem der stern darüber berichtet hatte. Schmidt wurde als Teil der Wulff-Affäre scheinbar zur Persona non grata.
Ein halbes Jahr danach ist Manfred Schmidt back in business – in der Hauptstadt. „Dr. Mehmet Gürcan Daimagüler und Manfred Schmidt laden herzlich ein zu einem Begrüßungsabend zu Ehren des türkischen Botschafters in Deutschland S.E. Hüseyin Avni Karslıoğlu“ heißt es in der Einladung. Ort: Schmidts noble „Residenz am Pariser Platz“. Tag: 4. Juli. Passendes Motto am amerikanischen Nationalfeiertag: „WELCOME TO BERLIN!“
Es ist fast wie in alten Zeiten, als der frischgewählte Bundespräsident Christian Wulff seine private Siegesparty in dem Party-Penthouse feierte – mit „paparazzisicherer Zugangsschleuse“ und Blick aufs Brandenburger Tor.
Ehrlich gesagt: Ich bin versucht, die Einladung anzunehmen, obwohl ich kritisch über die schmierigen Verwicklungen des Partyveranstalters berichtet habe. Neugierig wäre ich schon, „eine der atembeaubendsten Locations der Hauptstadt“ einmal von innen zu sehen. Vielleicht nimmt Manfred Schmidt mir die schwere Entscheidung ja ab und streicht mich von der Gästeliste.
von: Dirk Liedtke
Foto: Jochen Lübke/dpa