2008 verhinderte der Sportausschuss des Bundestages Medaillenprämien für deutsche Olympiatrainer. Verschwieg das Innenministerium den Parlamentariern nun ein neues Prämienmodell aus Steuermitteln, um nicht noch ein Veto zu kassieren?
Immer wieder haben wir über Intransparenz in der deutschen Sportförderung berichtet. Jetzt geht´s weiter: Erst wenige Wochen vor Beginn der olympischen Spiele, am 24. Juni, schickte das Bundesinnenministerium (BMI) ein Schreiben an die olympischen Sportverbände (Originaldokument hier). Darin geht es um Medaillenprämien für Trainer: Pro Goldmedaille werden 40.000 Euro verteilt, pro Silbermedaille 25.000, für Bronze gibt es 15.000 Euro. Damit sollen auch Heimtrainer, Entdecker, Förderer und „Servicepersonal“ bezahlt werden, die nicht beim Bund angestellt sind – ein Novum in Deutschland, als Teil einer Traineroffensive. Denn Trainer in Deutschland gelten als chronisch unterfinanziert und überbelastet, und Physiotherapeuten, Psychologen und Techniker arbeiten oft unentgeltlich.
Steuergeld für weitere Trainerprämien - durch die Hintertür
Als 2008 erstmals über ein Modell diskutiert wurde, Medaillenprämien für Trainer aus Bundesmitteln auszuloben, da stellten sich manche Sportpolitiker quer und verhinderten die Prämie. 2010 kam sie dann doch – rechtzeitig zu den olympischen Winterspielen in Vancouver. Soweit die bekannten Prämien für Medaillen, die es auch 2012 wieder gibt.
Darüber hinaus können aber auch Trainer Gelder kassieren, deren Athleten zwar keine Medaille gewannen, aber zum Beispiel im Finale standen. Die Mittel dafür mussten die Verbände bisher selbst aufbringen. Jetzt hat das BMI den Verbänden in aller Stille ermöglicht, auch diese Prämien aus Steuergeld zu bezahlen. Und das geht so: Sportverbände können innerhalb eines Olympiazyklus Personalmittel ansparen, weil ihnen diese pauschal für vier Jahre im Voraus bewilligt werden. Wenn Stellen unbesetzt bleiben oder wenn ein Verband Honorartrainer in seine Pläne schreibt, aber dann doch nicht unter Vertrag nimmt, kann er das Geld erstmal behalten – bei den Leichtathleten kamen so immerhin 100.000 Euro zusammen. Andere haben nichts zurückgelegt, weil ihnen immer versichert wurde, zur Seite gelegtes Geld fließe am Ende der vier Jahre zurück in den Bundeshaushalt. So hatten es auch das Ministerium und der DOSB vorgetragen, als die Sportausschuss-Vorsitzende Dagmar Freitag (SPD) nachfragte. Nun ist klar: Die angesparten Gelder dürfen doch als zusätzliche Trainerprämien ausgezahlt werden. "Dass es aus Steuermitteln ein zweites Prämiensystem gibt, das ist im Ausschuss niemals gesagt worden“, sagt Freitag, die auch Vizepräsidentin des deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) ist. „Mir drängt sich der Verdacht auf, es sei verschwiegen worden, weil man nicht eine zweite Diskussion über Prämien aufmachen wollte.” Über die 100.000 Euro dürfte sich der DLV trotzdem gefreut haben.
von: Niklas Schenck und Daniel Drepper
Foto: DPA