Zu den hässlichen Seiten der Globalisierung gehört, dass Kinder in der Dritten Welt unter erbärmlichen Bedingungen Markenklamotten produzieren, die bei uns für teures Geld verkauft werden. Im Februar dieses Jahres enthüllte der stern, dass die Tochterfirma eines großen deutschen Versandhauses in Indien Blusen herstellen lässt, die von Minderjährigen bestickt werden. stern-Mitarbeiter Dan McDougall und Fotograf Raja Singh hat das Thema nicht losgelassen. Jetzt wurden sie in den Slums von Neu-Delhi erneut fündig: Hunderte Tops mit den roten Labeln von Esprit lagen in einer Hütte auf dem Boden, um mit Perlen und Pailletten verziert zu werden – von Kindern. Während sich der Aufpasser beim Auftauchen des stern-Teams telefonisch Anweisungen holte, wie er mit den ungebetenen Besuchern umgehen solle, sprachen die Kollegen mit den Kindern und fotografierten sie. Dann nahmen die Reporter die Beine in die Hand: Ein wütender Mob schlug auf sie ein, beschädigte die Kameraausrüstung und drohte sie zu lynchen. Dan McDougall und Raja Singh brauchten fast eine halbe Stunde, um zusammen mit ihrem Übersetzer, gehetzt von den Sklavenhaltern, aus den Straßen des Slumviertels wieder herauszukommen.
Escort-Service ist so etwas wie Fünf-Sterne-Prostitution. Das Geschäft der Begleitagenturen floriert, seit der Gesetzgeber 2002 den käuflichen Sex als Dienstleistung anerkannt hat und zahllose Damen nun ganz legal über ein paar Mausklicks im Internet für exklusive Stunden verfügbar sind. Für stern- Reporter Markus Götting, seit zwei Jahren verheiratet und Vater einer 19 Monate alten Tochter, war die Recherche über die geheimnisvolle Welt der Edelhuren eine der heikelsten Missionen seiner journalistischen Laufbahn. Seine Frau hatte ihm - wie in einem aktuellen Werbespot für Bier - aufgetragen: "Nur gucken, nicht anfassen!" So gewarnt, reiste der stern-Mann durch Deutschland und traf die teuersten Begleiterinnen, die das Sexgewerbe zu bieten hat. "Ich war doch erstaunt, was für intelligente Frauen das sind und mit welcher Abgeklärtheit sie über ihren Job sprechen", sagt Götting. Vor allem aber, was sie als ihre bürgerlichen Berufe angaben: Studentin, angehende Pilotin oder Assistenzärztin. Der Wiener Aktfotograf Andreas H. Bitesnich hatte wenig Mühe, die Damen in Szene zu setzen. Auch als Models vor der Kamera verhielten sie sich absolut professionell.
Herzlichst Ihr
Thomas Osterkorn