Qani Rredhi steht am Rand eines Grabens und blickt auf ein schillernd buntes Rinnsal. Es stinkt nach Gummi und faulen Eiern. Der Umweltaktivist, ein Mann mit spärlichen grauen Haaren und meist mit einer Zigarette zwischen den Fingern, hat das verdächtig farbenfrohe Bächlein ein paar Stunden zuvor entdeckt.
Sofort fotografierte der 68-Jährige den Bewässerungskanal im Dorf Zharrëz, in den der Graben mündet: schwarz verschmiertes Schilf, Falten, die sich aufstauendes Öl an der Wasseroberfläche wirft. Dann verständigte er die Umweltaufsicht und ein paar Journalisten, mit flinken Fingern auf seinem Smartphone.

Jetzt beobachtet Rredhi, wie ein Umweltingenieur in den Graben hinabsteigt. Rechtes Bein voran, an die Grabenwand, linkes Bein hinterher. Die lockere Erde gibt nach, beinahe rutscht der Ingenieur mit seinen Stadtschuhen in die Brühe. Schnell macht er einen Ausfallschritt über das Rinnsal, dann steht er breitbeinig darüber. Polizisten schauen zu.
Direkt neben dem Graben beginnt das Gelände des staatlichen Ölunternehmens Albpetrol. Tanks mit Dutzenden Metern Durchmesser stehen hier, die Wände nass und voller rostdurchsetzter Schlieren.