Machtkampf beim Front National Parteigründer Le Pen gibt im Streit mit Parteispitze nach

In der offenen Familienfehde macht Jean-Marie Le Pen, der Gründer der Front National in Frankreich, einen Rückzieher. Seine Tochter Marine hatte die Reißleine gezogen - und setzt sich nun durch.

Der Gründer des rechtsextremen Front National (FN), Jean-Marie Le Pen, verzichtet auf eine Kandidatur bei der französischen Regionalwahl. Er werde in der Region Provence-Alpes-Cotes d'Azur nicht ins Rennen gehen, sagte der 86-Jährige dem "Figaro" vom Montag. Mit seiner Absage entschärft er den FN-Richtungsstreit, der zuletzt in eine erbitterte Fehde zwischen ihm und seiner Tochter Marine eskaliert war. Die Parteichefin hatte ihrem Vater nach neuen rassistischen und anti-semitischen Äußerungen den Ausstieg aus der Politik nahegelegt. Das lehnt der Ehrenvorsitzende der Anti-Einwanderungspartei jedoch weiter ab. Am Freitag wollen FN-Funktionäre über seine Rolle beraten.

Jean-Marie Le Pen begründete seine Absage damit, dass der FN durch den Streit zwischen ihm und seiner Tochter massiv geschwächt werden könnte. Den Zwist über seine jüngsten Bemerkungen bezeichnete er in einer Erklärung als eine schwere, aber unbegründete Krise. Im "Figaro" zeigte er sich zudem von seiner Tochter enttäuscht. Zu sagen, er fühle sich betrogen, gehe aber etwas zu weit. Bereits vergangene Woche hatte der langjährige FN-Chef einen Rückzug aus der Politik abgelehnt und seiner Tochter und Nachfolgerin vorgeworfen, die Partei zu sprengen. Jean-Marie Le Pen ist Abgeordneter des Europa-Parlaments.

Verzicht auf Kandidatur "weise Entscheidung"

Marine Le Pen sieht ihre Bemühungen um ein bürgerliches Image des FN durch ihren Vater gefährdet, der unlängst erneut mit einer Verharmlosung des Holocausts Aufsehen erregte. Unter ihrer Führung hat die Partei an Zulauf gewonnen. Umfragen legen nahe, dass die 46-Jährige es bei der Präsidentschaftswahl 2017 in die Stichwahl schaffen könnte. Die explosive Beziehung zu ihrem Vater dürfte aber mit darüber entscheiden, wie sich die rechtsextreme Partei in der Wählergunst der Franzosen schlägt.

FN-Vizechef Florian Philippot sagte im französischen Fernsehen, der Verzicht auf die Regionalwahlkandidatur des Parteipatriarchen sei eine "weise Entscheidung". Der Verbündete von Marine Le Pen hatte in der vergangenen Woche angedeutet, Le Pen senior könnte aus der Partei ausgeschlossen werden.

Wie sehr die Partei von seiner Familie dominiert wird, zeigt sich in der Einschätzung von Jean-Marie Le Pen im "Figaro", dass ihn bei der Kandidatur noch am ehesten seine Enkelin Marion Marechal-Le Pen ersetzen könne. Aus dem Umfeld der Parteispitze verlautete, die 25-Jährige werde sich um eine Kandidatur bei der Regionalwahl im Dezember in der südöstlichen Region bemühen. Marion Le Pen gilt in gesellschaftlichen Fragen wie der Homo-Ehe als konservativer als ihre Tante, die den FN seit 2011 führt.

DPA · Reuters
amt/Reuters/DPA

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