Selbst eine vermeintlich simple Tätigkeit, wie das Anbringen eines Regals an der Wand wird gemeinsam mit dem Handwerker-Papa schnell zu einem Feuerwerk der Phrasendrescherei. Es geht schon vor der Arbeit los. In der Wohnung steht das Fenster offen, es ist entsprechend kühl. Wenn ihr jedoch darauf hinweist und vorschlagt, das Fenster zu schließen oder gar die Heizung ein Stück aufzudrehen, wird lässig abgewunken. Nicht nötig, weiß Papa. Stattdessen lieber mit der Maloche anfangen. Denn:
Also wird nicht lange gefackelt, sondern losgelegt. Die Bohrlöcher werden an der Wand angezeichnet, der Bohraufsatz am Bohrschrauber angebracht. Nachdem der Bohrer einen halben Zentimeter in der Wand ist, bleibt er erst stecken und bricht beim zweiten Versuch ab. Während ihr ihn mit der Zange aus der Wand fummelt, inspiziert Euer alter Herr mitleidig kopfschüttelnd die Packung mit den restlichen Bohraufsätzen. Er weiß: Ihr habt am falschen Ende gespart und hättet lieber ein paar Euro mehr für besseres Werkzeug ausgeben sollen. Denn:
Gut, dass sich das in diesem Fall erübrigt. Papa hat sich beim Bohrerkauf natürlich nicht auf seinen Nachwuchs, sondern auf sich selbst verlassen. Entsprechend hat er den hochqualitativen Bohrer im eigenen Werkzeugkoffer dabei. Ist das Loch in der Wand, wird ein Dübel versenkt und das Regal kann mit dem Akkuschrauber angebracht werden. Aber dabei ist höchste Vorsicht geboten. Bloß die Schraube nicht zu fest anziehen. Denn, so weiß Papa:
Nach getaner Arbeit ist es Zeit für die Pause. Zum Dank für seine Hilfe wollt ihr Euren Papa gern zum Essen ausführen. Als ihr die Wohnung verlassen wollt, kommt das gekippte Fenster vom Anfang wieder zur Sprache. Diesmal ist es Euer alter Herr, der es schließen will, um potentiellen Einbrechern nicht Tür und Tor zu öffnen. Denn er weiß:
Wer indes Lehrereltern hat, hat diesen wehklagenden Spruch vielleicht schon mal gehört:
Heißt: Das Leben unter den Fittichen von Vater Staat ist zwar nicht das schlechteste. Man ist unkündbar und hat im Alter zudem eine Pension, nach der sich die meisten gesetzlichen Rentenempfänger die Finger lecken. Trotzdem gibt es auch Unannehmlichkeiten: Ein Jobwechsel ist mitunter schwieriger als in der freien Wirtschaft, als Lehrer kann man zudem nicht einfach mal einen Tag freinehmen.
P.S.: Der Autor ist Vater und Sohn zugleich, der Text mit einem liebevollen Augenzwinkern allen Vätern gewidmet. Wie seine eigene Wohnung ohne die fachkundige Hilfe seines alten Herrn aussehen würde, daran denkt er lieber nicht. Vielen Dank dafür, Papa!
