Der Neon-Dreier Das erste Mal Sex für Geld - ein Escort erzählt

Von Pascal Schaefers
Escort Service
Ein Escort erzählt: "Was ist seine Form von Erregung, fragte ich mich und war gleichzeitig angetörnt von der außergewöhnlichen Situation"
© picture alliance
Pascal Schaefers arbeitet seit acht Jahren als Escort. Hier beschreibt er seine Erlebnisse als Dienstleister, Sexarbeiter, Sozialarbeiter. Hat es seinen Sex verändert?

Hinweis: Dieser Text wurde auf NEON.de bereits im Mai veröffentlicht. Er zählte zu den meistgelesenen Stücken des Jahres. Zum Jahresrückblick spielen wir die besten Artikel in loser Reihenfolge bis zum Ende des Jahres.

"Du gehst zu freundlichen älteren Herren, nimmst Massageöl mit und massierst sie, unterhältst dich nett und bekommst 80 Euro dafür." So stellte ich mir das Leben als Escort vor, und so erzählte ich meinem Bruder am Küchentisch davon. Er hatte sofort Interesse, genau wie mein bester Freund. Wir, Anfang 20, zogen in den Semesterferien los, um Männern und manchmal auch Frauen sinnliche Situationen zu verschaffen.

Mein erstes Date war gleich ein guter Einstieg. Ein Ergotherapeut, 40 Jahre alt, dick und behaart, der typische schwule Bär. Ich fuhr mit dem Roller zu ihm, mein Herz pochte. Sexdates hatte ich zwar schon öfter gehabt, aber diese Situation war neu: Ich war jetzt Dienstleister, Sexarbeiter, Sozialarbeiter. Ich bekam Geld. Ob das den Sex verändern würde?

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"Erstaunt über die Intensität, die Sex für Geld auslöst"

Als Stefan mir die Tür öffnet, ist er aufgeregter als ich, seine Hand zittert. Er legt sich schnell auf seine eigene Massageliege in dem unaufgeräumten Apartment. Ich beginne, diesen bestimmt 120 Kilo schweren Körper zu massieren. Meine Hände verkrampfen immer wieder vor Anstrengung. Für ihn ist es trotzdem gut. Nach 45 Minuten dreht er sich um und beginnt, mit seinem Penis zu spielen. Um seinen Hoden klemmt ein Lederring, der den Orgasmus intensiviert. "Hock dich auf mein Gesicht und spiel mit etwas Creme an meinen Nippeln. Drück gern hart zu", flüstert er fordernd. Ich setze mich auf ihn, er leckt meinen Anus. Mit einer Hand masturbiere ich, mit der anderen malträtiere ich seine Nippel. Bis er kommt. Dass ich gleich mit ihm komme, überrascht mich. Ich bin erstaunt über die Intensität, die Sex für Geld auslöst. "War es gut so für dich?" , frage ich zögernd. Noch leicht weggetreten nickt er zufrieden.

Dieses erste Mal sollte sich als typisches Date herausstellen. In den acht Jahren, die ich jetzt als Escort arbeite, haben mich aber mehr und mehr die ganz besonderen Situationen fasziniert: Zum Beispiel bot ich mich häufig zusammen mit einer guten Freundin an. Ein impotenter Kunde buchte uns für den Geburtstag seines besten Freundes. Anfangs schaute er mir einfach beim Masturbieren zu, ohne sich anzufassen. Dann beobachtete er den Geburtstagsdreier mit seinen neutralen Blicken. Was ist seine Form von Erregung, fragte ich mich und war gleichzeitig angetörnt von der außergewöhnlichen Situation. Ich genoss es, wie sein Freund, der vornehmlich schwul lebte, seinen breiten Penis in meiner Freundin versenkte und wie ich in seinem Anus verschwand. Die uns zuschauenden Augen schienen unseren Sex zu registrieren und abzuspeichern, um ihn dann irgendwann für sich selbst als Kopfkino aufzurufen.

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