Ein echter Unterwelt-Krimi": Mit diesen Worten präsentierte Moderator Rudi Cerne den Fall am Mittwochabend in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY…ungelöst". Es ging um den mysteriösen Tod des Reemtsma-Entführers Wolfgang Koszics.
Die Leiche des 72-Jährigen war im Februar 2014 im Meer vor der portugiesischen Stadt Sagres an der Algarve entdeckt worden, die Hintergründe des Todes sind mysteriös. Die portugiesische Polizei geht von einem Selbstmord des 72-Jährigen aus, die deutschen Ermittler zweifeln an dieser Version. Das Landeskriminalamt hält ein Tötungsdelikt für möglich.
Fast fünf Millionen Menschen verfolgten die "XY...ungelöst"-Sendung am Mittwoch vor dem Bildschirm. 30 Anrufer meldeten sich noch am Abend im Sendestudio - unter anderem auch Personen, die die Ermittler vor Jahren kontaktiert hatten, zu denen der Kontakt dann aber abgerissen war. Nach der Sendung haben sich weitere Anrufer bei der Hamburger Polizei gemeldet, zu deren Zahl und Informationen bisher noch nichts bekannt ist.
"Zu viele Merkwürdigkeiten"
Nur eines scheint derzeit sicher zu sein: Ermittlungen wie die im Fall Koszics "brauchen Zeit", wie Kriminalhauptkommissar Christian Meinke vom Landeskriminalamt Hamburg betonte.
"Insgesamt sind es ein paar Merkwürdigkeiten zu viel für einen Selbstmord", sagte Meinke. Die Leiche habe im Meer ohne Hose und Papiere getrieben. Fast vier Promille Alkohol seien in Koszics' Blut festgestellt worden - dabei soll der Tote kein Trinker gewesen sein.
Der Hamburger Rechtsmediziner Klaus Püschel und Beamte des Landeskriminalamts werden in Kürze nach Portugal reisen, um Koszics' Leiche ein zweites Mal zu obduzieren. Wann und wohin genau sich die Experten auf den Weg machen, ist noch unklar.
Koszics fühlte sich bedroht
Koszics hatte 1996 zu der vierköpfigen Bande um Thomas Drach gehört, die den Hamburger Millionenerben Jan Philipp Reemtsma in einem Verlies in Garlstedt bei Bremen festgehalten hatte. 33 Tage später ließen die Täter den Sozialwissenschaftler für umgerechnet rund 15 Millionen Euro frei. Vom Großteil des Geldes fehlt bis heute jede Spur. Koszics war Ende Mai 1996 in der spanischen Stadt Murcia festgenommen worden im Februar 1997 schließlich zu einer Haftstrafe von zehneinhalb Jahren verurteilt worden.
Nach seiner Entlassung aus der Haft im Jahr 2011 fühlte sich Koszics nach Darstellung von "XY...ungelöst" bedroht, besonders nach Drachs Freilassung im Oktober 2013. Der hatte der Sendung zufolge vor Gericht erklärt, Koszics habe die Hälfte des Lösegelds erhalten. Gegenüber der Polizei habe Koszics dagegen darauf beharrt, nur einen geringen Teil des Lösegelds bekommen zu haben. "Wir reden dann immerhin noch über zwei bis vier Millionen D-Mark", sagte Meinke. Der Kommissar hält es für möglich, dass 1996 noch Geld vergraben wurde und dass Koszics auf zwei Reisen nach Marseille Anfang 2014 nach Geldverstecken suchte.