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Saint-Tropez Wo das Weib noch immer lockt

Dieser Ort ist der Inbegriff sommerlicher Eskapaden: Für ein paar Tage legen die Schönen und Reichen dieser Welt ihre Kleidung ab und taumeln besoffen vor Glück und Champagner über die Strände des einstigen Fischerortes Saint-Tropez.

Das Fest der Reichen und Schönen beginnt immer nachmittags. Man muss sich doch schließlich ausschlafen und gelegentlich auch teuer shoppen gehen. Mit dem "Apéro", vielleicht einem Kir oder einem ersten Gläschen Champagner läutet der Jet-Set am legendären Strand von Pampelonne die nächste Runde ein. Sie dürfte bis tief in die Nacht dauern. Ein paar Kilometer entfernt döst derweil das einstige Fischerstädtchen Saint-Tropez in der Gluthitze noch vor sich hin. 5600 "Tropéziens" gibt es, die jährlich Besuch von fünf Millionen erhalten - zumeist normalen Touristen, die mal nach den Prominenten schauen wollen.

Und diese Prominenten - Stars und Möchtegern-Sternchen, Neureiche und Wirtschaftskapitäne - sind es, die Saint-Tropez im Sommer immer noch zu einem Nabel der Welt und damit zum Rummelplatz machen. Vor ein paar Tagen waren sie alle hinter der superben Spanierin Penelope Cruz her, als sie Katz und Maus mit den Neugierigen und den Paparazzi spielen musste, um bei dem Bummel von Boutique zu Boutique wenigstens etwas voranzukommen. Gut, die Fotos waren nachher im Kasten, die den Schauspielstar auch so zeigen: im goldgelben Bikini den Meeresfluten am Golf von Saint-Tropez entsteigend. Das erinnert doch an jemanden? Richtig, an Brigitte Bardot, die es vormachte, in Blond allerdings.

Schon B.B. machte es vor

Vor einem halben Jahrhundert drehte "B.B.", die auf ihren 72. Geburtstag zusteuert, das kleine erotische Meisterwerk "Und ewig lockt das Weib". Mit dem Regisseur und damaligen Gatten Roger Vadim pflegte das europäische Sex-Symbol der Nachkriegszeit nach den harten Drehtagen im "Club 55" am Pampelonne-Strand zu dinieren. Noch immer kommt der amerikanische Filmstar Jack Nicholson jeden Sommer, um rund um den "Club 55" zu überprüfen, ob das Locken wirklich ewig ist. Es scheint so zu sein. Hier, wo jedes Sandkorn Gold wert ist, wo man bei gut gedeckten Kreditkarten klimatisierte polynesische Hütten für 250 Euro pro Tag mieten kann, dürfte wohl jeder auf seine Kosten kommen.

Weil "Saint-Trop’" ein Magnet wie eh und je ist und ein Gesetz von 2001 das Bauen in Naturumgebung drastisch einschränkt, erreichen die Immobilienpreise mittlerweile Schwindel erregende Höhen - selbst für die Côte d’Azur! 300 000 Euro für enge 50 Quadratmeter im Zentrum von Saint-Tropez, bis zu drei Millionen für eine 250-Quadratmeter-Villa auf der Höhe der Halbinsel bei Ramatuelle. "Die Preise haben sich in den fünf Jahren verdreifacht", erklärt der Immobilienhändler Nicolas Barranco. Auf nahezu 60 verdoppelt hat sich in diesen wenigen Jahren dabei auch die Zahl der Immobilienagenturen. Und es sind Ausländer, die sich auf die rarer gewordenen Villen ihrer Träume stürzen, allen voran Engländer, Schweizer, Belgier, Amerikaner und nun auch Russen.

Leben in der Luxus-Vitrine

Für die überaus feuchten und lauten Nächte in einer der etwa 20 Discotheken wie "VIP Room", "Le Papagayo" oder "Les Caves du Roy" könnte es vielleicht nicht mehr reichen, wenn es diese Luxusvilla über Saint-Tropez sein soll: Fünf Schlafzimmer und fünf Bäder, dazu ein riesiger Salon mit Blick aufs Meer, ein Wintergarten. Draußen auf nicht weniger als 2500 Quadratmetern selbstverständlich der Pool mit Poolhouse, Barbecue und Kochecke. Das alles für schlappe fünfeinhalb Millionen Euro. Im nicht so weit entfernten Saint-Raphaël müsste man dafür nur zwei bis zweieinhalb Millionen hinlegen.

Aber Saint-Tropez mit seiner anmutigen Kirche in provenzalischen Farben ist doch immer noch etwas Besonderes. Wozu nicht nur Brigitte Bardot, sondern auch Errol Flynn, Sylvester Stallone, Claudia Schiffer, Elton John und ungezählte andere Liebhaber dieses Fleckens ihren Teil beigetragen haben. So ewig wie das Weib scheint diese Luxus-Vitrine zu locken.

Hanns-Jochen Kaffsack/DPA DPA

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