Projekt der Stiftung stern in Mexiko Sie leitet ein Altersheim für ehemalige Sexarbeiterinnen – jetzt braucht Jesica Vargas selbst dringend Hilfe

Die Bewohnerinnen des Casa Xochiquetzal in Mexiko-City. Jesica Vargas (vorne mit schwarzer Maske) kümmert sich um die ehemaligen Sexarbeiterinnen. Jetzt ist sie an Krebs erkrankt
Die Bewohnerinnen des Casa Xochiquetzal in Mexiko-City. Jesica Vargas (vorne mit schwarzer Maske) kümmert sich um die ehemaligen Sexarbeiterinnen. Jetzt ist sie an Krebs erkrankt
© Jan Christoph Wiechmann
Das Casa Xochiquetzal in Mexiko-City ist ein einzigartiges Projekt. Ehemalige Sexarbeiterinnen bekommen hier ein Zuhause, erhalten medizinische und psychologische Hilfe. Jetzt ist die Leiterin Jesica Vargas an Brustkrebs erkrankt und selbst auf Hilfe angewiesen.

Sie ist immer gut gelaunt, auch wenn das Geld mal wieder knapp ist. Sie hat immer ein Lächeln parat, auch wenn die Nachrichten schlecht sind – und die Nachrichten sind oft schlecht: Die Stadt streicht Zuwendungen. Die Spenden gehen zurück. Die Essenshilfen fallen weg in Zeiten der Pandemie.

Jesica Vargas ist Leiterin des Casa Xochiquetzal, des weltweit einzigen Altenheims für ehemalige Sexarbeiterinnen. Sie erhielt das Gebäude im Zentrum von Mexiko-City vor mehr als zehn Jahren von der Stadt, als der jetzige Präsident López Obrador noch Bürgermeister war. Seitdem nimmt Vargas ehemalige Sexarbeiterinnen auf, die auf der Straße gestrandet sind. Sie gibt ihnen ein Zuhause. Vermittelt medizinische und psychologische Hilfe und Physiotherapeutinnen. Versorgt sie mit Essen und Medizin.

Die Seele des Hauses

"Jesica ist die Seele unseres Hauses", sagen die 17 Bewohnerinnen, im Alter zwischen 65 und 88, einhellig. Irgendwie hat sie es trotz Geldnot immer geschafft, das Altenheim zu erhalten, auch mit Unterstützung der Stiftung Stern.

Jetzt gibt es schlechte Nachrichten für Jesica Vargas persönlich schlecht: Brustkrebs. Ein Tumor ist entdeckt worden. Sie hatte gerade erst ihren 40. Geburtstag.

Da Vargas keine Krankenversicherung hat, muss sie die Behandlung aus eigener Tasche bezahlen, jedenfalls dann, wenn diese schnell erfolgen soll. Allein für die Chemotherapie und Operation benötigt sie etwa 20.000 Euro, die sie nicht hat. In wenigen Fällen werden die Behandlungen von Krebserkrankungen vom Instituto de la Salud y del Bienestar übernommen, allerdings müsste Vergas da jemanden im Institut sehr gut kennen, um in das Programm reinzukommen. Und der Andrang ist groß in einer Stadt wie Mexico City. Daher sind Vargas‘ Hoffnungen nicht groß.

"Mir selbst geht es nicht so gut, aber den Frauen glücklicherweise schon", schrieb sie dem stern per Whatsapp in der vergangenen Woche und schickte mehr als 100 Fotos von den Bewohnerinnen. "Wir unterstützen jetzt auch 350 Frauen und deren Familien, die keinen Platz im Heim finden, mit Essen und Trinken. Das macht alle glücklich."

Die Stiftung stern hat das Casa Xochiquetzal in den vergangenen Jahren mit 23.000 Euro unterstützt. Aufgrund unserer Satzung aber können wir keine Einzelfallhilfe leisten und damit Jesica Vergas nicht direkt unterstützen. Eine deutsche Freundin von Vargas aber, die zwei längere Praktika im Casa Xochiquetzal absolvierte, hat über das Spendenportal Gofundme eine Sammelaktion aufgesetzt.

Wer Jesica Vargas helfen will – hier gibt es die Möglichkeit.