Neues Überwachungsgerät Amazons Haushaltsroboter "Astro" – er bringt Getränke und filmt alles

Der neue Amazon-Roboter Astro
Der neue Amazon-Roboter Astro
© Amazon / AFP
Amazon hat einen Haushaltsroboter namens Astro vorgestellt. Er sieht aus wie ein Tablet auf Rädern – und soll als rollende Alarmanlage, Videotelefon-Assistent und Getränkehalter dienen. Praktisch oder unheimlich?

Für bahnbrechendes Design ist in der Tech-Welt Apple zuständig, während Amazon eher fürs Praktische steht. Und so sieht er denn auch aus, Amazons neuer rollender Haushaltsroboter namens Astro: Ein bisschen unbeholfen schaut er mit großen runden Augen in die Welt, so als würde er sich selbst wundern, warum jemand hier ein Tablet auf einen Staubsauger geschraubt hat.

Saubermachen gehört allerdings nicht zu Astros Aufgaben, denn er ist kein Saugroboter. Mit dem Gerät macht Amazon den ersten Schritt, um eine neue Art von smarten Haushaltshelfern in den Massenmarkt zu bringen, die verschiedene Aufgaben übernehmen können. "Wir glauben, dass in fünf bis zehn Jahren jeder Haushalt mindestens einen Roboter haben wird", sagte Amazons Gerätechef Dave Limp bei der Präsentation von Astro am Dienstagabend deutscher Zeit. 

Schwerpunkt auf Überwachung

Astro hat nicht nur einen Bildschirm, sondern auch Augen und Ohren in Form von Kameras und Mikrofonen. Und er bewegt sich selbstständig auf Rädern durchs Haus, auch wenn seine Besitzer nicht zu Hause sind. Wie eine Mischung aus mechanischem Wachhund und mobiler Alarmanlage kann Astro durch die Räume tigern, Geräusche von splitterndem Glas oder Alarmsignale von Rauchmeldern erkennen, und Livebilder an Herrchen oder Frauchen senden.

Praktisch und auch ein bisschen unheimlich: Die Kamera kann die Heim-Patrouille an einer Stange bis zu einem Meter ausfahren, um über störende Hindernisse hinwegzusehen. Sogleich kommen einem Science-Fiction-Filme in den Sinn, in denen smarte Roboterhelfer mit all ihren nützlichen Fähigkeiten sich nicht nur gegen Einbrecher wenden, sondern auch gegenüber ihren Besitzern übergriffig werden. 

Astro kann seine Kamera teleskopartig ausfahren
Astro kann seine Kamera teleskopartig ausfahren
© Amazon / AFP

Getränkehalter und Gesichtserkennung

Vielleicht auch deshalb hat Amazon ein so harmlos-sympathisches Feature wie den Getränkehalter integriert. Ja, Astro kann auch als Butler genutzt werden. Zwar fehlen ihm die Arme, um selbstständig den Kühlschrank zu öffnen und ein Bier herauszuholen. Aber es ist möglich, ein Getränk im Halter zu platzieren und der selbstverständlich integrierten Sprachsteuerung zu sagen, welche Person die Erfrischung erhalten soll. "Ich kann ihm sagen, finde meine Frau" – und Astro fahre das Getränk dann zu ihr rüber, berichtete Amazon-Manager Limp bei der Vorstellung. Denn Astro kann tatsächlich verschiedene Hausbewohner an ihren Gesichtern erkennen – ein weiteres Feature, was Datenschützern Bauchschmerzen bereiten dürfte.

Amazon bemühte sich daher sogleich zu erklären, dass die Privatsphäre durch den neuen Mitbewohner nicht gefährdet sei. Aufnahmen seien nur für die Nutzer verfügbar, Navigationsdaten würden nur auf dem Gerät und nicht in der Cloud gespeichert und auch die Polizei erhalte keinen Zugriff auf die Daten des Gerätes, sollte sie sich einmal dafür interessieren. Also alles kein Problem, theoretisch. 

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Rollende Kommunikationszentrale

Eine weitere zentrale Aufgabe von Astro soll die einer rollenden Kommunikationszentrale sein. Dank des tabletartigen Bildschirms kann er für Videotelefonie genutzt werden. Wer beim Telefonieren nicht still vor dem Bildschirm sitzen will, kann durchs Haus stromern und sich von Astro auf Schritt und Tritt folgen lassen.

Eine Funktionalität hat der Amazon-Roboter überraschenderweise nicht: Es fehlt die Stimme. Astro nimmt zwar Sprachbefehle entgegen, antwortet jedoch nicht. Er soll aber mit Amazons Echo-Lautsprechern verknüpft werden können, sodass Alexa Astro über diesen Umweg ihre Stimme leihen kann.

Wer möchte, dass Astro in bestimmten Räumen nicht herumschnüffelt, hat zwei Möglichkeiten. Er kann einstellen, dass diese als No-Go-Area gelten. Oder er kann die Tür zumachen: "Es gibt Gründe dafür, dass es Türen gibt - und Astro kann keine Türen öffnen", sagte Amazon-Manager Limp.

Noch gibt es Astro nicht allgemein zu kaufen. Amazon will die Neuheit zunächst ausgewählten Testnutzern zum Preis von 1000 US-Dollar zur Verfügung stellen. Der reguläre Preis soll dann bei 1500 Dollar liegen. Ob und wann Astro in Deutschland auf den Markt kommt, ist noch unklar.

mit Material von DPA