Chefwechsel Nike-Chef gibt nach Strategiestreit auf

Erst seit einem Jahr im Amt und jetzt schon wieder weg: Da er sich mit Firmengründer und Nike-Chef Philip Knight nicht auf einen gemeinsamen Kurs einigen konnte, nahm William Perez seinen Hut.

Der erst seit gut einem Jahr amtierende Chef des weltgrößten Sportartikelherstellers Nike, William Perez, ist nach einem Strategiestreit von seinem Amt zurückgetreten. Er sei sich mit Firmengründer und Chairman Philip Knight nicht in allen Fragen einig gewesen, wie das Unternehmen auf seinem Kurs zu langfristigem Wachstum am Besten zu führen sei, begründete Perez am Montag seinen Schritt. Nachfolger an der Spitze von Nike soll nach Firmenangaben Mark Parker werden, der bisher Co-Präsident der Marke Nike ist. Perez war im Dezember 2004 nach einer langen Karriere beim Konsumartikelhersteller S.C. Johnson & Sons zu Nike gewechselt. Seine fehlende Erfahrung im Sportschuhgeschäft war ihm von Anfang an angekreidet worden.

Analysten in Sorge über Nike-Kurs

Zuletzt hatten sich Investoren und Analysten besorgt darüber gezeigt, dass der Wettbewerb für Nike durch die anstehende Fusion des deutschen Rivalen Adidas mit dem US-Konzern Reebok drastisch zunehmen könnte. Am Mittwoch sollen die Reebok-Aktionäre die Übernahme beschließen. Auch die Entscheidung der EU-Kommission dürfte kurz danach folgen, so dass die Fusion möglicherweise bald vollzogen werden könnte.

Der in Beaverton im US-Bundesstaat Oregon ansässige Konzern teilte mit, das Board des Unternehmens und Perez hätten vereinbart, den Vertrag des Managers aufzulösen. Firmengründer Knight erklärte, Nachfolgeregelungen seien immer eine große Herausforderung. Und im Fall von Perez hätten sich die Erwartungen aller Beteiligten nicht erfüllt. Perez erklärte in einer Stellungnahme: "Es wurde offensichtlich für mich, dass den langfristigen Interessen des Unternehmens am ehesten durch meinen Rücktritt gedient ist."

Die Chemie stimmte nicht

Analyst John Shanley von der Susquehanna Financial Group sagte, der abrupte Rücktritt von Perez nach nur 13 Monaten im Amt sei eine Überraschung, auch wenn es schon Spekulationen über Meinungsverschiedenheiten gegeben habe. "Ich denke nicht, dass Investoren dies sehr wohlwollend betrachten", sagte er. Der Rücktritt habe aber wahrscheinlich nichts mit den Schwierigkeiten von Nike auf den Märkten außerhalb der USA zu tun, sondern dürfte wirklich auf der persönlichen Ebene begründet sein. Perez soll nach Firmenangaben noch zwei Jahresgehälter von jeweils 1,4 Millionen Dollar und einen Bonus von zumindest 1,75 Millionen Dollar erhalten.

Nike hatte zuletzt dank starker Geschäfte in den USA seinen Quartalsgewinn nochmals um 15 Prozent gesteigert. Verhaltenere Zahlen zur Auftragsentwicklung und eine sinkende Bruttorendite hatten aber die Investoren enttäuscht. Konkurrent Adidas wird durch die anstehende Übernahme von Reebok auf dem wichtigen Heimatmarkt von Nike in den USA erheblich stärker. Auch insgesamt rückt Adidas dann mit einem Umsatz von zuletzt etwa neun Milliarden Euro bedeutend an Nike mit zuletzt etwa elf Milliarden Euro heran.

Nike könnte für Puma bieten

Zuletzt hatte es erneut Gerüchte gegeben, Nike könnte für eine Übernahme des benachbarten Adidas-Konkurrenten Puma bieten. Dessen Großaktionär, die Beteiligungsfirma Mayfair der früheren Tchibo-Miteigentümer Günter und Daniela Herz, hatte aber betont, seine Beteiligung von gut einem Viertel der Puma-Anteile stehe nicht zum Verkauf.

mit Reuters