Goleo-Pleite Ex-Nici-Chef Pfaff in Haft

Nach der Pleite des "Goleo"-Herstellers Nici sitzt dessen Mitgründer Ottmar Pfaff im Gefängnis. Er hat Bilanzfälschung im großem Umfang gestanden - allerdings nicht, um sich zu bereichern. Mit dem erschwindelten Geld wollte er seine Firma retten.

Der Vorwurf gegen den abgesetzten Nici-Vorstandschef Ottmar Pfaff laute auf Betrug in einem besonders schweren Fall, teilte die Staatsanwaltschaft Hof mit. Pfaff sitze seit dem Wochenende in Untersuchungshaft. Der Anwalt des 57-Jährigen, Wolfgang Dingfelder, sagte der "Süddeutschen Zeitung", Pfaff habe Bilanzfälschungen in großem Umfang gestanden. Er habe sich selbst aber nicht bereichert, sondern das erschwindelte Geld in die Firma gesteckt, um dort Entlassungen und schmerzliche Einschnitte zu verhindern, sagte Dingfelder.

Luftbuchungen und Scheingeschäfte

Pfaff wird vorgeworfen, Scheingeschäfte in Höhe von rund 50 Millionen Euro getätigt zu haben. Die Forderungen verkaufte er an so genannte Factoring-Gesellschaften. Von diesen soll Pfaff rund 40 Millionen Euro ausbezahlt bekommen haben.

Der 1986 gegründete Plüschtierhersteller, der das WM-Maskottchen "Goleo" vermarktet, hatte in der vergangenen Woche Insolvenz angemeldet. Schon kurze Zeit später hatte der Insolvenzverwalter Michael Jaffe von Unregelmäßigkeiten in der Bilanz gesprochen. Für 2005 hatte Nici einen Umsatz von 155 Millionen Euro ausgewiesen. Schon vor dem Insolvenzantrag hatte Nici die Übersichten zur Geschäftsentwicklung aber von seiner Internet-Seite entfernt.

"Er wollte dort niemandem weh tun"

Pfaffs Anwalt Dingfelder sagte, sein Mandant habe die Firma als große Familie empfunden. "Er wollte dort niemandem weh tun", ergänzte er. Daher habe er in den vergangenen Jahren entstandene Verluste mit Erlösen für verkaufte Forderungen aus erfundenen Rechnungen beglichen. Die Scheinrechnungen verkaufte er an Factoring-Gesellschaften von Banken.

"Zuletzt hat Pfaff gehofft, mit dem WM-Maskottchen Goleo so viel Geld einzunehmen, dass er die finanziellen Lücken schließen kann", sagte Dingfelder weiter. Statt der erhofften 35 Millionen Euro seien bislang aber nur 14 Millionen eingenommen worden. Zuletzt habe sich Pfaff den Mitgesellschaftern, Vorstandskollegen und Wirtschaftsprüfern offenbart. Der Aufsichtsrat entließ Pfaff, der das Unternehmen mit aufgebaut hat und zusammen mit Familie und Verwandten den größten Teil der Anteile hält.

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