Nach Grupp-Aussagen Ist Homeoffice überflüssig? Maschmeyer widerspricht Trigema-Boss

Carsten Maschmeyer in der "Höhle der Löwen"
Carsten Maschmeyer ist offen für Homeoffice
© Bernd-Michael Maurer / RTL
Trigema-Chef Wolfgang Grupp hat mit markigen Worten gegen das Arbeiten im Homeoffice geschossen. Unternehmer Carsten Maschmeyer erklärt, warum Grupp unrecht hat.

Ist der Trend zum Homeoffice eine große Fehlentwicklung? Trigema-Chef Wolfgang Grupp hat vor einigen Tagen mit abfälligen Worten über Heimarbeiter für Aufsehen gesorgt. "Homeoffice gibt's bei mir nicht. Wenn einer zu Hause arbeiten kann, ist er unwichtig", sagte Grupp, dessen Textilfirma rund 1200 Mitarbeiter beschäftigt, dem "Tagesspiegel". "Je mehr die Leute studiert haben, desto mehr Homeoffice wollen sie – aber bei mir könnten sie sich dann auch gleich arbeitslos melden, weil sowieso keiner merkt, ob sie arbeiten oder nicht", so der 81-Jährige.

Sehen Sie im Video: Umfrage zum Büroalltag – was Homeoffice-Lösungen verändern können und was nicht.

Flexible Arbeitsformen für mehr Produktivität? Der Arbeitsmarktexperte Ulf Rinne sieht hier besonders bei gewissenhaften Arbeitnehmern ein großes Potential.
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Viele Konferenzen, Mailflut, unproduktive Arbeitszeit – was Homeoffice-Lösungen verändern können und was nicht

Das sehen längst nicht alle Chefs so. Mit Carsten Maschmeyer hat nun ein besonders prominenter Unternehmer dem Trigema-Patriarchen widersprochen. "Wenn du jemandem nicht zutraust, zu Hause zu arbeiten, hättest du ihn gar nicht erst einstellen sollen", antwortet Maschmeyer in "Bild". Er warnt davor, Präsenz mit Produktivität zu verwechseln. Es zähle "nicht die Zeit, die man am Schreibtisch sitzt, sondern das Ergebnis zum Schluss! Kontrolle demotiviert. Kontrolle führt zur Unproduktivität." 

Schlaue Arbeitgeber würden sowohl auf Homeoffice als auch auf Büropräsenz setzen, meint Maschmeyer. Zuhause lasse es sich oft konzentriert arbeiten, während das Büro ein Ort für Kreativität und Teamgeist sei. Zudem helfe Homeoffice Unternehmen auch, dringend benötigte Fachkräfte zu gewinnen. Weniger Pendler sorgten für weniger Verkehr und frei werdende Bürofläche könnte für andere Zwecke wie Wohnen genutzt werden. Maschmeyers Apell: "Die Wiederkehr der Präsenzkultur muss dringend aufgehalten werden."  

Homeoffice: Jeder Vierte arbeitet (auch) zu Hause

Fakt ist: Das Homeoffice ist für viele Beschäftigte Arbeitsalltag. Etwa jeder vierte Erwerbstätige hat laut Statistischem Bundesamt im vergangenen Jahr (auch) von zu Hause aus gearbeitet. Ob und wie stark das möglich ist, hängt natürlich nicht nur vom Chef, sondern auch von der Art des Jobs ab. Die Trigema-Textilien etwa lassen sich nicht von zu Hause aus produzieren und die verwaltenden Aufgaben sollen nach Grupps Willen dann ebenfalls in der Firma erledigt werden. 

Aber auch in Unternehmen mit vielen Bürojobs wird seit dem Ende des Corona-Ausnahmezustands darum gerungen, wie viel Homeoffice möglich sein soll und wie viel Präsenz nötig ist. Laut einer aktuellen Umfrage des ifo-Instituts gibt es in bestimmten Bereichen durchaus Abbau von Büroflächen, während die meisten Unternehmen ihre Büroflächen unverändert lassen. "Nur 9,1 Prozent aller Firmen planen, ihre Büros wegen Homeoffice zu verkleinern. In einzelnen Branchen sind es jedoch deutlich mehr, mit bis zu 40 Prozent", sagt ifo-Experte Simon Krause. Weniger Bürofläche planen insbesondere Arbeitgeber in der Rundfunk- und Automobilbranche, in Werbung und Marktforschung sowie Informationsdienstleister und die IT-Branche.

bak